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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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nicht unfreundlich. Die Dame betrachtete mit hochgezogenen Brauen das Malheur. Ihr elegantes Abendkleid aus silberdurchwirktem Brokat hatte etwas von der perlenden Flüssigkeit abbekommen.
    Dr. Bruckner war sekundenlang wie erstarrt. Dann sprang er auf, riß sich das Seidentuch aus der Brusttasche und offerierte es der Unbekannten mit einem um Verzeihung bittenden Lächeln.
    »Entschuldigen Sie vielmals, gnädige Frau, ich … ich bin so ungeschickt gewesen. Es ist mir unendlich peinlich.«
    Sie tupfte ein paarmal über den feuchten Stoff und gab dann das Tuch zurück. Ihre großen, grünlich schillernden Augen blickten ihn offen und beinahe etwas abwägend an.
    »Schon gut! Sekt gibt ja keine Flecken und – außerdem sagt man doch, daß Scherben Glück bringen. Nicht wahr?«
    »Ja … gewiß, gnädige Frau«, gab Bruckner verwirrt zurück.
    Alles hätte er erwartet – nur nicht diese Reaktion. Warum war sie nicht wütend, warum machte sie keine Szene oder wandte sich zumindest hoheitsvoll von ihm ab? Er schaute sie etwas genauer an: wundervolles blauschwarzes Haar umrahmte ein ovales, sehr apartes Gesicht, dazu unergründliche Nixenaugen, ein makelloser Teint, verheißungsvolle Lippen, die Figur einer Venus …
    Dem leicht beschwipsten Jünger des Äskulap wurde es plötzlich ganz komisch zumute. Das war sie ja, die Verkörperung seiner ›Traum-Eva‹! Nahe vor ihm, greifbar nahe! Er brauchte nur die Hand auszustrecken und …
    »Ist Ihnen nicht gut?« fragte in diesem Moment ihre sanfte, melodische Stimme.
    Wie erwachend griff er sich an die Stirn. »Pardon, ich war … ich war in Gedanken, gnädige Frau. Fast scheint es, als müßte ich mich laufend bei Ihnen entschuldigen. Sie sind wirklich zu gütig. Ich verspreche ab sofort Besserung, wenn Sie mir die Freude machen und ein Glas Sekt mit mir trinken.«
    »Angenommen«, erwiderte die schöne Fremde ungeziert. »Ich will Ihnen diese Chance zur Wiedergutmachung geben.«
    Der Barkeeper hatte inzwischen die Spuren des kleinen Malheurs beseitigt. Wunschgemäß servierte er jetzt das prickelnde Naß, stellte einen Behälter mit Strohhalmen parat und zog sich dann diskret zurück.
    »Auf Ihr Wohl, gnädige Frau!« Thomas Bruckner erhob sein Glas. »Und … eigentlich auch auf mein Mißgeschick, dem ich die Freude Ihrer Bekanntschaft verdanke.«
    »Ganz meinerseits. Ich trinke … auf die geheimen Wünsche und Sehnsüchte im Leben.« Ein flüchtiger, rätselhafter Blick – dann senkte sie wieder die Lider.
    »Gestatten Sie, daß ich mich Ihnen vorstelle. Mein Name ist …«
    »… völlig unwichtig«, unterbrach sie schnell. »Es gibt wenig beglückende Zufälle im Leben. Man sollte sie genießen und nicht durch konventionelle Banalitäten entweihen. Ja – entweihen! Schauen Sie mich nicht so entsetzt an! Ich liebe im allgemeinen auch keine großen Worte. Lassen wir das! Ich möchte viel lieber tanzen.«
    Thomas Bruckner glaubte zu träumen. Da hielt er nun dieses bezaubernde Geschöpf im Arm, das sich seiner Führung anpaßte. Vor einer Stunde noch war er enttäuscht, abgespannt und beinahe bereit, zu resignieren. Jetzt aber …
    Unwillkürlich legte er den Arm fester um seine Partnerin. Sie widerstrebte nicht. Ein unbekanntes, tiefempfundenes Etwas hielt sie beide umfangen. Es bedurfte keiner erklärenden Worte. Sie fühlten sich eins. Das gemeinsame Erleben hüllte sie ein wie ein schützender Mantel.
    Stunden waren vergangen, Stunden voller Glück. Wieder saßen sie an der Bar und tranken Champagner. Ihre Augen strahlten, wenn sie einander ansahen. Ja, das Leben war schön – wunderschön und verheißungsvoll!
    »Verzeihung, gnädige Frau, Sie werden am Telefon verlangt.«
    Sekundenlang herrschte Schweigen. Die beiden wollten es einfach nicht wahrhaben, daß die Wirklichkeit, der Alltag plötzlich in ihr kaum begonnenes Märchen eindrang.
    »Danke, John, ich komme!« sagte sie schließlich mit müder Stimme und wandte sich dann wieder Dr. Bruckner zu: »Ich bin gleich zurück. Jetzt muß ich um Entschuldigung bitten. Wir sind also quitt – in dieser Beziehung, meine ich.«
    Ein Lächeln, ein Blick, der Seligkeit versprach – dann war sie gegangen …
    »Ja, bitte?«
    »Entschuldigen Sie, Frau Professor, daß ich anrufe. Aber – ich kann Sie nachher nicht abholen.«
    »Was ist denn los, Johann?« kam es ungeduldig zurück. »Ist etwas passiert? Sind Sie krank geworden?«
    »Nein, gnädige Frau. Ich muß sofort nach München fahren. Ihr

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