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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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das Besteck zur Feststellung der Blutgruppen!«
    »Mein Mann hat Blutgruppe Null, Rhesus positiv.«
    Beim Klang dieser vertrauten Stimme fuhr Bruckner wie elektrisiert herum. Fassungslos starrte er Yvonne an. Seine Hand hob sich, als wolle sie drohendes Unheil abwehren, tastete dann zum Herzen und griff an den Hals.
    »Guten Abend, Herr Dr. Bruckner.« Yvonne Bergmann sprach leise, aber mit bewundernswerter Sicherheit. Sie reichte ihm ihre eiskalte Hand und lächelte schmerzlich. »Wir sehen uns unter sehr traurigen Umständen wieder.«
    Vorbei, endgültig vorbei – bevor es eigentlich richtig begonnen hatte, dachte Bruckner. Das also war des Rätsels Lösung! So sah das Geheimnis aus, das seine Angebetete umgab. Wie hatte sie doch immer gesagt? Unser Märchen … Wahrlich ein feines Märchen! Sie hatte dabei nur vergessen, daß Märchen ein glückliches Ende haben.
    »Herr Kollege!« mahnte Rademacher mit leiser Stimme und packte den jungen Assistenzarzt am Arm.
    Wie erwachend schaute sich Thomas Bruckner um, blickte von einem zum anderen, als sehe er Gespenster und keine Menschen aus Fleisch und Blut. Wer war denn der Tote dort auf der Bahre? Wie kam er hierher? Und warum strich die Frau diesem Mann mit feuchten Augen und scheuer Zärtlichkeit über seine weißen Haare?
    Jäh kehrte Bruckner in die Wirklichkeit zurück, begriff die makabre Szene, holte tief Luft und richtete sich dann zu seiner vollen Größe auf. Kein Muskel zuckte in seinem Gesicht, als er sich jetzt beherrscht fragte:
    »Was sagten Sie eben? Blutgruppe Null, Rhesus positiv? Wissen Sie das ganz genau?«
    »Ja«, hauchte Yvonne, »ganz genau. Wir haben unsere Blutgruppen vor einem Jahr feststellen und in den Unfallpaß eintragen lassen. Wir wollten damals eine größere Reise unternehmen.«
    »In Ordnung!«
    »Ich habe dieselbe Blutgruppe wie mein Mann, Doktor Bruckner.« Flehend sah sie ihn an. »Ich möchte gern spenden.«
    Er zögerte einen Augenblick, dann wandte er sich an Schwester Angelika. »Noch eine Trage, bitte. Bereiten Sie alles zur Transfusion vor! Aber rasch!«
    Wenige Minuten später legte Dr. Bruckner die beiden Stauschläuche an. Dick und blau traten die Adern bei Yvonne Bergmann heraus. Die Venen des Professors dagegen waren kaum zu ahnen. Sie waren leer.
    Die Kanülen saßen beim ersten Zustoßen. Langsam tropfte dunkles Blut heraus. Bruckner schloß den Transfusionsapparat an, zog die große Spritze auf, stellte den Hahn um und injizierte den roten Lebenssaft in die Adern des Todkranken. Immer wieder füllte er die große Spritze.
    »Wie ist der Puls? Wir haben bereits einen Liter transfundiert.«
    Dr. Kurz hatte den Herzschlag kontrolliert. »Viel besser. Ich kann ihn jetzt deutlich fühlen.«
    »Blutdruck?«
    »Fünfundneunzig zu fünfzig. Er ist um zehn gestiegen.«
    »Sehr gut!«
    Mit einem Schwung zog Bruckner die Kanülen heraus. Er winkelte die Arme der beiden an. Fragend schaute er darin zu Schwester Angelika hinüber. Sie stand wieder am Telefon und versuchte pausenlos, den Oberarzt zu erreichen.
    »Alles umsonst!« Mit einer müden Handbewegung legte sie schließlich den Hörer auf. »Was nun?«
    »Wir müssen einen anderen Chirurgen bitten, die Operation zu übernehmen«, wandte sich der Assistenzarzt an Yvonne Bergmann. »Aber es muß wirklich ein guter Mann sein, bei dem Befund … Es muß schnellstens etwas geschehen, sonst war die Transfusion umsonst.«
    Sie erhob sich von der Trage, streifte ihren Ärmel herunter und stellte sich neben ihren Mann. Behutsam nahm sie seine welke Hand.
    »Die Zeit drängt, gnädige Frau«, mahnte Bruckner. »Da ich in dieser Stadt unbekannt bin, würde ich vorschlagen, Kollege Rademacher soll Ihnen einen zuverlässigen Chirurgen benennen.«
    »Nicht nötig, Doktor Bruckner! Sie werden meinen Mann operieren! Sie und kein anderer!« Sie umkrampfte mit ihrer freien Hand den Revers seines Kittels. Aus großen fragenden Augen blickte sie zu ihm auf.
    »Bitte, Thomas! Las…sen Sie mich nicht im Stich!«
    »Ich soll …?« Die Stimme versagte ihm. Er konnte es einfach nicht fassen. »Ich?« begann er nochmals. »Ausgerechnet ich?«
    Yvonne nickte. »Nur Sie! Es ist mein ausdrücklicher Wunsch. Dr. Schneider hat Sie gleichfalls empfohlen.«
    »Alsdann, in Gottes Namen!« Er zog seinen weißen Mantel aus. »Sie, Kollege Rademacher, machen bitte die Narkose.«
    »Jawohl!«
    »Würden Sie mir assistieren, Frau Kollegin?«
    »Gern!« erwiderte Ilse Kurz und lächelte ihm aufmunternd

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