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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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lächeln.
    »Natürlich wird alles wieder gut, Robert.« Sie sprach mehr zu sich selbst. »Und wir werden auch verreisen, Urlaub machen … wie du es vorgeschlagen hast. Nur heute noch nicht. Das Wetter ist so schlecht, und ich fühle mich nicht ganz wohl.«
    »Fehlt dir etwas, mein Liebes?«
    »Nein, nichts Ernstliches«, versicherte sie schnell und legte den Kopf wieder in seine Armbeuge. »Nur eine Art Migräne, weißt du. Entschuldige bitte, aber mir wäre es lieber, wenn wir erst morgen fahren würden, ja?«
    Er schrie plötzlich auf und verkrampfte seine Hand schmerzhaft in ihrer schwarzen Haarfülle. Es dauerte nur Sekunden. Dann löste sich der harte Griff. Yvonne hatte die Zähne zusammengebissen. Kein Ton war über ihre Lippen gekommen.
    »Habe ich dir weh getan?« fragte Bergmann schließlich.
    »Nein, wieso eigentlich?«
    »Ich dachte schon, ich hätte dich an den Haaren gezogen«, erwiderte er etwas kläglich. »Dabei möchte ich dich auf Händen tragen!«
    »Das tust du doch«, versicherte Yvonne mit letzter Kraft.
    Der Regen klatschte gegen die Scheiben. Es schien, als hätte der Himmel alle Schleusen geöffnet. Unruhig flackerte das Kerzenlicht und warf Schattenspiele an die Wand.
    Ein Totentanz, dachte Yvonne erschauernd. Sie zitterte, aber ihr Mann schien es in diesem Augenblick nicht zu bemerken.
    »Morgen«, sagte er mit Grabesstimme, »morgen fahre ich nach Samarkand.«
    Yvonne fuhr hoch. Sekundenlang saß sie wie erstarrt.
    Da war es wieder, dieses furchtbare Wort: Samarkand. Wo hatte sie es doch gleich gehört – wo, wann und in welchem Zusammenhang? Sie überlegte angestrengt, und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Die Legende, natürlich! Der griechische Kaufmann und der Tod!
    Gab es denn keine Rettung mehr? War alles schon beschlossene Sache? Sie schaute ihren Mann an. Ein müdes, resignierendes Lächeln lag jetzt auf seinem Gesicht. Er hatte sich also damit abgefunden mit diesem furchtbaren, unvermeidlichen Gang nach Samarkand.
    Unvermeidlich?
    In diesem Augenblick wußte Yvonne plötzlich mit untrüglicher Sicherheit, daß sie kämpfen würde um jeden Preis und mit allen Mitteln – kämpfen um das Leben dieses alternden Mannes hier, der ihr Mann war, zu dem sie gehörte auf Gedeih und Verderb. Koste es, was es wolle!
    Sie seufzte leise. Es klang erleichtert. Jetzt kannte sie ihren Weg – unabänderlich. Und sie wußte auch, daß sie ihn gehen würde … notfalls bis zum bitteren Ende.
    Ihr Blick fiel auf die kleine Tablettendose. Sie nahm eine Pille heraus und schaute Robert fragend an. Er nickte stumm. Sie gab ihm die Medizin und hielt dann das Wasserglas an seine Lippen.
    »Versuche jetzt, ein wenig zu schlafen, Liebster«, sagte sie leise. »Morgen ist alles anders. Du wirst nicht nach Samarkand gehen … allein. Wir fahren nach Cabasson … wir beide … und wir werden sehr glücklich sein.«
    »Ja, Yvonne. Ich … danke dir und … ich liebe dich.«
    Seine Züge entspannten sich. Er hielt ihre Hand wie einen Rettungsanker fest …
    »Warum kommt der Chef eigentlich nicht?«
    Der Assistent bemühte sich, Oberarzt Wagner die Wunde weit offen zu halten. Verzweifelt suchte der Operateur in der Tiefe des Leibes. Er schwitzte und schimpfte.
    »Verdammt noch einmal!«
    In weitem Bogen flog das Messer durch den Raum und fiel klirrend zu Boden.
    »Was geben Sie mir für stumpfe Instrumente, Schwester?« begehrte Dr. Wagner wütend auf. »Muß man sich denn um alles kümmern?«
    Die Operationsschwester reichte ihm ein neues Skalpell. »Es ist eben vom Schleifen zurückgekommen«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Der Herr Professor hat sich niemals über stumpfe Klingen beklagt.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«
    Oberarzt Wagner pausierte einen Augenblick. Feindselig musterte er die Sprecherin.
    »Ich glaube, ich habe mich deutlich genug ausgedrückt«, erwiderte die alte OP-Schwester ohne Scheu, »oder bestehen Sie wirklich auf einem Kommentar, Herr Oberarzt?«
    Dr. Wagner biß die Zähne zusammen. Er zog weiter an den Organen, die in der Tiefe des geöffneten Leibes verborgen lagen. Es dauerte lange, bis er gefunden hatte, was er suchte.
    Grünlich schimmernd lag die vergrößerte Gallenblase schließlich in seiner Hand.
    »Voller Steine!«
    Eine Schwester wischte ihm den Schweiß von der Stirn. Erleichtert atmete Wagner auf.
    »Verspätete Hochzeitsreise!« Der Oberarzt grinste unverschämt und zog heftig an der Gallenblase. »Der verehrte Herr Professor macht

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