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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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möchte … äh … ich hörte …« Wie hieß bloß das verflixte Losungswort? »Petersburger Nächte!« brachte er schließlich mit einem befreienden Aufatmen hervor.
    Die Luke wurde wieder geschlossen. Quietschend drehte sich die schwere Tür in den Angeln. Thomas Bruckner trat ein.
    Der geräumige Flur war in unwirkliches Licht getaucht. Die Wände zierten überdimensionale Spiegel in goldenen Rahmen. Sie schienen den Raum ins Unendliche zu erweitern. Roter Veloursbelag dämpfte den Schritt.
    »Bon soir, Monsieur. Darf ich um Ihre Garderobe bitten?«
    Bruckner musterte den befrackten ›Empfangschef‹, der die Tür wieder sorgfältig verschlossen hatte und nun abwartend neben ihm stand. Nur die schwarze Schleife verriet den Angestellten, sonst wirkte dieser ›Troika‹-Portier eher wie ein russischer Großfürst aus dem Bilderbuch.
    Dem jungen Arzt kam die ganze Szenerie derart operettenhaft vor, daß er nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken konnte. In welche obskure Kaschemme war er hier geraten? Vielleicht feierte man hier Orgien, schnupfte Kokain und rauchte Opium? Wer weiß! Vielleicht standen zusammengerechnet mehrere Jahrzehnte Zuchthaus an der Theke?
    Wie dem auch sei – jetzt hatten ihn Neugierde und Abenteuerlust gepackt. Er legte seinen Mantel ab, nahm die Garderobenmarke, gab dem ›Großfürsten‹ ein entsprechendes Trinkgeld – was dieser, ohne mit der Wimper zu zucken, diskret verschwinden ließ – und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
    Mit knapper Verbeugung ging der Befrackte an Dr. Bruckner vorbei, auf die linke Spiegelwand zu. Er berührte einen der goldenen Rahmen und – wie von Geisterhand gesteuert – glitt der Spiegel geräuschlos zur Seite.
    »Toller Mechanismus!« murmelte der junge Arzt verblüfft, während er durch die Öffnung trat.
    »Wie belieben?«
    Thomas Bruckner gönnte ihm keine Antwort. Mit leisem Prickeln schritt er den endlos scheinenden, schwach beleuchteten Gang entlang – vorbei an alten Ritterrüstungen, Jagdtrophäen, wertvollen Gobelins, türkischen Krummsäbeln und anderen antiquarischen Kostbarkeiten.
    Vor einer Doppeltür aus dunklem Eichenholz blieb der ›Großfürst‹ endlich stehen. Als Dr. Bruckner herangekommen war, öffneten sich – ebenfalls wie auf ein geheimes Kommando hin – gleichzeitig beide Türflügel.
    »Bon plaisir!« wünschte der Befrackte und wies einladend nach vorn.
    Der junge Arzt machte ein paar unsichere Schritte. Das Licht blendete ihn. Schützend legte er einen Moment die Hand über die Augen.
    Als er sich umwandte, war die Tür geschlossen und der ›Großfürst‹ verschwunden. Bruckner kam sich genarrt vor. Sicher hatte man seinen tölpelhaften Auftritt beobachtet und sich darüber amüsiert.
    Er blickte hoch und – steuerte dann schnurstracks auf eine Bar zu, das erste und einzige, was er bislang in dieser ungewohnten Umgebung bewußt wahrgenommen hatte. Lässig schwang er sich auf einen der unbequemen Hocker.
    »Whisky Soda!«
    »Sehr wohl, mein Herr!«
    Der Mixer gab die Bestellung mit gedämpfter Stimme an eine blonde, auffallend dezent gekleidete Bardame weiter. Wenig später servierte sie das Gewünschte mit einem liebenswürdigen, aber äußerst zurückhaltenden Lächeln.
    Nach dem dritten Whisky fühlte sich Thomas Bruckner soweit gestärkt, um tiefer in die Geheimnisse der ›Troika‹ einzudringen. Er drehte sich etwas zur Seite und musterte verstohlen die Gäste.
    Rademacher hatte nicht übertrieben. Das Publikum war – was Benehmen und Garderobe anbetraf – High-Society. Die Damen trugen traumhafte Garderoben und funkelnden Schmuck. Wenn diese Steine alle echt waren, so mußten hier Millionen versammelt sein. Manche der vorwiegend älteren Herren wirkten wie spanische Granden.
    Der saalartige Raum war durch Nischen, Verwinkelungen, kleine Podeste, tropische Pflanzen und mehrere Aquarien geschickt unterteilt. Er bot eine intime Atmosphäre von gediegener Eleganz. Kristall-Leuchter sorgten für eine aristokratische Note.
    Bruckner begann, sich hier wohl zu fühlen. Leise erklang jetzt Musik. Einige Paare tanzten. Unwillkürlich mußte er an seine abenteuerlichen Vermutungen denken – Rauschgift, Orgien, Gruselkabinett – und dabei lächeln.
    »Noch einen Whisky, bitte, aber diesmal pur!«
    Schwungvoll drehte er sich wieder der Bar zu und stieß dabei unvorsichtigerweise an eine Dame zu seiner Rechten. Der Sektkelch entfiel ihrer Hand und zerbrach.
    »Oh!«
    Es klang erstaunt und doch

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