Schicksalsnacht in Atlantic City (German Edition)
über so vieles nachdenken. Über ihren Vater mit einer neuen Frau, über Devlin und ihre komplizierte Beziehung zueinander, über das Kind, das ihr Leben vollkommen verändern würde.
Anstatt sich direkt auf den Nachhauseweg zu machen, fuhr sie noch einmal die Straßen von Sacramento ab, die ihr besonders vertraut waren. Sie hatte gern hier gelebt in dieser großen Stadt, der Hauptstadt Kaliforniens, die sich trotzdem die Atmosphäre einer gemütlichen Kleinstadt bewahrt hatte.
Alles hier erinnerte sie an ihre Mutter. Wie oft war sie mit ihr im Zoo gewesen, hatte im Stadtpark gepicknickt, war mit ihr durch die Straßen gebummelt.
Was für eine Stadt war Philadelphia? Sie war noch nie da gewesen und wusste nur, dass da die berühmte Freiheitsglocke stand. Sicher herrschte eine mehr großstädtische Atmosphäre, mehr Hektik und Ungeduld. Ob es leicht sein würde, Freunde zu finden? Ob Devlins Freunde sie akzeptieren würden? Ob ihr Kind sich später gern an seine Jugendzeit in Philadelphia erinnern würde, so wie sie sich an Sacramento?
Plötzlich wurde ihr klar, dass sie nicht länger warten konnte. Sie musste sich jetzt entscheiden, wie ihre Zukunft aussehen sollte. Entweder sie heiratete Devlin, zog mit ihm nach Philadelphia und versuchte, sich mit ihm ein gutes Leben aufzubauen, in der Hoffnung, dass er sie auch irgendwann lieben konnte.
Oder sie zog wieder in ihr Häuschen und versuchte, ihn irgendwie an ihrem Leben und dem ihres Kindes teilhaben zu lassen, ohne mit ihm verheiratet zu sein.
Diese Entscheidung musste sie Devlin heute Abend mitteilen.
9. KAPITEL
Unruhig blickte Devlin auf die Uhr. Warum war Nicole noch nicht zu Hause? Er hatte bereits mit ihrem Vater telefoniert, der ihm sagte, sie sei vor vier Stunden abgefahren. Noch fünf Minuten, und er würde die Polizei anrufen und fragen, ob es irgendwo auf der Strecke einen Unfall gegeben habe.
Die fünf Minuten waren um. Er wollte gerade die Nummer der Polizei wählen, als Nicoles Wagen in die Einfahrt einbog. Vor Erleichterung zitterten ihm die Knie, aber dann nahm die Wut überhand. Er rannte die Stufen hinunter und riss die Tür auf.
„Wo, zum Teufel, bist du gewesen?“, schrie er.
Er schrie? Noch nie hatte er jemanden angeschrien. Er hatte nicht einmal gewusst, dass er dazu fähig war.
Sie blieb stehen. „Du weißt doch, wo ich war.“
„Aber du hast das Haus deines Vaters schon vor über vier Stunden verlassen.“ Jetzt stand er dicht vor ihr und sah sie prüfend von oben bis unten an. Alles schien in Ordnung zu sein, und auch das Auto war unversehrt.
„Mein Vater hat eine neue Frau ...“, flüsterte sie.
„Na und?“
„Meine Mutter ist doch erst seit fünf Monaten tot.“ Tränen standen ihr in den Augen.
„Und deshalb kommst du erst jetzt? Deshalb konntest du mich nicht einmal anrufen, um mir zu sagen, dass du später kommst? Ich habe mich zu Tode ...“ Er hielt inne, als er sah, wie sie vor ihm zurückwich. „Weshalb kommst du so spät?“
Sie ging an ihm vorbei und betrat das Haus. „Das kannst du nicht verstehen.“
„Kommt auf einen Versuch an.“ Er folgte ihr in die Küche, wo sie ihre Handtasche auf den Tresen warf und sich ein Glas Wasser einschenkte.
„Ich musste allein sein.“ Sie blickte ihn über den Glasrand hinweg an.
„Warum?“
„Um nachzudenken. Um mich an die Zeit mit meiner Mutter zu erinnern.“
Sie hatte ihn hier vor Sorge verrückt werden lassen, nur weil sie nachdenken musste? Konnte sie sich nicht vorstellen, dass er sich zu Tode geängstigt hatte, ihr und dem Baby könne etwas passiert sein? „Hast du nicht ein einziges Mal daran gedacht, dass ich mir Sorgen machen könnte, wenn du so spät nach Hause kommst?“ Vor lauter Empörung war er wieder lauter geworden.
„Schrei mich nicht an.“
Wollte sie sich denn gar nicht entschuldigen? „Du ahnst ja nicht, was ich durchgemacht habe.“
„Ich brauchte Zeit, Devlin. Ich musste ...“
„Hör auf! Ich bin mit meiner Geduld am Ende. Ich sage dir jetzt genau, was passieren wird.“
Sie setzte das Glas ab und sah ihn an wie einen Fremden.
War das wirklich die sexy Frau, mit der er noch heute Morgen geschlafen hatte? Die Frau mit dem ausgeglichenen Wesen, die er am liebsten immer um sich hatte? Viel zu lange hatte er sich von ihr an der Nase herumführen lassen. Es wurde Zeit, dass er bestimmte, wo es langging. So etwas wie diese letzten Stunden wollte er nie wieder erleben.
„Erstens: Ich fahre dich noch heute Abend ins Hotel,
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