Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
Vom Netzwerk:
hinlegen müssen. Zu stark hatte der Schmerz wieder in seinem Leib gewühlt. Ob Johann etwas ahnte?
    Mit quietschenden Reifen bog der Wagen um die Ecke und -wäre um ein Haar mit einem roten Sportwagen zusammengestoßen, wenn beide Fahrer nicht so geistesgegenwärtig reagiert hätten. Scharf trat Johann auf die Bremse, riß das Steuer nach rechts, raste ein Stück über den Bürgersteig und pendelte das Fahrzeug schließlich aus.
    Der Professor wurde von seinem Sitz hochgerissen und nach vorn geschleudert. Die Wucht des Aufpralls konnte er mit den Händen etwas abfangen. Entsetzt starrte er dem Sportwagen nach, dessen Fahrer für einen Augenblick stoppte und dann wie ein Pfeil an ihm vorüberschoß. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er das Gesicht des verwegenen Fahrers. Es kam ihm irgendwie bekannt vor …
    »Da sind wir, Herr Professor!« Johann sprang heraus und war seinem Chef beim Aussteigen behilflich. »Hoffentlich haben Sie sich bei dem starken Bremsen vorhin nicht gestoßen. Das ist ja gerade noch einmal gutgegangen.«
    Schwer stützte sich der Professor auf seinen Chauffeur, als sie den Kiesweg zur Villa hinaufgingen. In der Diele sank der alte Herr sogleich in einen Sessel.
    »Soll ich Ihnen eine Erfrischung holen, Herr Professor?« fragte Johann mitleidig. »Oder soll ich vielleicht die gnädige Frau wecken?«
    »Nein!« kam es barsch zurück. »Weder – noch!«
    Ratlos stand der Fahrer neben seinem Herrn. Er drehte die Mütze zwischen den Händen und blickte zu Boden. Was ging bloß in letzter Zeit hier vor?
    Da wurden plötzlich Schritte laut. Leichtfüßig eilte jemand den Gang entlang, und Absätze klapperten auf der Treppe.
    Der ›alte Löwe‹ richtete sich ruckartig auf. Yvonne durfte ihn so nicht sehen, in seiner Schwäche, noch nicht. Es kostete ihn eine ungeheure Anstrengung, aber er schaffte es.
    Mühsam hinkte er ihr ein Stück entgegen, schloß sie wortlos in die Arme und küßte sie auf beide Wangen. Zu Hause! Er war wieder zu Hause, und dieses Zuhause hieß: Yvonne. Noch nie hatte er das so beglückend empfunden wie bei diesem Wiedersehen.
    »Du bist noch auf, mein Herz?« In seiner Stimme schwang Zärtlichkeit. »Wie lieb von dir! Aber eigentlich hättest du nicht auf mich warten sollen. Schlaf ist wichtig, besonders für einen … jungen Menschen.«
    »Ich war in Sorge«, erwiderte Yvonne schnell – etwas zu schnell, wie es Johann schien. »Schön, daß du wieder da bist. Ich freue mich.«
    »Leider konnte ich dich nicht mehr verständigen.« Er legte den Arm um ihre Schultern und wandte sich langsam zum Gehen. »Entschuldige bitte. Die Sache kam ganz plötzlich. Ein paar Chirurgen …«
    Bergmann drehte sich nach dem Chauffeur um. »Sind Sie noch da, Johann? Gut! Wir haben etwas im Wagen vergessen, auf dem Rücksitz. Würden Sie es bitte holen? Ich glaube, wir werden alt, Johann.«
    Yvonne hatte sich inzwischen vollständig gefangen.
    Sie war ja nur deshalb so atemlos heruntergestürzt, weil sie heimlich gehofft hatte, er wäre zurückgekommen. Und dann sah sie sich plötzlich Robert gegenüber – einem müden, abgekämpften, alternden Mann. Um ein Haar hätte sie geschrien vor Enttäuschung, Mitleid und – Scham.
    »Hast du irgendeinen Wunsch?« fragte sie freundlich. »Sicher bist du furchtbar müde. Möchtest du noch etwas essen?«
    »Nein! Nichts essen!« Ein Abscheu malte sich auf seinen Zügen. »Ich möchte mich nur hinlegen und schlafen.«
    Überrascht betrachtete Yvonne ihren Mann. Bevor sie jedoch eine Frage an ihn richten konnte, kam Johann mit dem duftenden Strauß Rosen zurück. Feierlich überreichte er ihn dem Hausherrn.
    »Danke, Johann. Ich brauche Sie heute nicht mehr. Gute Nacht.«
    Umständlich löste Robert Bergmann das Papier, knüllte es zusammen und räusperte sich. Yvonne mußte lächeln. Wie ein großer Junge stand er da, den Strauß halb auf dem Rücken verborgen.
    »Bitte!« sagte er schließlich und hielt ihr mit beiden Händen die Rosen hin. »Für dich!«
    Gerührt nahm sie den Strauß entgegen. Es war das erste Mal seit ihrer Hochzeit, daß ihr Robert Blumen mitgebracht hatte. Gerade heute, wo …
    »Ich danke dir«, flüsterte sie ergriffen, küßte ihn flüchtig auf die Wange und eilte davon.
    »Yvonne?«
    »Ja.«
    Jäh war sie stehengeblieben. Sie drehte sich um.
    »Was machst du?«
    »Ich hole nur schnell eine Vase und koche dir heißen Tee, ja? Geh bitte schon nach oben. Ich bin gleich fertig.«
    Sie atmete erleichtert auf.
    »Laß

Weitere Kostenlose Bücher