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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bourne
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nur sie beide und nichts anderes mehr.
    Dann dachte Grace, wenn jemand nun unvermutet ins Zimmer trat, könnte er sie für unprofessionell halten (sie dachte insbesondere an Kathy), und aus diesem Grund richtete sie sich auf, reckte das Kinn vor und fingerte an dem kalten Stethoskop um ihren Hals. »Also«, meinte sie dann in dem Versuch, den Tonfall wieder für die Pavarotti-Suite angemessen zu machen, »ich freue mich sehr,
von dem Film zu hören. Sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie irgendetwas brauchen.« Dann trat sie wieder auf den Flur zurück. Ihr Herz raste.
    Um Kathy aus dem Weg zu gehen, begab sie sich nach unten in die Cafeteria und holte sich einen Eistee. Den Weg im Aufzug nach unten fühlte sie sich schwerelos. Dann fiel ihr Cherry wieder ein. Die Ärmste! Einen Patienten zu verlieren. Wie schrecklich. Aber dann flogen ihre Gedanken wieder zu Matt zurück.
    Als die Aufzugtüren sich öffneten, sah sie Dawn und Michael Lavender auf sich zukommen. Sie unterhielten sich angeregt und leise miteinander. Lavender sah blass und aufgeregt aus, während Dawn auf ihn einredete. Erst in drei Metern Entfernung blickte Lavender hoch und sah Grace. Beide blieben unvermittelt stehen und lächelten sie auf die gleiche gekünstelte Weise an.
    »Wie geht’s bei Pavarotti?«, fragte Dawn mit hinterhältigem Unterton, als deutete sie einen Flirt zwischen Patient und Schwester an.
    »Oh, du meinst Matt?«, fragte Grace betont unschuldig. »Alles in Ordnung. Er hat gute Laune.« Dann fuhr sie zu Lavender gewandt fort: »Er sagte, er würde in drei Wochen mit den Dreharbeiten zu einem neuen Film anfangen. Das ist ja fantastisch!«
    »Nein«, erwiderte Lavender ernst. »Die Pläne haben sich geändert.«
    »Ach ja?«
    »Mit anderen Worten«, unterbrach Dawn wie eine ungeduldige Mutter, die für ihr stotterndes Kind einspringt: »Es wäre nicht recht, Matt nur des Geldes wegen dazu zu treiben, ehe er nicht wieder richtig gesund ist.«

    Lavender blickte bei diesen Worten auf seine Schuhspitzen, und Grace vermutete, dass man ihm gerade seinen Plan ausgeredet hatte, das fragwürdige Interesse der Öffentlichkeit an dem Kranken auszunutzen und den hirngeschädigten Schauspieler zu einem vorzeitigen und katastrophalen Comeback zu überreden. Grace selbst glaubte nicht, dass Matt gesund genug für die Strapazen eines teuren Filmes war. Sie begrüßte es, dass Dawn, kaum die beste Krankenschwester der Welt, auch zu diesem Schluss gelangt war, egal wie sie Michael Lavender dazu überredet hatte. Lavender nickte bloß, als Dawn fortfuhr, wie »sie gemeinsam« beschlossen hatten, es sei das Vernünftigste, Matt aus allem herauszuhalten, bis er sich wieder richtig erholt hätte.
    »Matt wird das nicht gefallen«, sagte Lavender. »Ich habe seit Jahren daran gearbeitet, ihm eine solche Rolle zu besorgen. Aber wenn ich ihn zu früh wieder losschicke und er versagt, dann verdirbt das alles. Daher müssen wir klug sein und langfristig denken.« Dieser letzte Satz klang verdächtig nach einer gerade erst entwickelten Idee, und Grace erkannte, dass Lavender damit noch seine Probleme hatte.
    »Das halte ich für sehr vernünftig«, erwiderte Grace, sosehr ihr auch Matts Einladung gefiel, ihn am Drehort zu besuchen. »Sicher wird er enttäuscht sein, aber letztendlich auch dankbar.«
     
    In den zwölf Jahren als Krankenschwester hatte Grace so etwas noch nie gesehen. Von zehn Uhr an bis weit nach Mitternacht blieb die Tür zur Pavarotti-Suite geschlossen. Fünf weitere Personen waren zu dieser vermutlichen
Krisensitzung eingelassen worden. Grace gehörte nicht zu dieser prestigeträchtigen Gruppe, die aus Lavender, Fred Hirsch, Judy Putnam, Dr. Daras und Yvette Soffian bestand, der Pressesprecherin des Manhattan Hospitals. Diese eindrucksvolle Versammlung, die für einen Unfalltoten angemessener gewesen wäre, fand sich aus keinem anderen Grund zusammen, als dass ein Prominenter einen Wutanfall bekommen hatte.
    Matt Conner hatte nicht gut auf Lavenders Ankündigung reagiert, der Schauspieler würde ein paar Monate lang »aus dem Verkehr gezogen«, damit er sich richtig erholen konnte. Man hatte aus der Pavarotti-Suite gedämpfte Schreie und klirrendes Glas gehört. Als Grace von der Aufregung hörte, war sie aus dem Schwesternzimmer den Gang entlanggerannt und hatte Matt gerade noch gesehen, wie er in seinen Boxershorts vor Michael Lavender stand und ihn wütend beschimpfte. Lavender saß mit gesenktem Kopf auf der Bettkante und kniff sich den

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