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Schicksal!

Schicksal!

Titel: Schicksal! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Browne
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Bart steht dir allerdings irgendwie. Erinnert so ein bisschen an Attila, den Hunnen.«
    Wir waren immer der Meinung, dass Attila aussah, als hätte er Schamhaare im Gesicht.
    So sitzen wir schweigend auf dem Turm, zwei Fußballfelder hoch über dem Wasser, und schauen hinaus in die Dunkelheit des frühen Morgens, die sich bis zum Atlantik hin erstreckt. Nach einem Moment blickt Teddy zwischen seinen Knien nach unten.
    »Dir ist schon klar, dass der Sturz von der obersten Plattform allemal gereicht hätte«, meint er.
    »Das dachte ich mir auch«, erwidere ich. »Aber ich wollte ganz sichergehen, dass ich mir nicht bloß alle Knochen im Leib breche und dann bei vollem Bewusstsein ertrinke.«
    »Nun, ich denke, darüber musst du dir keine Gedanken machen«, sagt Teddy.
    Mehr Stille, während unter uns die Autos nach Osten und Westen fahren und nicht mitbekommen, dass
Tod
und der Sterbliche, der ehemals als
Schicksal
bekannt war, eine letzte Unterhaltung auf dem Turm über ihnen führen.
    »Also, seit wann weißt du Bescheid?«, frage ich.
    »Über dich?«, sagt er. »Seit der Transformation. Seitdem du sterblich geworden bist.«
    »Und du hast nicht daran gedacht, mich vielleicht zu warnen?«
    »Du weißt, dass ich das nicht tun konnte«, erklärt Teddy. »Das hätte deine Zukunft beeinflusst. Du solltest das besser wissen als irgendjemand sonst.«
    »Vermutlich hast du recht.«
    »Und nebenbei bemerkt«, sagt Teddy, »hat Jerry uns allen strikte Anweisung gegeben, nicht mit dir zu interagieren.«
    Ich lache. »Der faschistische Bastard.«
    »Du solltest deine Meinung eventuell noch mal überdenken, bevor du springst«, wendet Teddy ein. »Das könnte dir eine Menge Ärger ersparen. Nur so ein Vorschlag.«
    »Ich werde drüber nachdenken.«
    Ein paar weitere Minuten vergehen in Stille; allerdings bemerke ich, wie Teddy hin und wieder auf seine Uhr schaut.
    »Musst du irgendwohin?«, erkundige ich mich.
    »Na ja, du kennst mich«, antwortet Teddy. »Mein Terminkalender ist ziemlich voll.«
    Ich nicke. »Na, dann lass dich von mir nicht aufhalten«, sage ich und stelle mich hin.
    Teddy erhebt sich und blickt mich an. Im Glanz der weißen Lichter, die sich am Turm entlangziehen, sehen seine Augen glasig aus, so als wären sie mit Tränen gefüllt. Vielleicht sind es aber auch nur die Tränen in meinen eigenen Augen.
    »Danke, dass du gekommen bist«, sage ich mit belegter Stimme.
    »Keine Ursache«, erwidert er.
    »Weißt du, irgendwie ist das komisch. Nach all dieser Zeit daran zu denken, dass ich enden werde. Dass ich nicht mehr sein werde. Über meine eigene Sterblichkeit nachzugrübeln. Erinnerst du dich, wie wir immer über
Hamlet
gelacht haben?«
    Teddy lächelt und nickt.
    »›Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage‹«, zitiere ich. »›Ob’s edler im Gemüt …‹«
    »Sergio«, unterbricht er mich.
    »Ich weiß, ich weiß. Du musst los.«
    Wir stehen einen Moment lang betreten da. Keiner von uns weiß, was er sagen soll. Schließlich tritt Teddy vor und umarmt mich. »Mit dem Kopf voran ist höchstwahrscheinlich am besten.«
    »Danke«, sage ich.
    Er weicht zurück und lässt mich allein am Rand des Turms. Ich stehe da und schaue gen Süden auf den Hudson, der sich als dunkler Trennstrich zwischen Manhattan und New Jersey abzeichnet. Ich sehe auf die Lichter, die sich nach Osten und Westen hin bis zum Horizont ausbreiten. Dann nach oben auf die blassen Sterne und den Mond am endlosen Himmel über uns.
    Ich drehe mich ein letztes Mal zu Teddy um und werfe ihm ein Lächeln zu. Und dann springe ich ins Nichts, schwebe langsam durch die Dunkelheit, während der kalte Wind mir um die Ohren pfeift und der Turm in einem Wirbel aus Metall und Lichtern an mir vorbeirast. Ich stelle fest, dass ich nicht so viel Angst habe, wie ich dachte. Ich weiß nicht, was für Gefühle ich erwartet hatte, aber diese Gelassenheit überrascht mich. Als ob das hier genau das wäre, was ich hatte tun sollen. Als ob zu leben mein wahrer Fehler gewesen wäre. Und mit einem Mal erinnere ich mich an Sokrates, der sagte: »Niemand kennt den Tod. Es weiß auch keiner, ob er nicht das größte Geschenk für den Menschen ist.«
    Ich schaue nach oben und erhasche einen Blick auf Teddy, der über den Rand späht und mir zuwinkt. Ich winke zurück, und dann ist er außer Sicht. Ich falle an der oberen und der unteren Plattform vorbei, bin weniger als siebzig Meter entfernt vom Ende, und plötzlich habe ich Heißhunger auf die Zimtröllchen

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