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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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ab. »Komm nach Hause, wenn du hungrig wirst.«
    Kes blieb lange auf dem Hof des Versammlungsgebäudes
    stehen – sie wusste nicht genau wie lange. Die
    Unterhaltungsschirme zeigten auch weiterhin beruhigende Bilder und Ocampa holten ihre Rationen ab. Schließlich schrumpfte die Schlange immer mehr, was bedeutete, dass die Zeit der Ruhe näher rückte. Mehrmals waren Personen an Kes herangetreten, um zu fragen, ob sie Hilfe brauchte. Sie schüttelte den Kopf und erwiderte, dass sie auf ihren Vater wartete.
    Allmählich wurde sie müde und gelangte zu dem Schluss, dass sie in ihrer Entschlossenheit nicht nachließ, wenn sie sich setzte. Kes beobachtete, wie immer mehr Leute den Bereich des Versammlungsgebäudes verließen. Sie kam sich ein wenig verloren vor, als sie begriff, dass ihr Vater nicht nachgeben wollte. Trotzdem gelang es ihr nicht, den eigenen Stolz beiseite zu schieben und nach Hause zurückzukehren.
    Sie saß im Hof des Versammlungsgebäudes und fühlte sich ein wenig schläfrig. Und dann erwachte sie plötzlich zu Hause in ihrem Bett. Sie brauchte einige Sekunden, um festzustellen, wo sie sich befand. Ihre Mutter Martis saß am Bett.
    »Wie bin ich hierher gekommen?«, fragte Kes. »Ich wollte beim Versammlungsgebäude bleiben.«
    »Du bist eingeschlafen und einer der Ältesten, Toscat, trug dich zu uns.«
    »Nein! Er hätte mich auf dem Hof lassen sollen!« Kes spürte, wie ihre Augen zu brennen begannen und dann feucht wurden.
    »Er wusste, dass es besser für dich ist, während der Ruhezeit daheim in deinem Bett zu liegen.«
    »Ich wollte mich nicht von der Stelle rühren, bis Vater meine Fragen beantwortet.«
    Martis beugte sich vor und strich dem Mädchen eine Locke aus der Stirn. »Kes, du bist ein intelligentes und schönes Kind.
    Dein Vater und ich lieben dich sehr. Aber du bist auch eigensinnig und stur, und das besorgt uns. Wir möchten dich nicht verhätscheln, damit du später nicht überheblich und arrogant wirst. Wir werden nicht zulassen, dass du bestimmst, was in dieser Familie geschieht und was nicht. Benaren und ich sind die Erwachsenen und du bist das Kind. Wir treffen die Entscheidungen, die über dein Verhalten bestimmen, bis du erwachsen bist und allein für dich entscheiden kannst.«
    Es gefiel Kes nicht, gescholten zu werden. Ein seltsames Gefühl entstand dadurch in ihrem Innern, ein Unwohlsein. Sie verehrte ihre Mutter und konnte die Vorstellung kaum
    ertragen, jene Frau enttäuscht zu haben, die sich immer so sehr um sie gekümmert hatte. Kes ließ niedergeschlagen den Kopf hängen.
    »Es stimmt deinen Vater traurig, wenn er glaubt, dir nicht die Informationen geben zu können, die du von ihm erwartest.
    Aber manche Fragen können nicht beantwortet werden.«
    »Den Grund dafür verstehe ich nicht. Und es ist mir ein Rätsel, warum nicht auch andere Leute solche Fragen stellen.«
    »Oh, Schatz, du ahnst ja nicht, wie einzigartig du bist«, erwiderte ihre Mutter. »Ich weiß es seit deiner Geburt. Deinem Vater habe ich von meiner Überzeugung erzählt, dass du eines Tages die Sonne sehen wirst.«
    Das weckte sofort Kes’ Interesse. »Was bedeutet das? Was ist die Sonne? Warum ist es etwas Besonderes, sie zu sehen?«
    Martis lächelte. »Wir haben entschieden, dass für dich die Zeit gekommen ist, von der Oberfläche zu erfahren.
    Normalerweise warten Eltern, bis die Kinder ihren
    Wachstumszyklus hinter sich haben, aber du bist frühreif und kannst die Geschichte vielleicht schon jetzt verstehen.«
    Kes setzte sich im Bett auf und konnte es kaum abwarten, von der »Oberfläche« zu erfahren. Dies gefiel ihr viel besser.
    Vielleicht bekam sie jetzt Antworten auf einige ihrer Fragen.
    »Vor langer Zeit lebte unser Volk auf der Oberfläche. Eine große Kugel am Himmel, Sonne genannt, spendete Licht und Wärme. Die Ocampa führten ein friedliches, der Kunst
    gewidmetes Leben. Dann kam es auf dem Planeten zu einer Katastrophe, an deren Ursachen sich niemand erinnert, und das Klima veränderte sich. Es kam zu einer Dürre und Wasser wurde kostbarer als alles andere. Ein anderes Volk, die Kazon, griffen die Siedlungen der Ocampa an und stahlen ihr Wasser.
    Unserer Spezies drohte die Gefahr des Aussterbens.«
    Kes hörte fasziniert zu. Ihr lag bereits ein Dutzend Fragen auf der Zunge, aber sie beschloss, zu warten und sich den Rest anzuhören, ohne ihre Mutter zu unterbrechen.
    »Damals offenbarte sich uns der Beschützer. Niemand weiß, wie es geschah, aber irgendwie gab er uns zu

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