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Schicksalsmord (German Edition)

Schicksalsmord (German Edition)

Titel: Schicksalsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
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altmodischen Kaffeevorlieben (die Espressomaschine war nur für das Personal angeschafft worden, Dietrich bestand auf seinem türkischen Gebräu) waren routinemäßig die Alibis überprüft worden. Karsten Hoffmann fragte mich, ob ich sie noch einmal im Einzelnen hören wollte, doch ich winkte ab. Er ignorierte das und ging sie im Schnelldurchlauf durch: Sarah war mit ihrem Mann und ihren Kindern zu Hause gewesen und hatte Besuch von den Schwiegereltern gehabt. Katrin war mit mehreren Freunden erst beim Italiener und dann im Kino gewesen. Peter Gersdorf weilte zur Tatzeit bereits in seinem knapp hundert Kilometer entfernten Heimatort, wo er das Wochenende bei seinen Eltern verbrachte. Frau Goldschmidt war ebenfalls verreist, und zwar zu ihrer Tochter, die ihr erstes Kind erwartete. Frau Saalfelder hatte mit ihrem Mann einen Einkaufsbummel gemacht und dann mit ihm bei IKEA zu Abend gegessen. Carola lag in der Klinik und ihre Mutter war den ganzen fraglichen Zeitraum über bei ihr gewesen. Gegen 17 Uhr hatte Dietrich angerufen und sich nach dem Befinden seiner Tochter erkundigt, das sagten sowohl die Stationsschwester als auch Edelburg Tanner aus. Zu dem Zeitpunkt war er also noch am Leben gewesen.
    Carolas angeschlagener Zustand erweckte bei mir kein Mitleid. „Sieh mal an“, dachte ich, „die taffe Carola entpuppt sich als Sensibelchen das zusammenbricht, wenn mal was nicht nach seinen Vorstellungen läuft. Ja Carola, nur die Harten kommen in den Garten, das wusste schon mein Großvater.“ Ich war hart und würde mir meinen Platz an der Sonne zurückerkämpfen, selbst wenn es im Moment nicht so gut für mich aussah.
    Dr. Hoffmann kam auf das Mordgift zu sprechen. Zum wiederholten Male beteuerte ich, zu keinem Zeitpunkt im Besitz von Zyankali gewesen zu sein. Und auch meine Schwester hätte es mir nicht beschaffen können, so etwas steht ja nun wirklich nicht in Krankenhäusern herum.
    Carola Tanner hatte in diesem Zusammenhang eine interessante Aussage gemacht. Im Juli vergangenen Jahres hätte ihr Vater ihr ein Röhrchen mit einer Substanz gegeben und um eine chemische Analyse gebeten. Carola ließ sie in einem der Labore ihrer Firma durchführen und bekam das Ergebnis sofort mitgeteilt: Eindeutig Kaliumcyanid, also Zyankali. Sie habe sich nichts dabei gedacht, ihr Vater hatte von einem diskreten Auftrag eines Mandanten gesprochen, das für ihn überprüfen zu lassen. Wenn es um Mandanten ging, habe sie selbstverständlich keine weiteren Fragen gestellt, da ihr Vater es mit seiner Schweigepflicht sehr genau nahm. Doch nach seiner Ermordung erscheine der Auftrag nun in einem ganz anderen Licht.
    Ich zuckte gleichgültig mit den Achseln. Was immer Carola damit andeuten wollte, mich betraf es nicht. Alles was durch ihre Aussage offenbar wurde, war doch, dass sowohl Dietrich als auch sie selbst im Gegensatz zu mir Zugang zu Zyankali gehabt hatten. Das empfand ich sogar als entlastend für mich. Dr. Hoffmann stimmte mir darin zu.
    Wir waren nun am entscheidenden Punkt angelangt, bei der mich belastenden Zeugenaussage. Die Anwohnerin, die mich zum kritischen Zeitpunkt zwischen 18:30 Uhr und 18:45 Uhr beim Verlassen der Kanzlei gesehen haben wollte und mich in der Gegenüberstellung zweifelsfrei wiedererkannt hatte, sei glaubwürdig. Das habe er eingehend überprüft, versicherte Dr. Hoffmann.
    „Was heißt in dem Falle glaubwürdig?“, fragte ich gedehnt.
    „Frau Schmidtbauer, 45 Jahre alt, von Beruf Lehrerin, guter Leumund, als überaus gewissenhaft und zuverlässig beschrieben.“, erwiderte Dr. Hoffmann.
    Bei Nennung des Berufes hatte ich verächtlich mit den Mundwinkeln gezuckt, doch er ging nicht darauf ein. „Gut“, sagte ich, „ich habe lange nachgedacht und bin zu anderen Schlussfolgerungen gekommen.“ Jetzt hatte ich seine gespannte Aufmerksamkeit.
    „Am Anfang“, so fuhr ich fort, jedes Wort sorgfältig wählend, „habe ich an einen Irrtum geglaubt. Man meint, eine Person zu einem bestimmten Zeitpunkt gesehen zu haben und irrt sich ungewollt im Tag.“ Ich erinnerte ihn in diesem Zusammenhang an einen spektakulären Fall, der erst vor kurzem durch die Presse gegangen war. Ein Mann war der Ermordung seiner Ehefrau dringend verdächtig, doch er hatte ein einwandfreies Alibi. Der Fahrer eines Überlandbusses bezeugte, er sei am Tatabend Fahrgast auf seiner mehrstündigen Tour gewesen. Jahre später wurde der Ehemann dann durch eine inzwischen technisch möglich gewordene DNA-Analyse doch noch

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