Schicksalsmord (German Edition)
Zustand hat man ihr seinen Tod tagelang verschwiegen. Als sie es schließlich erfuhr, hatte die Zeugin ihre Aussage längst gemacht. An eine Instruktion seitens Fräulein Tanners ist also nicht zu denken.“
„Es sei denn, die Mutter ist für sie aktiv geworden, oder die Verbindung zwischen Frau - ich suchte einen Moment lang nach dem Namen – Schmidtbauer und Carola war so eng, dass eine ausdrückliche Aufforderung überflüssig war. Die Zeugin nutzte die einmalige Chance und wurde von sich aus aktiv.“
„Man sollte diese Möglichkeit nicht völlig ausschließen, allerdings ist bei der aktuellen Sachlage eine Überprüfung durch die Polizei nicht durchsetzbar.“ Mein Anwalt sah mich mit einem Ausdruck tiefen Bedauerns an.
„Damit habe ich auch nicht gerechnet.“, sagte ich hoheitsvoll. „Ich habe Geld und kann private Ermittlungen finanzieren. Ihre Aufgabe wäre es, jemanden dafür zu finden.“
Karsten Hoffmann zögerte. „Ich kenne jemanden.“, meinte er dann. „Er ist gut, aber er ist nicht Matula. Das bedeutet vor allem, er arbeitet ausschließlich mit legalen Mitteln, was wiederum den großen Vorteil hat, dass seine Beweise vor Gericht verwertbar sind. Allerdings ist seine Arbeit zeitaufwändig und wahrhaftig nicht billig.“
„Ich habe Geld“, wiederholte ich noch einmal, „es kommt mir nicht darauf an.“
Dr. Hoffmann nickte zufrieden. Meine finanzielle Situation war bereits Gegenstand ausführlicher Erörterungen zwischen uns gewesen. Ich hatte deutlich machen können, dass ich mich keineswegs in einer finanziellen Notsituation befunden hatte und somit nicht darauf angewiesen war, meinen Mann zu beerben. Mein Anteil aus dem Grundstücksverkauf betrug immerhin 200 000 Euro, über die ich sofort frei verfügen konnte. Ich war bereit, dieses Geld großzügig zu meiner Entlastung einzusetzen und erweiterte den Auftrag des Detektivs deshalb gleich noch: „Und der Detektiv möchte, wenn er schon einmal dabei ist, auch gleich noch eine mögliche Verbindung zwischen der Zeugin und Fräulein Ines Helmchen abklären.“
Dr. Hoffmann sah mich stirnrunzelnd an und erwartete offenbar eine Erklärung.
Ich seufzte. „Das mit Fräulein Helmchen ist eine recht tragische Geschichte. Sie war bereits seit über 20 Jahren Dr. Tanners Sekretärin, als ich meine Tätigkeit in der Kanzlei aufnahm. Sie gehörte zu den Frauen, die ganz in ihrer Arbeit aufgehen und scheinbar kein Privatleben haben. Dann passierte eines Tages etwas äußerst Unangenehmes. Dr. Tanner hatte einen langjährigen wichtigen Mandanten, der als Manager in einem bedeutenden Unternehmen tätig war. Er beriet ihn in Finanzangelegenheiten und vertrat ihn gegen seine geschiedene Frau, die sich bei der Scheidung von ihm übervorteilt fühlte, was nicht einer gewissen Grundlage entbehrte. Jedenfalls wurden dieser Ehefrau eines Tages anonym kopierte Unterlagen zugestellt, mit deren Hilfe sie nicht nur die Forderungen an ihren Mann neu untermauerte, sondern ihn auch noch wegen Steuerhinterziehung anzeigte. Der Mandant veranstaltete einen riesigen Wirbel, als sich herausstellte, dass es sich um Kopien genau der Unterlagen handelte, die er kurz zuvor Dr. Tanner vertraulich übergeben hatte. Eine handschriftliche Anmerkung am Rande einer Seite machte sie eindeutig identifizierbar.
Nur Dr. Tanners langjährige Bekanntschaft mit dem Mandanten verhinderte eine Anzeige wegen Parteiverrats. Dr. Tanner versprach ihm, den Vorfall schonungslos aufzuklären und Konsequenzen zu ziehen. Wir standen alle irgendwie unter Generalverdacht, es war eine bedrückende Zeit. Ja, und dann erfuhr ich durch puren Zufall, stellen Sie sich vor, beim Friseur war das, dass eine enge Freundschaft zwischen Fräulein Helmchen und der Exfrau unseres Mandanten bestand. Keiner hatte etwas davon geahnt, man traute ihr ja kaum zu, überhaupt so etwas wie private Freundschaften zu haben. Natürlich habe ich es Dr. Tanner gesagt, was sollte ich tun, schließlich entlastete ich damit alle übrigen Kollegen und beendete eine unhaltbare Situation. Fräulein Helmchen wurde fristlos gekündigt, doch statt ihren Fehler zu bereuen, richtete sie ihre ganze Wut gegen mich.“
„Dass eine so langjährige und sicher erfahrene Mitarbeiterin einer Kanzlei so etwas tut.“ Dr. Hoffmann schüttelte verwundert den Kopf.
Ich zuckte die Achseln: „Wirklich kaum zu glauben. Aber sie war wohl sehr einsam und die Freundschaft zu der Frau hatte dadurch ein ganz anderes Gewicht. Außerdem muss sie sich
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