Schicksal in seiner Hand
Hause schön machen. Bestimmt! Das verspreche ich Ihnen.«
»Waren Sie noch nie zusammen verreist?«
»So eine richtige große Reise?« Er schüttelte den Kopf. »Nein, Herr Professor. Aber früher sind wir schon mal am Wochenende ins Grüne gefahren, mit der Straßenbahn.«
Der alte Löwe griff spontan in die Tasche und holte einen Block hervor. Er kritzelte etwas darauf, riß das Blatt ab und hielt es Albert Kleiber hin.
»Damit verreisen Sie und Ihre Familie, verstanden? Vergessen Sie Ihre Sorgen, und lassen Sie allen Ballast hinter sich. Auf einem Urlaub lernt man sich erst richtig kennen – auch, wenn man schon jahrelang verheiratet ist.«
Mit großen Augen schaute Albert Kleiber auf den Scheck in seiner Hand. Er glaubte zu träumen.
»Nein, Herr Professor«, brachte er schließlich mühsam hervor, »das … das geht nicht. Das ist einfach zuviel. Ich kann doch nicht …«
»Das Geld ist ja auch nicht für Sie allein, sondern vor allem für Ihre Frau. Sie muß gesund werden. Das haben Sie mir doch eben selber gesagt, nicht wahr? Es ist mein Wunsch, daß Sie einen ebenso schönen Urlaub verbringen wie wir. Ich glaube, wir beide haben eine große Erkenntnis gewonnen. Man darf seinen Lebensgefährten nie vernachlässigen. In einer Ehe sollte man sich jeden Tag erneut um seinen Partner bemühen.«
Albert Kleiber nickte mehrmals, dann umarmte er den Professor plötzlich und rannte davon.
Thomas Bruckner stand am Fenster des Korridors. Er schaute auf den Weg hinab, der zum Ausgang führte.
In diesem Augenblick fuhr der schwarze Wagen des Chefs vorbei. Das Schiebedach war geöffnet. Yvonne hatte den Arm um den Nacken ihres Mannes gelegt. Mit leiser Wehmut schaute Bruckner auf dieses Bild.
»Leb wohl«, flüsterte er.
Hatte sie seine Nähe gespürt? Plötzlich wandte sich Yvonne um und schaute hoch. Ihre Blicke trafen sich. Sie hob die Hand – dann war die Limousine auch schon vorüber.
Mit müden Schritten ging Dr. Bruckner den Korridor entlang und die Treppen hinunter.
»Na, Sie Traumwandler, was ist denn los mit Ihnen?«
Erschrocken blickte Bruckner auf. Vor ihm standen – Arm in Arm – Aribert Rademacher und Ilse Kurz. Er mußte zweimal hinsehen, bis er begriffen hatte, daß ihn kein Spuk narrte.
»Haben Sie auf einmal die Sprache verloren?« neckte Dr. Rademacher. Er hakte seinen Kollegen unter. »Kommen Sie mit auf einen anständigen Whisky. Mir scheint, Sie können einen gebrauchen.«
»Whisky?« brachte Bruckner mühsam hervor, »sagten Sie Whisky?«
»Allerdings!« Rademacher zwinkerte Ilse Kurz unauffällig zu. »Sie können natürlich auch einen Eisbeutel haben oder …«
»Cognac, einen guten französischen Cognac!«
»Kaum hat er dem ›alten Löwen‹ den Magen herausgesäbelt, da wird er auch schon wählerisch!« Der blonde Kollege seufzte. »Haben wir überhaupt Cognac, Liebling?« wandte er sich fragend an seine Kollegin.
»Wir wollen es hoffen.«
Gemeinsam gingen sie ins Ärztehaus. Im Nu standen im Zimmer der Ärztin ein paar Flaschen und Gläser auf dem Tisch. Sie machten es sich bequem. Dicke Rauchschwaden hingen in der Luft.
»Alsdann, Kollege, stoßen Sie mit uns an auf unser Glück.« Dr. Rademacher hatte sich erhoben, fest hielt er die junge Ärztin im Arm. »Wir haben uns nämlich verlobt, falls Sie das noch nicht bemerkt haben sollten.«
»Für wie blöd halten Sie mich eigentlich?«
Thomas Bruckner hatte sich gefangen. Die Cognacs hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Er fühlte sich mit einem Mal erleichtert, frei und ungezwungen – zu neuen Taten bereit. Das Leben war doch schön – schön und lebenswert!
Harmonisch klangen die Gläser aneinander.
»Es ist schön, gleichgesinnte Menschen um sich zu haben.« Dr. Bruckner füllte seine geliebte Shagpfeife neu. »Sie sind rar. Ich weiß echte Freundschaft zu schätzen. Ich danke Ihnen … Ihnen beiden, und … viel Glück auch, von ganzem Herzen.«
Der Fachmann schreibt:
Der Mensch kann ohne Magen leben. Diese Erkenntnis hat die Chirurgie veranlaßt, bei einer Reihe von Erkrankungen den ganzen Magen zu entfernen.
Zu diesen Krankheiten gehört in erster Linie der ausgedehnte Magenkrebs. Eine Patientin in unserem Roman litt daran. Aber auch andere Erkrankungen des Magens können eine totale Magenentfernung notwendig machen. Dazu gehören bestimmte schwere Entzündungen, die die gesamte Magenschleimhaut befallen. Sie verwandeln schließlich den Magen in ein hartes Gebilde, das starke Schmerzen
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