Schicksalsnacht in Atlantic City (German Edition)
Usambaraveilchen mitgenommen.
Nach einer weiteren Stunde rief er ihr Festnetztelefon an, erreichte aber nur den Anrufbeantworter. „Ich weiß nicht, warum du nicht mit mir sprechen willst“, sagte er nach dem Piepton. „Vielleicht sollte ich mich entschuldigen. Aber auch du hast etwas gutzumachen.“ Er schwieg kurz. „Du wirst mir heute fehlen in meinem großen Bett. Gute Nacht, Glücksfee.“
Er wartete noch ein paar Minuten, immer noch in der Hoffnung, sie würde die Tür aufschließen. Aber nichts geschah.
Nicole hörte, wie sich das Auto langsam entfernte. Den Abend hatte sie sich vollkommen anders vorgestellt. Sie hatte Devlin sagen wollen, dass sie bereit sei, ihn zu heiraten und mit ihm nach Philadelphia zu ziehen. Dann hätten sie eine Flasche Champagner geöffnet und ihre Entscheidung gefeiert.
Aber sein chauvinistisches Benehmen hatte sie vollkommen vor den Kopf gestoßen. Einen solchen Mann konnte sie unmöglich heiraten. Sicher, sie hätte ihn vielleicht anrufen und ihm sagen sollen, dass sie sich verspäten würde. Aber das war keine Entschuldigung für sein Macho-Verhalten.
Sie dachte nicht daran, ihren guten Job aufzugeben, ihr erstes eigenes Haus zu verkaufen und so weit von ihrem Vater wegzuziehen. All das für einen Mann, dem sie offenbar so gleichgültig war, dass er es nicht für nötig hielt, sie an Entscheidungen über ihre gemeinsame Zukunft zu beteiligen? Das kam überhaupt nicht infrage.
Hatte sie diesen Mann wirklich geliebt? Während seiner Predigt hatten sich ihre Gefühle verändert. Er hatte offenbar keine Ahnung, was es bedeutete, partnerschaftlich zu denken, geschweige denn, jemanden zu lieben.
Eine Träne rollte ihr über die Wange, und sie wischte sie wütend weg. Sie hatte so sehr gehofft, dass sie es irgendwie schaffen würden, obgleich sie unter sehr ungünstigen Voraussetzungen zusammengekommen waren.
Wie hatte sie sich nur solchen Illusionen hingeben können? Hatte sie nicht gemerkt, dass nur sie bereit war, Kompromisse zu machen? Dass er nicht daran dachte, sich ihr anzupassen? Wie hatte sie auch nur eine Sekunde glauben können, sie könne mit ihm glücklich werden, wo er sie doch nicht liebte?
Seufzend stand Nicole vom Sofa auf und kroch ins Bett. Obwohl ihr Bett viel kleiner als Devlins war, fühlte es sich zu groß und leer an.
Daran musste sie sich wohl gewöhnen.
Am nächsten Tag kam Nicole nur schwer aus dem Bett, weil sie erst in den frühen Morgenstunden eingeschlafen war. Schlaftrunken tappte sie in die Küche und öffnete die Kühlschranktür. Was sie sah, besserte ihre Laune nicht gerade. Außer Ketchup, Senf, Gewürzgurken, Salatsoße und drei Sorten Marmelade war nichts zu finden. Sie hatte alles in die Lodge mitgenommen.
In den Schränken sah es auch nicht viel besser aus, aber immerhin fand sie ein paar Dosen mit Suppe. Sie goss eine Dose Hühnersuppe mit Nudeln in eine Suppenschüssel und stellte sie in die Mikrowelle. Dann setzte sie sich an den Küchentisch und griff nach Notizbock und Kugelschreiber. Sie wollte aufschreiben, wie sie sich das weitere Vorgehen vorstellte. Sie musste Devlin mit eigenen Vorschlägen konfrontieren.
Aber ihr fiel nichts ein. Die Mikrowelle piepte, aber Nicole rührte sich nicht. Sie wusste nur eins, sie wollte einen Vater für ihr Kind und einen Ehemann für sich selbst.
Sie wollte geliebt werden.
Auch wenn sie sich einzureden versuchte, sie könne ihr Kind auch fabelhaft allein aufziehen und brauche weder Vater noch Ehemann, es war eine Lüge, und sie wusste es. Sie sehnte sich nach einer richtigen Familie.
Aber wenn sie jetzt nachgab und ihm seinen Willen ließ, würden sie dann jemals eine gleichberechtigte Beziehung aufbauen können? Würden sie miteinander reden können und Kompromisse finden?
Offenbar war ihm das gar nicht wichtig. Ihm ging es nur um Sex. Und darum, die Kontrolle zu behalten und zu bestimmen, was geschah.
Wieder piepte die Mikrowelle. Schwerfällig stand Nicole auf, nahm sich einen Löffel aus der Schublade und holte die Suppe heraus. Da hörte sie, wie ein Auto näher kam. Was? Es war doch erst halb acht. Wollte Devlin sie gar nicht in Ruhe lassen?
Sie sah aus dem Fenster. Das war nicht Devlins Wagen, sondern ein Minivan des Lakeside Diner. Ein junger Mann stieg aus und öffnete die Hecktür des Wagens. Wenig später tauchte er mit einem flachen Styroporbehälter in der Hand wieder auf. Er kam an die Haustür und klopfte.
Nicole zog den Bademantel fester um sich und öffnete die
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