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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bourne
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Brille höher, »aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ein schwerwiegender Fehler passiert ist. Ein Leben ging verloren, und jemand muss dafür Verantwortung übernehmen.«
    In Cherry stieg bei diesen Worten die Panik hoch - es war, als würde man sie des Mordes anklagen.
    »Ehrlich gesagt«, meinte Fred Hirsch, »sind wir alle verantwortlich. Das gesamte Krankenhaus, von oben bis unten. Was erwarten wir denn, wenn wir nur eine einzige Schwester für fünf oder sechs Patienten haben?« Er sah Cherry mitleidig an, obwohl seine Worte an Kathy
gerichtet waren. »Ich habe diese gute, fleißige Schwester schon seit Tagen ununterbrochen herumrennen sehen. Wie alle anderen hier ist sie überarbeitet, so dass diese Dinge unvermeidlich werden. Verantwortung ist schön und gut, aber das System müsste dafür verantwortlich gemacht werden.«
    Cherry versuchte, Fred für sein Mitgefühl einen dankbaren Blick zuzuwerfen, doch stattdessen verschwamm es ihr vor den Augen, weil die Tränen ihr nur so über die Wangen rollten. Sie wischte sie mit dem Ärmel ab und versuchte sich vorzustellen, wie Grace wohl reagieren würde, nicht dass Grace jemals einen so schweren und dummen Fehler begehen würde. Sie reckte das Kinn hoch, wie Grace es manchmal tat, und zwang sich, mit dem Weinen aufzuhören. Es war, als würde sie den Atem anhalten.
    »Hast du noch irgendetwas zu sagen?«, fragte Kathy nun mit gekünstelter Herzlichkeit.
    Cherry schüttelte den Kopf. »Es tut mir so leid«, sagte sie. Ihre Stimme klang für sie selbst sehr klein und weit entfernt. »Ich habe wirklich keine Ahnung, wie das geschehen sein kann.«
    Kathy entließ sie für den Rest der Schicht. Draußen auf dem Gang sagte Rick, sie könne in seine Wohnung gehen und dass er bald bei ihr wäre.

26
    S eit dem Zwischenfall mit dem Rollstuhl nahm Grace sich viel mehr vor ihrem Patienten in Acht. Matt Conner hatte ihr Vertrauen ausgenutzt, um sie zu erschrecken, und damit den Vertrag zwischen Schwester und Patient eindeutig verletzt. Grace hatte nun ständig das Gefühl, sich hüten zu müssen. Sie wusste, dass es nichts Ungewöhnliches war, wenn Patienten Wut auf ihre Pfleger bekamen und sich gegen sie auflehnten. Aber was ihr an Matts Benehmen am meisten zu schaffen machte, war seine offensichtliche Gesundheit. Es ging ihm zusehends besser, so dass er bald aus dem Krankenhaus entlassen würde. Grace fürchtete sich vor diesem Tag. Seitdem Matt aufgewacht und zu einer realen Person für sie geworden war, hatte sie ununterbrochen an ihn gedacht.
    Wenn sie das nur mit jemandem bereden könnte! Joanne und Cherry waren nur selten zu Hause. Was konnte sie ihnen auch schon sagen? Es war albern, zuzugeben, seltsame, wunderbare Gefühle für jemanden entwickelt zu haben, der so berühmt war wie Matt Conner. Aber genau so war es. Zum ersten Mal in ihrem Leben konnte Grace es kaum abwarten, zur Arbeit zu gehen. Und morgens, nach ihrer Schicht, konnte sie vor Aufregung kaum schlafen, weil sie ihn am Abend wiedersehen würde. Sie gab dem fürchterlichen Drang nach und sah sich im Internet Videos von Matts Auftritten bei Talkshows an. Stets wirkte er kühl, selbstbewusst und entspannt, ein normaler, gut gelaunter Mann, der seinem Publikum gefallen
wollte. Aber wenn man ihn genauer betrachtete, erkannte man, dass sein Herz nicht ununterbrochen bei der Sache war, besonders nicht, wenn der Interviewer alberne Fragen nach seinem Liebesleben oder seiner Arbeit stellte. Bei einer Talkshow vor ein paar Jahren mit einem weiblichen Fernsehstar ging es um einen Actionfilm. Die Frau war eine attraktive, ziemlich dumme Blondine, die offensichtlich in Matt verliebt war und über alles kicherte, was er sagte. Matt versuchte die ganze Zeit, nicht allzu gelangweilt auszusehen. Aber Grace erkannte, wie er am liebsten die Augen verdreht hätte. Beim Zusehen bekam sie immer das Gefühl, ihn ganz genau zu kennen.
    Das machte ihre Situation noch unerträglicher. Letzte Nacht hatte er starke Kopfschmerzen bekommen und vor Schmerz und Frustration laut geschrien. Grace war, ebenso schnell wie vielleicht zu einem Kind, aus dem Schwesternzimmer zu ihm gerannt und hatte ihm ein Beruhigungsmittel gegeben. »Ich habe alles versaut«, hatte er zu Grace gesagt, als die Wirkung einsetzte, »aber wenn ich den Rest meines Lebens hierbleiben muss, mit diesem albernen Nachthemd, wäre das gar nicht so schlecht.« Dann hatte er nach ihrer Hand gegriffen. Grace hatte sie ihm entzogen und ihm geraten,

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