Schicksalspfad Roman
Guten Tag sagen?«
»Besucher?«
»Der Mann neben Ihnen. Erkennen Sie ihn?«
Michael Lavender wurde bei dieser Frage aschfahl.
»Wie meinen Sie das?«, fragte er beleidigt. »Natürlich erkennt er mich!« Er sah Matt mit einem unsicheren Lächeln an. »He, Matt. Ich bin’s, Michael!«
Matt reagierte nicht.
»Es ist Michael Lavender«, sagte Grace. »Ihr Manager.«
»Nicht der Manager«, rief Michael. »Sein bester Freund. Dein Waffenbruder.«
Matt starrte Lavender an, der den Kopf dicht vor Matts Gesicht hielt. Grace sah, dass er ihn nicht erkannte.
»Ich hatte einen Schlag auf den Kopf«, sagte Matt leise zu Lavender. »Und ich habe vieles vergessen - das hat der Arzt gesagt.«
Lavender lachte, als wäre das eine Kleinigkeit, aber in seinen Augen zeigte sich blankes Entsetzen. »He, ich vergesse auch vieles. Heute Morgen konnte ich einfach meinen Schlüssel nicht finden.«
»Du bist … also mein Freund?«
»Dein bester Freund«, erwiderte Lavender. »Es steht eine Menge an, Matt. Harvey will nächsten Monat den Jack-Fabian-Film abdrehen. Er muss jetzt einfach wissen, ob du dann wieder in Ordnung bist. Dann können wir unterzeichnen. Wir haben letzte Woche darüber geredet. Ich müsste ihn jetzt anrufen und ihm sagen, dass du in Ordnung bist. Ich habe ihm versprochen, ihn sofort anzurufen.«
»Jack Fabian«, sagte Matt.
»Wir reden hier über einen Hundertmillionendollar-Film. Unser größter bisher. Und sie wollen dich dafür.«
»Sie wollen mich.« Matt schien diesen Satz auszuprobieren wie in einer fremden Sprache. »Sie wollen mich.«
»Eigentlich«, fuhr Lavender fort, »könnte diese Sache, so furchtbar sie für dich ist, auch zu deinen Gunsten wirken. Man wird sich ungeheuer für das Projekt interessieren. Alle werden fragen: Kann Matt weitermachen? Kann er das Schicksal besiegen? Und ich habe dazu eine Anwort. Er kann es. Sprich mir nach: Ja, ich kann es!«
Matt sah Lavender mit zusammengekniffenen Augen an. »Warte mal. Ich kenne dich.«
Lavenders Gesicht hellte sich auf. »Natürlich kennst du mich.«
»Du bist Michael Lavender.«
»Ja, genau! Lavy. Lavy-Zeit. Wie viel Uhr ist es, Matt?«
»Lavy-Zeit?«
»Genau! Ich könnte dich küssen, du verrückter Hund!«
Matt dachte einen Moment nach. »Kennst du Grace? Das ist Grace, da drüben. Grace ist Krankenschwester. Sie kümmert sich um mich.« Matts Blick flog zu Grace.
Grace spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Matt hatte so schöne hellblaue Augen, dass es schwer war, ihn nicht anzusehen.
»Natürlich kenne ich Grace!«, sagte Lavender. »Grace und ich haben viele Stunden zusammen verbracht, seit du hier liegst.«
Matt fuhr fort. »Der Arzt heißt Daras. Er stammt aus Paris. Stimmt’s Grace?«
»Nein«, erwiderte Grace. »Nicht aus Paris. Er ist Grieche.«
»Grieche? Kann er denn auch kriechen?«
»Er spricht in Reimen«, meinte Lavender besorgt zu Grace.
»Das ist in Ordnung«, sagte Grace, löste aber den Blick
nicht von Matt. Vermutlich benutzte er Reime, damit er sich besser an Dinge erinnern konnte.
»Ich heiße Matt und dachte, ich wär platt.«
Grace lachte. »Das ist aber clever, Matt, aber niemand hat dich für platt gehalten.«
»Ich aber«, meinte Lavender. »Ich hatte fest damit gerechnet, dass du zum großen Regisseur im Himmel abwanderst.«
»Ich glaube … ich möchte jetzt schlafen«, sagte Matt leise.
»Hör mal, Matt«, sagte Lavender. »Ich werde jetzt Heather Martin anrufen und ihr sagen, sie soll für morgen eine Pressekonferenz hier organisieren, mit dir und allen Ärzten. Wir müssen schnellstens die Nachricht verbreiten, dass du wieder aufgewacht und auf dem Weg der Genesung bist. Ich rufe Heather sofort an und sage ihr, sie soll es auf deine Website setzen. Wir haben keine Zeit zu verlieren!« Lavender stand auf, zog sein Handy aus der Tasche und verließ den Raum.
Nach einer kurzen Pause sagte Matt. »Grace?«
»Ja, Matt?«
Matt schloss die Augen. »Ich bin so müde.«
»Ich weiß«, erwiderte Grace. »Warum versuchen Sie nicht zu schlafen?«
»Ich will niemanden sonst hier haben. Nur Sie.«
»Keine Sorge. Ich hänge ein Schild an die Tür, damit niemand mehr stört.«
Matt öffnete wieder die Augen. »Grace?«
»Ja, Matt?«
Es folgte eine lange Pause. Matt sah traurig aus.
»Nichts«, sagte er, schloss die Augen und schlief ein.
23
A ls Joanne das Motorrad vor dem Haus parkte, bemerkte sie Licht in der Küche. Sie freute sich, als sie Cherry in der Küche sah, die einen Teig
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