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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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das den Schiffen der Ogla ähnelte, raste durch die Nacht. Gelbe Energiestrahlen gingen von ihm aus, zuckten zu Boden und bewirkten Explosionen. Jabins Männer rannten kopflos in alle Richtungen und versuchten, der destruktiven Energie zu entgehen.
    Einige von ihnen erreichten ihre eigenen Schiffe, starteten mit ihnen und griffen den Aggressor an. Dutzende von
    energetischen Entladungen erhellten die Nacht, und Kes konnte weit über die Wüste blicken.
    Sie sah Dutzende, vielleicht sogar hunderte von Männern, die sich mit schussbereiten Waffen dem Lager näherten. Einige Ogla improvisierten eine erste Verteidigungslinie und es kam zu einem wilden Gefecht.
    Kes wich ins kleine Gebäude zurück und versuchte zu
    verstehen, was draußen geschah. Wer waren die Angreifer?
    Würde man sie für eine Helferin der Ogla halten und ebenfalls töten? Oder gelang es Jabins Streitmacht, die Feinde
    aufzuhalten und zurückzuschlagen?
    Das akustische Chaos nahm immer mehr zu. Waffen entluden sich zischend und fauchend; Männer schrien. Kes empfand es als besonders beunruhigend, die Geräusche nur zu hören, ohne gleichzeitig zu sehen, was passierte. Sie wollte zum Fenster zurückkehren, als plötzlich die Tür aufsprang und eine dunkle Gestalt hereinstürmte.
    Sie erkannte Jabin. Er suchte etwas, in den Schubladen und Fächern der Schränke. Kes rollte sich in einer Ecke des Zimmers zusammen und hoffte, dass der Maje sie nicht sah.
    Schließlich fand Jabin, wonach er gesucht hatte: einen kleinen Strahler. Als er danach griff, kam ein zweiter Mann herein und stürzte sich auf den Maje der Ogla. Die beiden Gegner fielen zu Boden. Jabin verlor den Strahler; er rutschte über den Boden, direkt auf Kes zu.
    »Ich brauche keine Waffe, Sara-Auswurf«, knurrte Jabin, als die beiden Männer miteinander rangen. »Es wird mir ein Vergnügen sein, dich mit bloßen Händen umzubringen.«
    »Um das zu schaffen, brauchst du vier oder fünf mehr, Ogla-Abschaum«, brummte der andere Mann. Kes vermutete, dass er ebenfalls ein Kazon war, aber zu einer anderen Sekte gehörte. Er wies eine gewisse Ähnlichkeit mit Jabin auf, hatte ebenfalls zerzaustes Haar, in dem sonderbare Gegenstände steckten. Die beiden Männer waren inzwischen wieder auf die Beine gekommen, standen geduckt voreinander und
    beschimpften sich.
    »Meine Schwester könnte dich erledigen, du Schwächling!«
    »Deine Schwester taugt nur für eines, wie alle Männer meiner Truppe bestätigen können.«
    »Deine Mutter macht die Beine in der Hölle breit.«
    Kes fand diesen Wortwechsel außerordentlich seltsam.
    Welchen Sinn hatte es, Verwandte und Familienangehörige des Gegners zu beleidigen? Wenn es zwischen den beiden
    Männern einen Disput gab – warum diskutierten sie nicht darüber? Und wenn der Kampf unvermeidlich war… Warum
    setzten sie ihn nicht fort? Weshalb dieses sonderbare Ritual mit den gegenseitigen Schmähungen?
    Der Zorn der beiden Männer schien ständig zu wachsen und dann fielen sie erneut übereinander her, gingen zu Boden, wälzten sich von einer Seite zur anderen, fluchten, holten immer wieder mit den Fäusten aus und schlugen zu.
    Es war ein bemerkenswerter Anblick und unter anderen
    Umständen hätte Kes ihn für interessant genug gehalten, um den Kampf weiterhin zu beobachten. Aber ganz gleich, wie er ausging – ihre Situation war in jedem Fall prekär. Ein Teil von ihr wünschte sich, dass das Duell immer weiterging, denn sobald es zu Ende war, drohte ihr Gefahr.
    Dann fiel ihr Blick auf die Waffe, die Jabin verloren hatte und in Reichweite lag. Kes streckte den Arm aus und griff danach, fühlte kühles Metall, das ihr neue Kraft zu geben schien. Von einer Sekunde zur anderen hatte sich ihre Situation vollkommen geändert. Sie war ihr jetzt nicht mehr hilflos ausgeliefert, konnte sie sogar kontrollieren. Diese Erkenntnis wirkte fast berauschend auf Kes, bis sie begriff, dass sie schwierige Entscheidungen treffen musste. Sollte sie warten, bis der Kampf zu Ende ging, um den Sieger dann zu töten?
    War es besser, beide Kazon sofort zu erschießen? Und was nützte das, solange das Gefecht draußen andauerte, ohne dass abzusehen war, welche Seite sich durchsetzen würde?
    Fragen, Fragen. Warum funktionierte ihr Verstand immer auf diese Weise? Konnten sich ihr die Dinge nie einfach
    präsentieren, mit offensichtlichen Antworten?
    Plötzlich wurde ihr klar, dass Jabin in Bedrängnis geriet. Der andere Mann saß auf ihm, die eine Hand um seine Kehle geschlossen;

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