Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksalsmord (German Edition)

Schicksalsmord (German Edition)

Titel: Schicksalsmord (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Limar
Vom Netzwerk:
besänftigen ließ. Der Zufall kam mir zu Hilfe. Aus persönlichen Gründen musste Jutta viel früher als geplant die Stadt verlassen. Hals über Kopf brach sie ihre Zelte ab und jammerte darüber, ihren Vermieter nicht persönlich informieren zu können, da der sich auf einer Urlaubsreise befände. Spontan versprach ich, alles für sie regeln zu wollen, und sie war mir dankbar dafür.
    Der Vermieter der Finnhütte hieß Maximilian Scholz und verabredete sich nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub zur Abnahme und Schlüsselübergabe mit mir auf dem Grundstück.
    Es war ein unerträglich heißer Sommertag. Ich trug ein leichtes weißes Leinenkleid und ärgerte mich, meine Sonnenbrille vergessen zu haben, denn das gleißende Licht und die flirrende Hitze ließen alle Konturen verschwimmen. Vor dem Grundstück stand ein riesiger schwarzer Mercedes. Der Vermieter war offenbar schon da. Der Mann, den ich dann auf dem Grundstück antraf, wollte aber so gar nicht zu der noblen Karosse passen. Er war etwa in meinem Alter, mittelgroß und sehr braungebrannt. Dunkles, wirres Haar hing ihm bis zu den braunen Augen und seinen vollen, spöttischen Mund krönte ein kleiner Schnurrbart. Bekleidet war er mit zerknautschten Shorts, Sandalen und einem T-Shirt, das mehrere unverkennbare Schmierölflecken aufwies. Ich mag durchgestylte Männer und rümpfte gewissermaßen innerlich die Nase über seinen Aufzug. Er stieß bei meinem Anblick einen anerkennenden Pfiff aus, was mich noch weniger für ihn einnahm. Manieren hatte er also auch nicht.
    Betont förmlich stellte ich mich vor und formulierte dann mit wohlgesetzten Worten, unsere Kanzlei habe ein eventuelles Interesse, die Räumlichkeiten auch künftig für Mitarbeiter in der Ausbildung anzumieten. Er zeigte sich von meiner Rede kein bisschen beeindruckt. Mit schräg auf die Schulter gelegtem Kopf blinzelte er mich an und schnalzte missbilligend mit der Zunge, als habe er ein Kind beim Lügen ertappt. „Wofür brauchen Lady Chatterly die Hütte denn?“, fragte er schelmisch. „Für gelegentliche Treffen mit dem Wildhüter?“
    Ich dulde normalerweise keine Unverschämtheiten und wollte scharf erwidern, doch plötzlich brach der Impuls in sich zusammen. Gleichzeitig lachten wir beide los, er schlang den Arm um meine Taille und wir taumelten den Weg zum Haus entlang wie zwei nektartrunkene Falter. Eigentlich ist dieses Bild viel zu poetisch, denn mit romantischem Blümchensex hatte das, was wir kurz darauf miteinander taten, wenig zu tun. Es war völlig unverblümt, ziemlich grob, sogar etwas vulgär. Und es war ungeheuer befreiend und befriedigend.
    Als ich den Garten Stunden später verließ, hatte ich einen höchst ungewöhnlichen Mietvertrag geschlossen. Nichts Schriftliches zwischen uns, lautete der Pakt. Ich war im Besitz des Schlüssels für das Haus, das ich uneingeschränkt nutzen durfte. Zu einem großen Holzschuppen, der sich mit schweren Riegeln gesichert und durch dichtes Gestrüpp fast unsichtbar an der rückwärtigen Grundstücksgrenze befand, hatte ich keinen Zugang. Hier würde Max, wie ich ihn künftig nur nannte, öfter anzutreffen sein, mich aber nicht stören.
    Neben und hinter dem Schuppen standen einige Autos herum, die sich gerade in der Übergangsphase vom Schrotthaufen zum Oldtimer befanden. Ich vermutete im Inneren des Schuppens daher ein rostzerfressenes Ersatzteillager und staunte nicht schlecht, als ich zum ersten mal zufällig einen Blick hineinwerfen konnte. Der Raum war penibel sauber und technisch auf das Modernste ausgestattet.
    Die Miete sollte ich in einer Art Geheimfach außen am Schuppen deponieren, das Max mir zeigte. Dort sollte ich im Bedarfsfalle auch den Schlüssel hinterlegen, als Zeichen, falls ich unseren Vertrag kündigen wolle. Weitere Formalitäten seien nicht nötig. Über diesen toten Briefkasten haben wir später auch kurze Mitteilungen ausgetauscht.
    Zwischen uns begann eine einzigartige Beziehung, die als Verhältnis zu bezeichnen einfach nicht den Kern treffen würde. Wir trafen uns manchmal monatelang nicht, dann plötzlich wieder mehrmals innerhalb weniger Tage. Zwischen uns herrschte ein Einvernehmen und eine Vertrautheit, wie ich sie bisher nur mit meinem Vater gekannt hatte und danach nie wieder. Max und ich waren wie Geschwister, der Sex zwischen uns hatte etwas Inzestiöses, was ihn noch verruchter und leidenschaftlicher machte. Er war der einzige Mann, der mir Befriedigung verschaffen konnte, der Einzige, bei dem ich

Weitere Kostenlose Bücher