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Schicksalsfäden

Schicksalsfäden

Titel: Schicksalsfäden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Vivien vorsichtig aufs Bett legte und ihre nassen Kleider den schweren, mit goldener und blauer Seide durchwebten Samt durchtränkte, rief Mrs. Buttons aufgeregt: »Oje, die schöne Tagesdecke ist ruiniert!«
    »Dann kaufe ich eine neue!«, sagte Grant während er seinen Rock auf den Boden fallen ließ. Um ihr das Atmen zu erleichtern, wollte er Vivien so schnell wie möglich die Kleider ausziehen, und er zerrte an den Bändern ihres Dekollet& herum. Mrs. Buttons versuchte ihm zu helfen, aber die durch die Feuchtigkeit geschrumpfte Wolle spannte zu sehr. »Wir müssen ihr wohl die Kleider vom Leib schneiden«, meinte sie. »Soll ich die Schere holen?«
    Grant schüttelte den Kopf, griff sich an den Stiefel, zog mit geschmeidiger Bewegung ein großes Messer mit fünfzehn Zentimeter langer Klinge heraus und durchtrennte damit den schweren Stoff von Viviens Kleid, als, wäre es aus Butter.
    »O mein Gott!«, entfuhr es Mrs. Buttons.
    »Keiner geht besser mit einem Messer um als ein ehemaliger Covent-Garden-Fischhändler«, sagte er trocken, während er sich auf die Arbeit konzentrierte. Ihr Hemd klebte nass an ihrer Haut, die rosa Spitzen ihrer schneeweißen Brüste zeichneten sich deutlich ab. Grant hatte schon viele Frauenkörper gesehen, aber diesmal war er unsicher. Es war, als würde er jemanden verletzen, etwas Zartes und Reines schänden. Lächerlich, sagte er sich.
    Schließlich war diese Frau eine der bekanntesten Huren Londons.
    »Mr. Morgan, ich könnte eines der Hausmädchen rufen, um mir dabei zu helfen, die Kleider von Miss …«
    »Duvall«, sagte Grant sanft.
    »… die Kleider von Miss Duvall auszuziehen.«
    »Ich kümmere mich selbst darum«, murmelte Grant. »Vermutlich hatte schon eine ganze Legion von Männern das Vergnügen, Miss Duvall nackt zu sehen. Sie wäre die Erste, die sagen würde: ›Zum Teufel mit der Sittlichkeit, bringen wir’s hinter uns.‹« Außerdem hatte er sich nach der ganzen Geschichte eine kleine Belohnung verdient.
    »Jawohl, Sir.« Sie bedachte ihn mit einem misstrauischen Blick, als würde sie an seinem Verstand zweifeln.
    Mit unbewegter Miene schnitt er Vivien den restlichen Stoff von der Haut. Als Grant ihren zarten Körper gerade hochhob, um die Kleiderfetzen unter ihr wegzuziehen, hörte er, wie hinter ihm jemand nach Luft schnappte.
    Es war Kellow, sein Kammerdiener. Ein junger, würdevoller Mann mit Glatze und Brille. Seine Augen wirkten hinter den Brillengläsern noch größer als sonst, als er auf seinen Herrn starrte, der sich mit einem Messer über eine nackte, ohnmächtige Frau beugte. »Herr im Himmel«, stöhnte Kellow.
    Grant drehte sich grimmig zu ihm um. »Machen Sie sich gefälligst nützlich. Bringen Sie mir eines meiner Hemden und ein Handtuch. Tee und Brandy könnten auch nicht schaden. Na los doch!«
    Kellow wollte etwas sagen, besann sich jedoch eines Besseren und verschwand, um das Verlangte, zu holen. Als er wenig später wiederkam, wandte er den Blick von der nackten Frau ab, während er Mrs. Buttons das frische Hemd reichte. Dann floh er aus dem Zimmer.
    Grant konnte den Anblick der schönen Frau nicht mehr genießen, denn ihm war klar, dass er sie anziehen und wärmen musste, wenn sie sich nicht den Tod holen sollte. Aber die Bilder blieben in seinem Kopf und später würde er in ihnen schwelgen.
    Vivien war nicht perfekt, aber das schien sie nur noch begehrenswerter zu machen. Sie hatte schmale Hüften und schöne runde Brüste. Ihr Bauch war glatt und zart und das Dreieck aus rotem Haar darunter war nur eine Spur dunkler als die feurigen Locken auf ihrem Kopf. Dies war eine Frau, die jeder Mann im Bett haben wollte. Kein Wunder, dass sie die teuerste Kurtisane Englands war.
    Sie deckten Vivien mit Leintüchern und Wolldecken zu und Mrs. Buttons trocknete ihr das Haar. »So eine schöne Frau«, sagte die Haushälterin voller Mitgefühl. »Noch wäre es für sie nicht zu spät den Pfad der Tugend zu suchen, wenn unser Herr sie diesmal verschont.«
    »Sie wird nicht sterben«, sagte Grant knapp. »Das lasse ich nicht zu.« Er berührte die bleiche Rundung ihrer Stirn und schob sanft eine Strähne unter das Tuch um ihren Kopf. Vorsichtig legte er ein kühles Tuch über die Beule an ihrer Stirn. »Aber irgendjemand wird gar nicht erfreut sein, wenn sie nun weiterlebt.«
    »Ich verstehe nicht Sir. Was meinen Sie …? Oh!« Ihre Augen weiteten sich, weil Grants Finger über blutunterlaufene Stellen an Viviens Hals strichen. »Das sieht ja

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