Schicksalspfade
den Behälter beiseite und eilte zur Tür. Wütende Stimmen hallten durch die Nacht und Kes schauderte, als sie begriff, dass die Kazon den Wasserdiebstahl entdeckt hatten –
sie verfolgten Neelix.
Voller Panik wich sie ins Zimmer zurück, griff nach dem Behälter und hielt verzweifelt nach einem Versteck Ausschau
– wenn Jabin herausfand, dass Neelix das gestohlene Wasser zu ihr gebracht hatte, so würde er sie beide streng bestrafen.
Kes hielt den Behälter noch immer in den Händen, als der Maje hereinkam.
Er sprang auf sie zu, griff nach dem Behälter und zerrte so grob an ihrem. Arm, dass sie befürchtete, er könnte ihn auskugeln. Er zog sie in sein Zimmer, in dem eine einzelne Lampe brannte. »Hast du ihn dazu gebracht?«, fragte er und schüttelte sie.
»Ja«, stieß Kes hervor. »Es war meine Idee. Ihn trifft keine Schuld. Ich war so durstig und habe ihn angefleht, mir Wasser zu bringen. Er wollte nur freundlich sein.«
»Weißt du, was mit Wasserdieben geschieht?«, fragte Jabin und schüttelte sie noch heftiger. Kes hatte das Gefühl, dass ihr gleich die Augen herausfallen würden.
Kes suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, Jabin zu besänftigen, damit sie den Planeten am nächsten Tag mit Neelix verlassen konnte. »Es ist alles meine Schuld. Bitte, es wäre nicht richtig, Neelix zu bestrafen. Er ist Ihr Freund.«
»Jetzt nicht mehr!«, zischte Jabin. »Wochenlang habe ich darauf gewartet, gewisse Informationen von ihm zu erhalten, aber stattdessen kam er mir immer nur mit irgendwelchen Ausreden. Jetzt verrät er mich, indem er mir das Kostbarste stiehlt, das ich besitze. Er wird seinen Verrat bitter bereuen.«
Der Maje unterbrach sich, als einer seiner Männer atemlos hereinkam.
»Nun?«, fragte Jabin scharf.
»Er hat sein Schiff erreicht und ist damit entkommen«, schnaufte der Mann.
Jabin schlug mit der Faust auf den Tisch, wodurch mehrere Gläser umfielen. Dann wandte er sich Kes zu und seine Wut schien die Stirnhöcker anschwellen zu lassen. »Morgen fangen wir an. Du wirst mir die Informationen, auf die ich zwei Wochen gewartet habe, schon bald geben. Geh jetzt zu Bett.«
Kes huschte fort. Verzweiflung erfasste sie. Sollte sie die Dunkelheit der Nacht zu einem Fluchtversuch nutzen? Konnte sie sich irgendwo verstecken und Jabin entgehen? War es möglich, dass sie in der Finsternis die Tunnelöffnung fand, um in ihre Heimat zurückzukehren?
Alles erschien ihr absurd. Sie wusste nicht, wo sich die Gruppe von Felsen befand, unter der sich der Tunnel
erstreckte. Hinzu kam: In der Nacht war die Wüste so finster, dass man nicht einmal die eigene Hand vor Augen sah. Sie hätte schon nach wenigen Schritten die Orientierung verloren.
Ließ sich irgendwo eine Waffe auftreiben, mit der sie sich das Leben nehmen konnte? Sie zog den Selbstmord der
Folterung durch Jabin vor. Aber die Energiewaffen der Kazon lagen nicht einfach so herum und die Vorstellung, ein Messer zu benutzen, sich eine Klinge in den Leib zu bohren, erschien ihr viel zu grässlich – dazu wäre sie nie imstande gewesen.
Sie lag auf der rauen Matte und überlegte angestrengt.
Schließlich entschied sie, die Folterung nicht kampflos zu ertragen. So sehr es ihr auch widerstrebte, ein Messer gegen sich selbst zu benutzen – sie würde nicht zögern, es gegen Jabin zu verwenden.
Kes stand auf und trat in der Dunkelheit zu einem nahen Tisch, auf dem ein Messer lag, das zum Brotschneiden diente.
Sie tastete danach, fand es, berührte die gezackte Schneide und fragte sich, wo an ihrem Körper sie die Klinge verbergen konnte, bis sie Gelegenheit bekam, sie gegen den Maje einzusetzen.
Genau in diesem Augenblick hörte sie die erste Explosion.
Das Gebäude, in dem sich Kes befand, erbebte und ein
orangefarbener Blitz gleißte durch die Nacht. Das Donnern war so laut, dass die Ocampa um ihre Trommelfelle fürchtete.
Unmittelbar darauf hörte sie Schreie und Hilferufe. Männer liefen hin und her. Neugier errang den Sieg über Furcht und Kes eilte zum Fenster, sah nach draußen.
Eine der nicht weit entfernten Ruinen stand in Flammen. Im Lager gab es nur wenig Wasser und bestimmt verwendete man es nicht, um Feuer zu löschen. Die Ruine würde brennen, bis nichts mehr von ihr übrig war. Kes bedauerte, dass ein Teil ihrer Vergangenheit auf diese Weise verloren ging. Was hatte den Brand verursacht?
Sie hatte diese Frage in Gedanken gerade erst formuliert, als sich ihr ein erstaunlicher Anblick darbot. Ein kleines Raumschiff,
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