Schicksalsnacht in Atlantic City (German Edition)
hatte wie eine Erscheinung auf sie gewirkt, dabei war er nur zu sehr ein Mann aus Fleisch und Blut. Groß, dunkel und attraktiv. Er stammte aus einer alten Familie mit Geld, all das hatte sie über ihn herausgefunden, nach dieser unvergesslichen Nacht mit ihm. „Brauchst du was, Ann-Marie?“
Die junge Frau zog erschreckt den Kopf zurück, und Nicole stand auf und ging auf sie zu. Ann-Marie war dreiundzwanzig und noch in der Ausbildung. „Entschuldige meinen Tonfall. Mir geht es heute nicht so gut.“
Ann-Marie lächelte. „Schon gut. Vielleicht solltest du lieber nach Hause fahren.“
Doch Nicole war stolz darauf, dass sie bisher nicht eine einzige Stunde ihres Dienstes versäumt hatte. Außerdem konnte sie gar nicht gehen. Sie machte Vertretung für einen Kollegen, der erst eine Stunde später kommen konnte. Diese Dreiviertelstunde würde sie auch noch durchhalten. Unter normalen Umständen wäre sie längst zu Hause und Devlin nicht über den Weg gelaufen. War das auch Schicksal?
„Nicole?“
Sie warf Ann-Marie ein Lächeln zu. „Alles in Ordnung. Ich mache die Schicht zu Ende.“
Die rundliche Blonde nickte erleichtert und zog sich wieder hinter den Empfangstresen zurück. Nicole folgte ihr. Dienstagabend, da war normalerweise nicht viel los. Allerdings könnte es sein, dass Devlin doch noch ein Zimmer wollte, und so hielt sich Nicole in der Nähe des Empfangs auf. Ob er kommen würde?
Kurz vor neun tauchte er tatsächlich auf. Er wies auf eine Sitzgruppe, wo sie ungestört miteinander reden konnten. „Wenn du schon nicht mit mir zum Essen gehen willst, dann vielleicht auf einen Drink?“, fragte er.
Sie setzte ein freundliches Lächeln auf und schüttelte den Kopf.
„Ich komme jeden Abend her, bis du Ja sagst.“
Jeden Abend? Wie lange ...? „Bist du geschäftlich hier?“
„Das weiß ich selbst nicht so genau. Eigentlich bin ich zum Vergnügen hier, allerdings habe ich etwas andere Vorstellungen von Spaß. Ich bleibe einen Monat.“
Ein Monat! Nicole erschrak. In einem Monat war alles ganz anders. Was sollte sie nur tun? Was sollte sie ihm sagen? Und wann war der richtige Zeitpunkt?
„Kann ich dich nach Hause fahren?“, fragte er.
„Danke, ich habe mein Auto hier.“
„Dann bringe ich dich zum Auto.“ Das war kein Angebot, sondern ein Befehl.
Gegen Befehle war Nicole immer allergisch gewesen. „Ich muss erst noch etwas erledigen. Aber wir werden uns sicher wieder begegnen.“ Begreifen Sie doch endlich, Mr. Campbell, ich möchte nichts mit Ihnen zu tun haben. Sie stand auf und wandte sich um.
„Wovor hast du denn Angst, Nicole?“, rief er leise, aber doch so laut, dass Ann-Marie überrascht den Kopf hob und in ihre Richtung blickte.
Wütend drehte Nicole sich um. „Was willst du von mir?“, zischte sie ihm zu.
„War das nicht eine Wahnsinnsnacht, die wir damals in Atlantic City verbracht haben?“
Ach so, das war es. Er wollte wieder mit ihr ins Bett gehen. Was hatte sie denn erwartet? Dass er sich unsterblich in sie verliebt hatte? „Das ist vorbei. Gute Nacht.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging schnell wieder in das Büro, das hinter dem Empfang lag. Von da aus beobachtete sie Devlin, der sich erst unschlüssig umblickte, dann aber auf den Ausgang zum Parkplatz zuging.
Als er verschwunden war, verließ sie ihr Versteck wieder, gerade als Juan Torres winkend durch die Halle kam. „Ich bin dir ja so dankbar, dass du diese Stunde für mich übernommen hast“, sagte er strahlend. „Dafür hast du noch etwas gut bei mir.“
Auch Juan war Assistent der Geschäftsleitung und der netteste Mann, den man sich vorstellen konnte.
„Darauf komme ich sicher noch mal zurück. Bis morgen, Juan.“ Sie griff nach ihrer Handtasche und winkte den anderen Kollegen zum Abschied zu. Endlich konnte sie nach Hause fahren. Sie musste unbedingt allein sein, um in Ruhe zu überlegen, was sie Devlin Campbell sagen konnte.
„Warte!“ Ann-Marie kam hinter ihr her. „Ich bringe dich zum Wagen.“
Nicole musste lächeln. Ann-Marie war fünf Jahre jünger als sie, aber sie hatte den dringenden Wunsch, Nicole zu bemuttern. „Dank dir, aber das ist nicht nötig. Es geht mir gut.“ Sie legte sich die Hand auf den Bauch. „Es geht uns gut.“
„Umso besser. Aber ich komme trotzdem mit. Ich muss sowieso in diese Richtung.“
Als sie die Tür zum Parkplatz erreicht hatten, trat Devlin plötzlich hinter einer Säule hervor. Er sah Nicole kühl an und starrte ihr dann ganz
Weitere Kostenlose Bücher