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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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diesem Augenblick nicht, ob sie als Marionette agierte oder sich einfach vorbehaltlos einem stärkeren Willen unterwarf.
    »Augen schließen!«
    Er legte die Kosmetika auf den Schreibtisch, zog einen Schemel heran und ließ sich vor Dr. Kurz nieder. Sie hielt die Augen tatsächlich geschlossen. Ihre Nasenflügel vibrierten leicht. Das Gesicht wirkte gelöst.
    Aufmerksam betrachtete Thomas Bruckner sein ›Opfer‹. Ja, dieser Lippenstift war richtig. Die Farbe harmonierte ausgezeichnet mit dem etwas bräunlichen Teint und der Tönung des Haares. Sorgfältig zeichnete er die Konturen nach.
    »Ruhig bleiben! Nicht bewegen!«
    Er glich die Unebenheiten ihrer Augenbrauen aus, verteilte gleichmäßig einen Hauch Puder über dem Gesicht, gebrauchte etwas Rouge, färbte die langen Wimpern dunkel und fuhr mit der Hand ordnend durch die struppige Frisur. Nach längerem Bemühen konnte er sogar ein paar neckische Haarfransen asymmetrisch in die hohe Stirn ziehen.
    Dann trat Bruckner einen Schritt zurück und betrachtete kritisch sein Werk. Das Ergebnis war derart verblüffend, daß er programmwidrig durch die Zähne pfiff.
    »Donnerwetter!«
    Sie schlug die Augen auf, blinzelte etwas und schaute ihn dann erwartungsvoll an. Toll, diese Wandlung, einfach toll!
    »Jetzt noch die entsprechende Garderobe … karmesinrot für die Cocktailstunde, eventuell eine dezente Fliederfarbe für die Bar … am Vormittag ein unauffälliges Anthrazit. Der Schnitt eng, sportlich oder auch … klassisch, fließend. Es kommt natürlich auf das Material an.«
    »Natürlich kommt es auf das Material an.«
    »Wie bitte?« fragte er, völlig aus dem Konzept gebracht.
    »Es kommt immer auf den Stoff an, aus dem jemand gemacht ist«, erwiderte Ilse Kurz in belehrendem Ton.
    Ihr Lächeln wirkte auf einmal viel echter, sicherer, nicht mehr verkrampft. Sie setzte sich in Positur, schlug die Beine übereinander und mimte eine verwöhnte Diva. Sprachlos beobachtete Dr. Bruckner die Wandlung seines ›Opfers‹.
    »Gibt es hier nichts zu rauchen?« fragte sie mit hochgezogenen Brauen. »Keinen Cognac, keinen Whisky? Aber, aber, mein Herr!«
    Beide mußten schallend lachen. Der Bann war gebrochen. Und wieder fühlten sie – unausgesprochen – eine innere Verbundenheit.
    »Besten Dank, Kollege Bruckner! Ich habe sehr wohl verstanden. Ach, Sie … Sie können ja nicht wissen …«
    »Was? – Ich weiß es immer noch nicht.«
    »Ist auch unwichtig! Woher haben Sie eigentlich diese – beinahe beängstigenden – Kenntnisse in der Schönheitspflege?«
    »Streng geheim!« flüsterte er ihr ins Ohr. »Kann ich mich auf Sie verlassen?«
    »Immer!«
    »Also, ich habe … ich habe …«, Bruckner holte tief Luft, »ich habe mich ziemlich lang und eingehend mit Kosmetik beschäftigt. Auch mit kosmetischen Operationen!«
    »Interessant und zugleich etwas – hm – enttäuschend. Ich träumte nämlich schon davon, Sie hätten in Ägypten die Zaubermittel der verführerischen Kleopatra ausgebuddelt«, konterte Dr. Kurz schlagfertig.
    Das Telefon schrillte. Beide erschraken.
    »Hier Poliklinik, Bruckner.« Er blickte zu seiner Kollegin. »Ja, die ist hier … sofort auf Station kommen? … Der totale Magen … Gut, werde ich bestellen.« Er legte auf.
    »Ich habe verstanden«, sagte Ilse Kurz und erhob sich sofort. »Drücken Sie die Daumen, daß die arme Frau durchkommt. Und nochmals vielen Dank für Ihre Mühe.« Sie eilte zur Tür.
    »Keine Ursache, Frau Kollegin. Sie … Sie haben ja noch die ganze Schminke im Gesicht. So warten Sie doch, ich werde schnell …«
    Er brach ab. Die Ärztin war längst verschwunden.
    Yvonne brachte ihrem Mann das Frühstück ans Bett. Die Morgensonne warf goldene Strahlen ins Zimmer und ließ die Rosen auf dem Teewagen feurig glühen.
    »Guten Morgen, Robert. Hast du gut geschlafen?« Sie küßte ihn auf die Stirn.
    »Danke, Yvonne, und du?«
    »Schau, deine Blumen! Trotz der langen Fahrt sehen sie taufrisch aus«, sagte sie begeistert, ohne auf seine Frage einzugehen. Sie stellte den Strauß in Sichtweite auf die hohe Renaissancetruhe. »Eine Knospe fehlt allerdings, sie steht an meinem Bett.«
    »Hast du dich so darüber gefreut?« fragte Robert mit glücklichem Lächeln und küßte dankbar ihre Hand. »Ach, Yvonne, ich habe soviel nachzuholen bei dir. Du sollst das Leben genießen … genießen in vollen Zügen. Ich war bislang ein richtiges Ekel. Immer nur die Klinik!«
    »Robert, was redest du für

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