Schicksalsnacht in Atlantic City (German Edition)
musste lachen, als ihr klar wurde, weshalb er fragte. „Oh ja. Gibst du mir bitte die Decke?“
„Ja.“ Er deckte sie zu und stützte sich dann auf der Liege ab.
„Du hast dich rasiert“, sagte sie leise.
„Ja. Die Zeit der Experimente ist vorbei.“
In diesem Augenblick öffnete sich die Tür. Eine schlanke Frau trat ein. „Ich bin Dr. Saxon. Sie müssen der Vater sein.“
„Ja. Devlin Campbell.“
Dr. Saxon setzte sich neben die Liege und öffnete die Mappe mit den Untersuchungsberichten. „Sieht alles sehr gut aus. Irgendwelche Probleme?“
Der Vater meines Kindes liebt mich nicht. „Nein.“
Die Ärztin nahm verschiedene Messungen vor, dann hörte sie die Herztöne des Babys ab.
Devlin wurde blass und griff nach Nicoles Hand.
„Ja, es ist doch immer wieder faszinierend, nicht wahr?“ Dr. Saxon lächelte und verteilte etwas Gel auf Nicoles Bauch. Dann zog sie das Ultraschallgerät näher heran. „Achten Sie jetzt auf den Monitor.“
„Aber wir wollen nicht wissen, ob es ein Junge oder Mädchen ist“, sagte Nicole schnell.
„Wieso denn nicht?“ Doch als Devlin Nicoles flehenden Blick sah, gab er endgültig nach. „Okay, wir wollen es nicht wissen.“
„Gut, ich hoffe, das Baby verrät es jetzt nicht von sich aus.“
Gebannt starrte Devlin auf den Monitor. Immer wieder drückte er Nicole aufgeregt die Hand. Schließlich schaltete die Ärztin den Apparat ab. „Alles bestens. Ich bin sehr zufrieden mit Ihnen.“
Sie druckte vier Bilder aus, die sie Nicole in die Hand drückte. Es war unglaublich, was da bereits alles zu sehen war. Die Finger, die Zehen, das Rückgrat, die Nabelschnur. Nicole traten die Tränen in die Augen.
„Er sieht wunderschön aus“, sagte Devlin leise.
„Sie“, konterte Nicole prompt.
Die Ärztin lachte. „Passen Sie gut auf die beiden auf, Dad.“ Sie gab Devlin die Hand und wandte sich dann an Nicole. „Und Sie sehe ich in einem Monat wieder.“
Nachdem die Ärztin gegangen war, sahen sie sich die Bilder noch einmal an. „Sieh mal, sie hat deine Nase.“ Nicole lachte leise.
Doch Devlin blieb ernst. Er warf Nicole einen langen Blick zu, dann wandte er sich ab. „Ich muss los.“
„Nein, Devlin, bitte bleib!“ Sie kletterte von dem Untersuchungstisch herunter und versuchte, Devlin festzuhalten. Dabei ließ sie die Bilder fallen. Er durfte jetzt nicht gehen. Nicht in diesem Augenblick, in dem sie sich so nahe waren. Doch er machte sich sanft von ihr los und zog die Tür hinter sich zu.
Was hatte das zu bedeuten? Hatte sie sich alles nur eingebildet? Nicole war vollkommen verwirrt.
Doch dann nahm sie sich zusammen, zog sich an, sammelte die Bilder wieder ein und ging ins Vorzimmer zum Empfang. Sie machte ihren nächsten Termin und machte sich dann auf den Weg zur Arbeit.
„Sieht so aus, als bleiben nur wir beide übrig“, flüsterte sie und warf einen Blick auf die Bilder, die neben ihr auf dem Beifahrersitz lagen. „Am besten, wir gewöhnen uns möglichst schnell daran.“
Irgendjemand klopfte an die Haustür. Nicole hob schlaftrunken den Kopf und blickte auf die Uhr. Fast Mitternacht. Welcher Verrückte war das denn?
„Nicole!“
Devlin.
Sie stand auf und zog sich den Bademantel über. Mit zitternden Fingern öffnete sie die Tür. „Was tust du denn hier mitten in der Nacht?“ Sie packte ihn am Arm und zog ihn ins Haus.
Er sah furchtbar aus. Unter seinen Augen lagen tiefe Schatten, das Haar war zerzaust. Offenbar hatte er sich an den letzten zwei Tagen doch wieder nicht rasiert, an diesen zwei Tagen nach dem Besuch bei der Ärztin, die für Nicole die Hölle gewesen waren. Noch nie hatte sie sich so hilflos und einsam gefühlt. Und nun stand Devlin hier vor ihr und sah genauso elend aus, wie sie sich fühlte.
„Bist du betrunken?“ Sie sah ihn zärtlich von oben bis unten an. Oh, wie sehr sie sich nach ihm gesehnt hatte. Am liebsten hätte sie ihn fest in die Arme genommen und an sich gedrückt.
„Vielleicht ein bisschen.“
„Und dann bist du Auto gefahren?“
„Nein, ich hab mir ein Taxi genommen.“
Also konnte er hier nicht mehr weg, es sei denn, sie fuhr ihn. „Warum hast du getrunken?“
Er hob die Hand und wollte ihr über die Wange streichen, ließ sie dann aber resigniert wieder fallen. „Weil mir nichts anderes mehr einfällt.“
Sie zog ihn zum Sofa. „Komm, setz dich. Was ist denn passiert?“
Er ließ sich nach vorn sinken und stützte sich schwer auf den Knien auf. „Ich habe meinen Vater angerufen
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