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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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Mitternacht.«
    »Mitternacht«, wiederholte er mit matter Stimme.
    Dann herrschte wieder Schweigen. Robert Bergmann hatte das Gesicht zur Wand gedreht. Sie sollte es nicht jedes Mal sehen, wenn sich seine Züge schmerzhaft verzerrten. Wenigstens das wollte er ihr ersparen.
    Yvonne hielt seine schlaffe Hand mit festem Griff umfaßt, so, als wolle sie ihm durch diese Berührung etwas abgeben von ihrer Gesundheit, ihrer Jugend. Er spürte den sanften Druck und verstand diese Geste sehr wohl. Eine Welle von Dankbarkeit, Zärtlichkeit und Liebe durchströmte ihn.
    »Du«, flüsterte er kaum hörbar, »mein Leben, mein alles.«
    Sie schwieg. Behutsam streichelte sie seine Wange – zum Zeichen, daß auch sie ihn verstanden hatte.
    Die große Standuhr in der Diele begann zu schlagen. Lautlos bewegten sich die Lippen des Kranken. Er zählte mit. Der metallene Ton verhallte.
    »Robert!«
    Yvonne war aufgesprungen. Schreckensbleich starrte sie ihren Mann an. Er hielt die Hände gegen den Leib gepreßt, hatte die Augen unnatürlich weit aufgerissen und rang keuchend nach Atem.
    »Robert, Liebster, was ist dir? So sprich doch, bitte! Sag nur ein Wort, nur ein einziges Wort«, flehte sie in panischer Furcht.
    Er reagierte nicht. Wie tot lag er da – bleich und eingefallen. Yvonne preßte ihr Ohr auf seine Brust. Aber sie konnte nur ihren eigenen Herzschlag hören, laut pochend, voller Ungestüm. Sie rief verzweifelt seinen Namen, immer und immer wieder.
    Robert antwortete nicht.
    Da stürzte sie aus dem Zimmer. Sie raste den Gang entlang, die Treppe hinunter, strauchelte, stürzte und – fühlte sich plötzlich aufgefangen, festgehalten.
    »Um Gottes willen, gnädige Frau!«
    Wie in Trance vernahm sie Johanns Stimme. Sie wollte noch etwas sagen, ihn zu Robert schicken, aber sie vermochte es nicht mehr. Dunkel umfing sie. Lautlos brach Yvonne Bergmann zusammen.
    Johann trug die Bewußtlose hinunter in die Diele. Vorsichtig bettete er sie auf eine Couch und rief dann das Mädchen herbei. Mit knappen Worten gab er seine Anweisungen – nicht umsonst war er schließlich im Krieg als Sanitäter ausgebildet worden.
    Dann eilte Johann Kowalski in das Zimmer seines Chefs. Wie erstarrt stand er sekundenlang vor dem Krankenlager. Es sah aus, als liege der Professor bereits in Agonie.
    Hastig ergriff Johann die schlaff herabhängende Hand und fühlte den Puls. Noch konnte man ihn spüren, ganz schwach und unregelmäßig. Aber wie lange noch?
    Kowalski überlegte blitzschnell, was zu tun sei. Einen Arzt verständigen um diese Zeit – zwecklos! Bis der hier war! Blieb also nur das Krankenhaus …
    Binnen fünf Minuten hatte er den Wagen fahrbereit vor der Tür stehen. Voller Mitleid beugte er sich über die blasse, zitternde Frau. Yvonne war inzwischen aus ihrer Ohnmacht erwacht. Noch verstand sie nicht ganz, was um sie herum vorging.
    »Sie müssen jetzt sehr stark sein, gnädige Frau«, begann Kowalski schonungslos. Er durfte keine Zeit verlieren.
    »Was … ist mit meinem … Mann, Johann?«
    »Es geht ihm sehr schlecht. Sie müssen auf alles gefaßt sein, Frau Professor. Es ist höchste Eile geboten. Wir müssen den Professor sofort in die Klinik bringen. Können Sie mir dabei helfen?«
    »Ja, sicherlich … gern!« Sie versuchte aufzustehen, taumelte und sank kraftlos wieder auf die Couch zurück.
    »Einen doppelten Cognac, Lina! Aber etwas rasch!« rief der Chauffeur in Richtung Küche.
    »Ich kann jetzt nichts trinken, Johann. Mir ist sterbenselend.«
    »Keine Widerrede, gnädige Frau! Verzeihen Sie bitte den Ton, aber es geht um das Leben des Herrn Professors und … Sie werden jetzt meinen Rat befolgen!«
    Widerstrebend schluckte Yvonne das scharfe Getränk. Tatsächlich war ihr nach kurzer Zeit wohler, und sie vermochte – noch etwas unsicher allerdings – auf beiden Beinen zu stehen.
    Kowalski hatte den Bewußtlosen inzwischen mit Linas Hilfe in den Fond des Wagens transportiert. Sorgsam breitete er eine Decke über den Professor. Dann rannte er zurück in die Villa, um Frau Bergmann zu holen.
    »Schnell, Lina, bringen Sie einen Mantel für die gnädige Frau! Wir gehen schon voraus.«
    Schwer stützte sich Yvonne auf den Arm des Chauffeurs. Sie begriff noch immer nicht ganz, was Johann eigentlich vorhatte und weshalb sie mitten in der Nacht wegfahren sollte. Aber sie war froh, daß sie alles ihm überlassen konnte und selbst nicht nachzudenken brauchte. Ihr Kopf schmerzte ohnedies zum Zerspringen.
    Dann saß sie

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