Schicksalspfad Roman
geschah.
Joanne war sprachlos über diese Einladung und wie direkt sie ausgesprochen wurde. Hatte er sie nicht verstanden, als sie sagte, sie sei wieder mit Donny zusammen? Oder war es eine rein freundschaftliche Einladung?
»Danke, gerne«, sagte Cherry, »aber ich habe an dem Wochenende schon etwas vor.« Dann sagte sie zu Joanne: »Rick hat mich nach Hamptons eingeladen.«
»Ich glaube, ich habe auch schon etwas vor«, sagte Joanne zu Hoag. »Aber vielen Dank.«
»Na, falls sich was ändert, wisst ihr ja, wie ihr mich finden könnt.« Hoag schenkte Joanne ein herzliches Lächeln, das sie nicht deuten konnte - irgendwie weder väterlich noch liebevoll. Dann wandte er sich wieder den anderen Gästen zu.
Draußen sagte Cherry zu Joanne: »Ich glaube, er mag dich.«
»Wie?«, fragte Joanne, die sich gerade auf das Motorrad schwang. »Nein. Er weiß, dass ich verheiratet bin. Ich
habe ihm gesagt, dass ich wieder mit Donny zusammen bin. Du hast es selbst gehört.«
»Weiß ich«, erwiderte Cherry und stieg auf den Rücksitz. »Aber vielleicht hat er dir das nicht abgenommen.«
»Warum sollte er es mir nicht glauben?« »Weil Frauen eigentlich ständig lügen«, erwiderte Cherry.
24
M att Conner hatte während des Komas fast fünfzehn Pfund abgenommen. Als Grace um vier Uhr morgens den verletzten Schauspieler am Ellbogen hielt und bei seinen ersten Schritten seit dem Aufwachen begleitete, spürte sie die seltsame Spannung zwischen seiner Schwäche und seiner Stärke. Seine volle Körperkraft würde er erst in Wochen oder Monaten wiedererlangen.
Wie viele Filmschauspieler war Matt nicht so hoch gewachsen, wie er auf der Leinwand erschien, aber die Kameratechnik hatte nichts unternehmen müssen, um ihn zu verschönern - Perfektion war einfach nicht zu verbessern. Lavender hatte mehr als einmal bemerkt, wie viel Glück Matt gehabt hatte, keinen äußeren Schaden genommen zu haben. Er konnte sich immer noch im Spiegel betrachten, seine Fans konnten ihn ansehen. Und beide würden dasselbe schöne Gesicht sehen, das sie so liebten.
Matt war nun unterwegs ins Bad. Die Schläuche waren bis auf die intravenöse Ernährung alle entfernt worden, und Grace ließ ihn selbst den Rollwagen schieben. Er trug ein blaues Krankenhaushemd über dem schlanken, gebräunten Körper und weiße Sportsocken.
»Mir ist schwindlig«, sagte er und blieb stehen.
»Möchten Sie sich setzen?«, fragte Grace.
Matt schüttelte den Kopf. Er war entschlossen, das Bad wie ein »normaler Mensch« zu benutzen. Aber als sie beim Klo ankamen, wurde er nervös.
»Ich bleibe direkt vor der Tür, falls Sie mich brauchen«, sagte Grace. »Okay?«
Matt sah sie traurig und flehend an, wie ein Junge, der Hilfe braucht, aber nicht darum bitten konnte.
»Brauchen Sie Hilfe?«, fragte Grace.
Matt Conner war nicht der Typ, der jemals um irgendwelche Hilfe bat. Jetzt senkte er den Blick und nickte kaum merklich.
Als Grace neben ihn trat, zitterte er am ganzen Körper. Er war nicht sicher, was er zu tun hatte, und das jagte ihm fürchterliche Angst ein.
Langsam hob Grace das Hemd vorn hoch. »Jetzt zielen sie auf die Schüssel«, sagte sie. »Sie können die Hand dabei benutzen.« Aber das war nicht das Problem.
»Ich habe Angst, loszulassen«, sagte Matt ganz leise.
»Ist in Ordnung«, beruhigte Grace ihn. »Sie brauchen sich bloß zu entspannen. Okay?«
Matt schloss konzentriert die Augen. Nach zwei vollen Minuten kamen die ersten zögernden Tröpfchen. Dann folgte ein kräftiger Strahl direkt in die Schüssel. Auf Matts Gesicht zeigte sich ein kleines Lächeln.
Als er wieder im Bett lag, fragte er: »Machen Sie … mich auch sauber?«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Grace.
»Ich meine, als ich bewusstlos war, muss ich doch irgenwann geschissen haben, oder?«
»Wir sind an so was gewöhnt, glauben Sie mir.« Matt rieb sich das Kinn und schüttelte langsam den Kopf. »Das ist mir sehr peinlich.«
»Na«, meinte Grace, »haben Sie denn noch nie von den Heinzelmännchen gehört? Also, wir haben hier ganz bestimmte Heinzelmännchen für solche Fälle. Die machen alles sauber, während man schläft.«
Matt lachte, aber mit einem bitteren Ton. »Heinzelmännchen …«
»Keine Sorge«, beruhigte Grace ihn. »In ein paar Tagen können Sie sicher allein auf die Toilette gehen.«
»In ein paar Tagen?«
»Ich sehe keinen Grund, warum nicht.«
Matt dachte weiter nach. »Haben Sie mich auch gewaschen?«
Grace merkte, wie sie rot wurde. Er wirkte so
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