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Schicksalspfad Roman

Schicksalspfad Roman

Titel: Schicksalspfad Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Bourne
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nicht von Matt lösen. Nach außen hin blieb Grace ruhig, falls sie beobachtet würde, und rief leise Matts Namen. Sie forschte nach einer Reaktion, bemerkte jedoch keine, und noch ehe sie einen weiteren Gedanken fassen konnte, riss Matt die Augen auf und öffnete den Mund. Seine Zunge schoss
hervor. Grace zuckte mit einem Schrei zusammen. Dann hörte sie den Laut, den der Mann von sich gab, sah seine Züge und erkannte, dass er lachte.
    Ihre Wut war noch stärker als das Gefühl von Erleichterung. »Das war schrecklich!«, sagte sie. »So etwas macht man doch nicht!«
    »Ach, kommen Sie, ich habe doch bloß Spaß gemacht.«
    »Sie können jetzt alleine zurückgehen.«
    Das gefiel Matt nicht. Er rollte sich auf die Knie und erhob sich ohne Schwierigkeiten. »Es tut mir leid«, sagte er dann leise. »Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist.«
    Grace blickte in seine grünen Augen, die sie an ihre eigenen erinnerten. Das war ihr vorher noch nicht aufgefallen.
    »Verzeihen Sie mir?«, fragte Matt.
    Grace hielt seinem Blick ein paar Sekunden lang stand, weil sie spürte, wie sich ein Gefühl zwischen ihnen vertiefte. Sie spürte seine Wärme, weil er dicht vor ihr stand, und plötzlich hatte sie das Gefühl, er würde sie küssen. Da wich sie zurück, weil sie nicht wusste, was er vorhatte oder wie ihre Haltung auf Außenstehende wirken würde. Sie beugte sich vor und löste die Bremse des Rollstuhls. »Okay«, sagte sie. »Setzen Sie sich. Da habe ich Sie immer noch besser unter Kontrolle.«
    Matt grinste sie an und setzte sich in den Rollstuhl. Die Autorität war wie durch einen Zauber wiederhergestellt, und als Grace ihren Patienten im normalen Tempo zurückrollte, fuhr ihr der Gedanke durch den Kopf, sie hätte ein wildes Tier gezähmt.

25
    C herry war müde, aber glücklich und bewältigte die Morgenrunde mit einer Energie, die sie nicht einmal geahnt hatte. Sie teilte Medikamente aus, legte einen Tropf, nahm einen anderen ab, leerte zwei Bettpfannen und hörte sich zwei Lebensgeschichten an. Jetzt nahm sie einem neuen Patienten, Mr. Donahue, Blut ab. Er war gestern nach einem vierfachen Bypass hier eingeliefert worden.
    Dank Rick arbeitete Cherry jetzt tagsüber, einen Monat früher, als die Regeln erlaubten. Es war schön, das helle Tageslicht durch die Fenster von Mr. Donahues Zimmer zu sehen. Cherry hatte Rick nicht einmal bitten müssen, sich für sie einzusetzen. Als sie mit ihm vor einer Woche im Bett lag und sich von einer weiteren atemberaubenden Sexstunde am Nachmittag erholte, hatte Cherry wie nebensächlich bemerkt, wie leid sie die Nachtschichten sei. Wenn sie tagsüber arbeitete, hatte sie hinzugefügt, könnte sie ihm immer ein anständiges Essen kochen. Ob das nicht schön wäre? Rick hatte damals kaum reagiert, aber als Cherry am nächsten Morgen von der Schicht zurückkam, hatte Rick sie geküsst und gesagt: »Ich habe ein paar Leute angerufen. Mittwoch kannst du auf die Tagschicht überwechseln.« Cherry war bei seinen Worten fast ohnmächtig geworden vor Freude - nicht, weil man sie vor der Nachtschicht gerettet hatte, sondern weil sie dies als bisher sicherstes Zeichen für Ricks Gefühle für sie empfand. Er wollte
ein ordentliches Essen, oder? Cherry dachte, es sei bloß eine Frage der Zeit - vielleicht nur wenige Tage -, dass er sie bat, bei ihm einzuziehen. Sie hatte noch nie mit einem Mann zusammengelebt und konnte es kaum abwarten.
    Natürlich müsste sie Grace rechtzeitig Bescheid geben. Wenn es nur bald passierte, wo der Herbst vor der Tür stand und der Central Park nur wenige Blocks entfernt lag. Was für einen wunderbaren Herbst sie zusammen erleben würden!
    Das Seltsamste aber war, dass sie und Rick jetzt zusammenarbeiteten. Ihre Beziehung war zwar kein sonderliches Geheimnis, aber es war auch klar, dass Rick kein Gerede darüber wollte. Einmal versuchte Cherry ihn rasch zu küssen, als niemand in der Nähe war außer einem schlafenden Patienten, aber da hatte Rick ihr fest eine Hand auf die Schulter gelegt. »Geben wir uns zumindest den Anschein von Professionalität, he, Bordeaux?« Dabei hatte er verschmitzt und komplizenhaft gelächelt. Doch dann hatte er langsam und kühl an ihr auf- und abgeblickt. »Warte, bis wir zu Hause sind«, hatte er gesagt. Und das Wort »zu Hause« von Ricks Lippen hatte bei ihr eine Gänsehaut ausgelöst.
    Cherry zog die Kanüle geschickt aus Mr. Donahues Arm und legte die Blutprobe auf den Wagen neben dem Bett. Mr. Donahue war achtundsiebzig,

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