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Schicksal in seiner Hand

Titel: Schicksal in seiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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gefahren, zu Ihrem Lehrer und habe mich dort … Ihres Namens bedient. Er hat einen guten Klang, Ihr Name, junger Freund. Alle Achtung! … Und sehen Sie, die zweite, die endgültige Wahrheit möchte ich nun von Ihnen erfahren. Von Mann zu Mann.«
    Dr. Bruckner griff in die Tasche seines weißen Mantels. Er nahm einen Briefbogen heraus, entfaltete ihn und reichte ihn seinem Chef.
    »Ich war auf Ihre Frage vorbereitet, Herr Professor. Hier ist der histologische Befund Ihres Magens. Bitte, lesen Sie selbst.«
    Hastig griff Bergmann nach dem Schreiben, setzte die Brille auf und las halblaut vor:
    »Karzinom auf dem Boden eines alten Kaliösen Ulcus – so weit nach dem Präparat beurteilbar, im Gesunden reseziert. Ein Frühfall, der alle Aussichten auf Heilung in sich schließt.«
    »Und dieser Befund ist nicht fingiert, extra für mich zurecht gemacht, damit ich nicht verzweifle?« fragte der Professor mi! banger Stimme.
    »Nein! Es ist der unverfälschte Befund, so, wie ich ihn vom Pathologischen Institut bekommen habe.«
    Lange und eingehend betrachtete Bergmann seinen – unwillkommenen – Assistenten. Thomas Bruckner hielt dem prüfenden Blick stand.
    »Sie haben ehrliche Augen«, sagte Bergmann schließlich mit bewegter Stimme. »Ich glaube Ihnen.«
    Bruckner schwieg. Er wußte nicht recht, ob er jetzt gehen sollte, denn eigentlich war ja alles Wesentliche besprochen. Langsam stand er auf, verharrte abwartend neben dem Stuhl und wollte sich eben entfernen, als der Professor plötzlich aufblickte.
    »Hiergeblieben!« donnerte er und schmunzelte dabei vergnügt wie über einen guten Witz. »Eigentlich müßten Sie Oberarzt werden, aber das übersteigt meine Möglichkeiten. Sie wissen ja … Verschieben wir auf später! Einverstanden? – Gut! Setzen!«
    Dr. Bruckner sank wieder auf seinen Stuhl. Mit Mühe konnte er ein Lachen unterdrücken. Der Alte war auch zu komisch in seiner Rührung!
    »Sie bleiben also in der Poliklinik und bauen mir den Laden wieder auf. Leider habe ich mich in den letzten Jahren nicht mehr darum kümmern können. Aber eines kann ich Ihnen versichern, Kollege Bruckner – na, schauen Sie nicht so betrübt drein! –, Sie werden künftig nur mir unterstehen. Sie sollen wirklich Herr über die Poliklinik werden. Klar?«
    »Jawohl, Herr Professor, nur …«
    »Was … nur?«
    »Ich hatte gehofft, daß ich bei Ihnen meine Kenntnisse in Chirurgie …«
    »Das ist doch selbstverständlich! Natürlich werden Sie auch operieren können.«
    So selbstverständlich war das zu Anfang allerdings nicht, dachte Dr. Bruckner in Erinnerung an seinen Empfang hier. Wie sich doch die Zeiten ändern!
    »Ich werde jetzt erst mal richtig Urlaub machen, junger Freund. Wenn ich wieder hier bin, sehen wir weiter. Hoffentlich kommen Sie gut über die Runden, Sie … geniales Protektionskind!«
    Beide mußten herzhaft lachen. Thomas Bruckner nahm die ihm dargebotene Hand und umschloß sie mit festem Griff. Als er schon an der Tür stand, rief ihn Professor Bergmann noch mal zurück.
    »Lieben Sie meine Frau?«
    Wie angewurzelt blieb Bruckner stehen. Hatte er sich verhört? Tausend Gedanken schwirrten ihm durch den Kopf, er suchte nach Ausflüchten und – beschloß dann, dem Chef die Wahrheit zu sagen.
    »Ich glaubte einmal, sie zu … lieben … damals. Ich konnte ja nicht wissen, daß …«
    »Schon gut! Ich habe Vertrauen zu Ihnen. – Und heute?«
    »… bewundere ich Ihre Gattin, verehre sie und …«, er blickte zu Boden, »habe sie auch noch sehr gern. So was geht nicht schnell vorbei, Herr Professor.«
    Bergmann wollte etwas erwidern, irgendein aufmunterndes herzliches Wort – da öffnete sich die Tür, und Yvonne kam herein. Lächelnd ging sie auf die beiden zu.
    »Na, habt ihr euch ausgesprochen?«
    Sekundenlang herrschte Schweigen.
    Professor Bergmann war ganz in den Anblick seiner jungen Frau versunken. Dr. Bruckner spürte ein Würgen in der Kehle, aber er schluckte die bittere Pille tapfer hinunter. Er gönnte dem großen alternden Mann sein spätes Glück.
    »Nächste Woche, mein Herz«, sagte der Professor fröhlich, »nächste Woche holen wir zwei unsere Hochzeitsreise nach.«
    Und dann war es soweit. Professor Bergmann durfte die Klinik verlassen. Sein Zimmer war ein einziges Blumenmeer.
    Der ›alte Löwe‹ war sichtlich bemüht, seine Rührung zu verbergen. Mit einer zärtlichen Geste, die dennoch Besitzerstolz erkennen ließ, hatte er den Arm um seine Frau gelegt. Sie

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