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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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konnte – trotz des Mundschutzes – deutlich erkennen, wie die Farbe aus seinem Gesicht wich und es plötzlich aschfahl wirkte.
    »Der Tumor scheint bereits in die Bauchspeicheldrüse eingewachsen zu sein.«
    »Und das bedeutet?« forschte Rademacher.
    »… daß die Operation noch lange dauern wird.« Erneut hantierte Bruckner mit dem Skalpell, seufzte und hielt schließlich erschöpft inne. »Ich weiß nicht, ob ich weitermachen kann. Ein solcher Befund ist mir noch niemals vorgekommen.«
    Sacht wurde die Tür geschlossen. Er drehte sich um. Yvonne Bergmann war verschwunden.
    »Darf ich etwas sagen?« meldete sich Schwester Angelika mit leiser Stimme. Sie hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt. Interessiert betrachtete sie das Operationsfeld.
    »Sie meinen, ich soll einfach zumachen?« Thomas Bruckner deckte ein Tuch über die Wunde. »Wahrscheinlich ist es das beste. Bei den Verwachsungen komme ich einfach nicht an die Bauchspeicheldrüse heran.«
    »Irrtum, Herr Doktor, es gibt eine Möglichkeit.« Sie reichte ihm ein anderes Skalpell. »Ich habe einmal eine solche Operation beim Chef gesehen. Der Professor hat damals den Magen einfach erst am Zwölffingerdarm angeschnitten. Dann konnte er die Bauchspeicheldrüse ganz leicht freilegen.«
    »Natürlich, Schwester Angelika«, erwiderte er nach kurzem Überlegen. »Sie sind ein Engel! Das könnte die Lösung sein! Schnell, geben Sie mir eine große Klemme!«
    Er legte sie quer über den Zwölffingerdarm und trennte den Magen dicht darüber ab. Als er ihn jetzt aufhob, gelang es ohne Schwierigkeit, an die dahinterliegende Bauchspeicheldrüse heranzukommen.
    »Ich glaube, das war tatsächlich die einzige Chance. Danke, Schwester!«
    Fieberhaft arbeitete Dr. Bruckner weiter. Das Messer trennte die Narben aus der Bauchspeicheldrüse heraus. Geschickt löste er sie von den Verwachsungen und entfernte den krankhaften Abschnitt. Schließlich hielt er den Magen mitsamt den daranhängenden Wucherungen wie eine Siegestrophäe in der Hand.
    »Der Blutdruck sinkt ab.« Rademachers blonder Schopf tauchte hinter der Abdeckung auf.
    »Wo kriegen wir um diese Zeit noch Blut her? Frau Bergmann kommt als Spenderin nicht mehr in Frage.«
    »Ich habe dieselbe Blutgruppe«, versicherte Ilse Kurz schnell. Sie riß sich die Schürze herunter und krempelte ihren Ärmel auf. »Ich werde spenden.«
    »Aber wer assistiert mir?« fragte Bruckner erschrocken.
    »Das kann ich mitmachen.« Schwester Angelika schob ihren Tisch näher heran. »Es ist nicht das erste Mal, daß ich so etwas mache. Im Krieg mußten wir uns oft behelfen.«
    Das Telefon schrillte. Unwillkürlich zuckten alle zusammen.
    »Eine Massenkarambolage würde uns jetzt gerade noch fehlen«, meinte Dr. Rademacher ironisch.
    »Hier Poliklinik«, meldete sich der Pfleger. Alle blickten gespannt zu ihm hin. »Nein, Herr Oberarzt«, sagte er nach einer Weile, »es kann niemand an den Apparat kommen. Sie operieren alle.«
    »Wagner«, flüsterte Dr. Kurz entsetzt. »Der hat uns gerade noch gefehlt!«
    »Was es ist?« Der Pfleger schaute zum Operationstisch hin. »Irgend 'ne innere Blutung … Wer operiert? Dr. Bruckner.«
    Er hielt plötzlich den Hörer weit von sich. Das Brüllen des Oberarztes war im ganzen Saal vernehmbar. Als der Pfleger schließlich wieder in den Apparat hineinhorchte, blieb es still. Am anderen Ende war aufgehängt worden.
    »Na, dann wird er ja wohl gleich hiersein!« Achselzuckend ging der Pfleger zur Tür.
    Sekundenlang herrschte Stille im OP. Aller Augen waren fragend auf den jungen Assistenzarzt gerichtet, der – das blutige Skalpell in der Hand – mit gesenktem Kopf am Operationstisch stand.
    »Weitermachen!« sagte Dr. Bruckner schließlich mit müder Stimme. »Wir dürfen keine Zeit verlieren.«
    Sofort holte der Narkosearzt den direkten Transfusionsapparat aus dem Schrank. »Wie gut, daß wir dieses alte Möbel noch aufgehoben haben«, meinte er. »Es ist wirklich selten, daß wir es noch benutzen.«
    Dann ging alles sehr rasch. Dr. Kurz setzte sich auf einen Stuhl und drehte ihren Ärmel ein Stück über dem Ellbogen fest zusammen. Blau traten die Venen hervor.
    »Wollen Sie sich nicht lieber legen?« fragte Bruckner besorgt.
    »Danke, ich halte es gut so aus.«
    Als Rademacher nach einer Weile mit der Transfusion aufhören wollte, ermunterte ihn die Kollegin: »Nehmen Sie ruhig mehr. Ich bin zäh. Ich habe eine ganze Menge Blut.«
    Schweigend operierte Thomas Bruckner weiter. Hin und

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