Schicksalspfad Roman
dich hier behaupten. Lass dich nicht einschüchtern. Du musst für dich geradestehen. Ich weiß, wie schwer das ist. Aber du bist diejenige, die jetzt die Oberhand hat, Cherry. Kannst du das erkennen? Du bist hier im Recht. Und wenn du im Recht bist, hast du nichts zu befürchten.«
Cherry nickte, aber sie bereute es, Rick gesagt zu haben, dass sie sich Kathy anvertraut hatte. Jetzt stand er mit dem Rücken zur Wand, und Cherry wusste von seinem Tennisspiel, wie boshaft er werden konnte, wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlte.
Als Joanne an diesem Abend nach Hause kam, lag Cherry schon im Bett. Grace, mit der Joanne am allerwenigsten gerechnet hatte, saß in der Küche und trank Kaffee. Noch ehe Joanne fragen konnte, warum Grace denn schon wieder da war, erzählte diese ihr rasch von Cherrys Entdeckung der Original-Patientenkarte und wie sie plante, ihre Stelle zurückzubekommen. Dann fügte sie in einem Nachsatz hinzu: »Oh, und ich bin wieder hier,
weil Matt Conner sich als erstklassiger Idiot herausgestellt hat.«
Das reichte für Joanne aus, um sich einen Kaffee einzuschenken und an dem Tisch Platz zu nehmen.
»Das sind zu viele Neuigkeiten für ein müdes Mädchen«, sagte Joanne. »Fangen wir ganz vorn an. Die Sache mit Cherry ist großartig, aber ich kann nicht behaupten, dass ich sehr überrascht bin. Ich hatte immer schon das Gefühl, dass Rick nicht vertrauenswürdig ist. Aber das kann ich mir alles von Miss Scarlett selbst anhören. Was aber stimmte nicht mit Matt Conner?«
Grace holte tief Luft. Es gab nur eine Möglichkeit, alles zu erzählen.
»Ich glaube, wir hatten uns ineinander verknallt«, murmelte sie.
»Wie bitte?«
»Wir waren verliebt.« Das war für Grace sehr schwer zuzugeben, weil sie genau wusste, wie lächerlich es klingen musste. Aber es stimmte, und auch wenn sie Cherry nichts von dem Debakel in Texas erzählt hatte - Cherrys Situation war viel schwieriger und verdiente Grace’ volle Aufmerksamkeit -, wusste sie, dass sie bei Joanne immerhin auf offene Ohren stoßen würde.
»Fassen wir zusammen«, sagte Joanne, nachdem Grace die Lage erklärt hatte. »Matt bietet dir an, bei ihm als Privatschwester zu arbeiten. Ihr seid beide aufeinander scharf. Er tut den ersten Schritt. Du stimmst zu - wie jede normale Frau. Und dann kommt Michael Lavender daher und zeigt dir ein Video von Tania St. Clair …«
»Ich habe keine Ahnung, wer sie war!«
»Ich aber«, meinte Joanne. »Liest du denn keine Magazine?
Jeder kennt Tania. Aber niemand hält das für echt - ich meine, die Beziehung. Das ist einer von diesen Marketing-Plänen in Hollywood, du weißt schon, wie mit Tom Cruise und dieser Frau. Das machen die doch ständig.«
»Nun, darauf kann ich mich aber nicht verlassen«, sagte Grace. »Ich kann mein Herz nicht einem Mann schenken, der mich jeden Moment verlassen wird.«
»Du solltest dich mal selbst reden hören«, sagte Joanne. »Du bist doch diejenige, die ihn abrupt verlassen hat. Du hast ihn nicht einmal zur Rede gestellt. Du bist geflohen. Gerade, als alles richtig gut wurde!«
»Ich bin froh, dass Michael Lavender mir gesagt hat, was lief«, sagte Grace verteidigend. »Ich hätte es wissen sollen. Schließlich ist er Matt Conner. Kaum ein monogamer Mann.«
»Okay, nehmen wir an, dass er tatsächlich etwas mit Tania hat. Woher willst du wissen, dass er sich nicht von ihr trennen wollte?«
»Von so was trennt man sich nicht!«
»Nur wenn man in jemand anderen verliebt ist.«
Grace dachte nach. »Also«, meinte sie etwas zufriedener, »wenn er in mich verliebt ist, dann kommt er doch her und sagt es mir.«
»Nachdem du ihm verboten hast, dich zu kontaktieren?«
»Also, wenn ich im Unrecht bin, dann wird er mich anrufen und es mir sagen. Wenn ich nichts von ihm höre, weiß ich, dass ich das Richtige getan habe.«
»Das ist mir zu passiv, Grace. Du musst den Stier schon bei den Hörnern packen.«
»Genau das habe ich doch getan, als ich wegfuhr.«
»Aber woher willst du wissen, dass Lavender das Ganze nicht manipuliert hat? Er ist sehr eifersüchtig und hat dich vermutlich als Bedrohung empfunden. Vermutlich hat er Tania für das Video bezahlt. Sieh dir doch an, was Rick Nash getan hat. Sieh dir Donny und seine Fremdgeherei an! Warum traust du diesem Lavender nur?«
»Nach dieser Logik könnte ich auch Matt nie über den Weg trauen.«
Joanne runzelte die Stirn. Darauf wusste sie keine Antwort.
»Sieh mal«, sagte Grace. »Matt ist so, wie er ist. Ich will
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