Schicksalspfade
die andere Hand wehrte einen Arm des Maje ab.
Jabin versuchte vergeblich, die Finger des Gegners von seinem Hals zu lösen – er erstickte langsam.
»Es geht mit dir zu Ende, Ogla«, keuchte der andere Mann.
»Du bist auf dem Weg zur Hölle und dort erwartet dich nicht meine Mutter.«
Auf einmal wusste Kes, was es zu unternehmen galt. Sie hob die Waffe und schoss auf den Mann, der sich anschickte, Jabin zu töten. Er zuckte heftig zusammen, ließ den Maje los, sank zur Seite und rührte sich nicht mehr. Jabin starrte ihn ein oder zwei Sekunden lang an, kroch dann unter seinem Gegner hervor, stand auf und wandte sich verblüfft Kes zu.
Sie richtete die Waffe auf ihn. »Ist er tot?«, fragte sie unerschrocken.
»Nein, nur betäubt. Aber ich werde dafür sorgen, dass es nicht dabei bleibt.« Jabin trat einen Schritt näher, und Kes hob den Strahler ein wenig, um keinen Zweifel an ihren Absichten zu lassen.
»Ich habe nicht gezögert, auf ihn zu schießen, und Ihnen gegenüber kenne ich ebenfalls keine Skrupel, Jabin.«
Der Maje blieb stehen. »Wenn die Kazon-Sara den Sieg
erringen und erfahren, dass du auf einen von ihnen geschossen hast, so werden sie dich bestrafen. Und wenn meine Männer siegen und feststellen, dass du auf mich gefeuert hast, so wird es dir noch schlechter ergehen.«
Kes dachte darüber nach. Die Worte ergaben durchaus einen Sinn, nahmen ihr einen Teil der Zuversicht. Sie zögerte, was Jabin zum Anlass nahm, vorzuspringen und ihr die Waffe aus der Hand zu reißen.
»Schon besser. Ich muss meinen Leuten helfen.« Der Maje wandte sich der Tür zu und im gleichen Augenblick kam ein Ogla herein. Der Mann keuchte atemlos und blutete aus einer Kopfwunde.
»Der Feind zieht sich zurück, Maje«, schnaufte er. »Wir haben ihn in die Flucht geschlagen.«
Jabin klopfte dem Mann auf die Schulter. »Wasser für alle«, sagte er. Dann sah er Kes an, die sich voller Furcht an die Wand drückte. Er musterte sie ein oder zwei Sekunden lang, blickte dann zum betäubten Sara, justierte die Waffe und schoss.
Ein Energiestrahl fauchte und desintegrierte den
Bewusstlosen.
Kes schnappte schockiert nach Luft, schloss dann die Augen und rechnete damit, dass sie das gleiche Schicksal erwartete.
Wenigstens blieb ihr die angekündigte Folter erspart. Als während der nächsten Sekunden Stille herrschte, hob sie die Lider und stellte fest, dass Jabin sie fast dankbar ansah.
»Du hast mir das Leben gerettet, Ocampa. Eine solche Schuld ehrt jeder Kazon. Ich behalte dich hier, weil du mir gefällst, aber du hast mein Wort, dass ich dir nie wieder wehtun werde.«
Damit verließ er den Raum. Kes sank zu Boden und weinte zum ersten Mal seit Wochen.
Zwei Tage später deutete nichts mehr darauf hin, dass ein Kampf stattgefunden hatte. Eine Ocampa-Ruine war zerstört, aber das fiel kaum auf. Jabins Männer hatten ihre Toten begraben und die Leichen der gefallenen Sara der Wüste überlassen, als Nahrung für die Insekten – die einzige Lebensform, die in der intensiven Hitze der letzten tausend Jahre überlebt hatte.
Bei Kes erinnerten ein blaues Auge und eine aufgeplatzte Stelle an der Unterlippe daran, dass Jabin sie geschlagen hatte.
Der Maje löste sein Versprechen ein und rührte sie nicht mehr an. Allerdings: Die Arbeit war so schwer wie immer, die Rationen knapp und die Hitze unerträglich. Die Ocampa fragte sich mehrmals, ob sie versuchen sollte, den Tunnel
wiederzufinden und in ihre Heimat zurückzukehren. Oder war es besser, zunächst zu warten, in der Hoffnung, dass es Neelix irgendwie gelang, sie vom Planeten fortzubringen?
Sie wusste natürlich, dass die Chancen dafür sehr gering waren. Er hatte Jabin verärgert und der Maje gehörte nicht gerade zu den Leuten, die schnell vergaben. Neelix war ganz allein und ihm stand nur ein altes, praktisch unbewaffnetes Raumschiff zur Verfügung. Er konnte es nicht mit Jabins erfahrenen, gut ausgerüsteten Kriegern aufnehmen.
Ihre einzige Möglichkeit schien darin zu bestehen, den Zugangstunnel zu finden, durch den sie an die Oberfläche gelangt war. Kes begann damit, Fluchtpläne zu schmieden. Sie achtete auf Jabins typischen Tagesablauf und die Zeiten, zu denen seine Männer in den Bergwerken arbeiteten, sammelte Nahrung und Wasser für den Marsch durch die Wüste.
Sie saß im Schatten, schlug Cormalinbrocken aus Steinen und dachte darüber nach, wann sie das Lager verlassen sollte, als sie plötzlich ein lautes Stimmengewirr hörte.
Sie stand auf, schlich
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