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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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steinernen Höhlenwänden waren Terrassen angelegt worden und dort wuchsen grüne Pflanzen. Über ihnen leuchteten Lampen und warfen einen angenehmen, warmen Schein durch die Kaverne. Kes nahm einen seltsamen Geruch war, einen frischen, sauberen Duft, der sie begeisterte. Staunend wandte sie sich an Daggin.
    »Erzähl mir von diesem Ort. Wer hatte die Idee dazu? Was sind die grünen Pflanzen? Warum sind sie hier?«
    Daggin lächelte, aber es war ein Lächeln der Freundschaft.
    »Meine Mutter und ihre Freunde gründeten die Farm. Sie meinen, dass wir nicht die ganze Zeit über herumsitzen und auf die nächste Ausgabe der Rationen warten sollten. Deshalb begannen sie damit, Pflanzen als Nahrungsmittel anzubauen.
    Wir kümmern uns um die Farm und essen die Früchte unserer Arbeit. Wir sind aktiv, wir haben mehr Energie als die anderen und wir benutzen unseren Verstand.«
    Kes sah ihn groß an. Daggins Worte hallten tief in ihr wider und sie hatte fast das Gefühl, als läutete eine laute Glocke in ihrem Bewusstsein. Freude wuchs in ihr, denn sie begriff plötzlich, Gleichgesinnte gefunden zu haben, nicht mehr einzigartig und allein zu sein. Es gab noch andere Ocampa, die die traditionelle Lebensweise in Frage stellten. Ihr Herz klopfte voller Aufregung.
    »Kann ich euch helfen?«
    »Natürlich. Ich dachte mir schon, dass das deinem Wunsch entspricht.«
    »Wieso?«
    Daggin lächelte und seine Augen funkelten dabei. »Ich habe dich an dem Abend gesehen, als du auf dem Hof des
    Versammlungsgebäudes gesessen hast, bis du eingeschlafen bist. Du hast einen forschenden Geist und willst kein passives Leben führen. Aber ich habe bis zum Ende deines
    Wachstumszyklus gewartet, bevor ich an dich herangetreten bin.«
    Kes streckte die Hand aus und betastete eine der Pflanzen.
    Die Blätter fühlten sich seiden und einladend an und sie freute sich bereits darauf, die Gewächse zu hegen und zu pflegen. Sie spürte Ruhe und Zufriedenheit, hervorgerufen von dem
    Wissen, dass sie einen Platz gefunden hatte, wo sie sie selbst sein konnte, in der Gesellschaft von anderen, die sie verstanden und ihre Fragen beantworteten. Frieden erfüllte sie, zum ersten Mal in ihrem jungen Leben.
    Nicht viel später entdeckte Kes die Zugangstunnel Als sie begriff, dass die Grenzen der Stadt nicht mit den Grenzen der subplanetaren Welt identisch waren, wurde sie zu einer ruhelosen Forscherin. Immer tiefer stieß sie in die Kavernen vor und achtete darauf, Markierungen zu hinterlassen, um den Rückweg zu finden. Bei ihren Ausflügen entfernte sie sich immer weiter von der Stadt.
    Selbst Daggin begann sich Sorgen zu machen. »Du solltest deine Expeditionen nicht allein unternehmen«, sagte er. »Du könntest stürzen und niemand würde davon erfahren. Ich begleite dich, wann immer du willst.«
    Doch Kes liebte die Aufregung, allein unterwegs zu sein. Sie wusste, dass es gefährlich sein konnte, aber gerade das reizte sie sehr. Sie wollte nicht darauf verzichten. Wenn es ihr um Sicherheit gegangen wäre, hätte sie zusammen mit den anderen in der Schlange gestanden, um ihre Ration in Empfang zu nehmen.
    Es war reiner Zufall, dass sie den Tunnel fand. Sie wusste nichts von seiner Existenz, hatte deshalb auch nicht danach Ausschau gehalten. Fast wäre sie an der Öffnung
    vorbeigegangen, ohne sie zu bemerken.
    Die Farbe weckte ihre Aufmerksamkeit. Grauweiß war das Gestein der Höhlenwände und es wies horizontale Streifen auf.
    Als Kes durch einen Tunnel wanderte, lenkte sie den Schein der Magnasit-Lampe über die Wände.
    Ein orangefarbener, im Lauf der Zeit verblasster Streifen kreuzte die grauweißen Linien. Ein solches Zeichen hatte Kes nie zuvor gesehen und sie blieb stehen, um es aus der Nähe zu betrachten.
    Der orangefarbene Streifen schien aus einem Spalt zu
    kommen, etwa einen Meter über dem Kopf der jungen
    Ocampa. Als sie das Licht der Lampe über den Spalt
    hinwegstreichen ließ, glaubte sie ein Muster zu erkennen, das kaum natürlichen Ursprungs sein konnte. Neugier brannte in Kes.
    Sie sah sich nach einem Felsen um, den sie zur Wand rollen konnte, um darauf zu steigen und den Spalt zu untersuchen.
    Aber sie entdeckte nur einen großen Block, den sie unmöglich allein bewegen konnte. Sie brauchte Hilfe.
    Kurze Zeit später kehrte sie mit Daggin zurück, der von der Entdeckung ebenso aufgeregt war wie sie. Gemeinsam
    schafften sie es, den großen Fiesblock zu bewegen und an die Wand zu rollten. Kes wollte sofort auf ihn klettern, aber Daggin

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