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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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All gewesen?«
    Kes zögerte. Sie kam sich plötzlich dumm vor, als sie an die Umstände dachte, die sie hierher gebracht hatten. Sie wünschte sich die Zuneigung dieses Mannes und wollte nicht, dass er sie für ein ungestümes, impulsives Kind hielt. Deshalb schilderte sie die Ereignisse nur in groben Zügen und gestand ein, dass es töricht gewesen war, die Oberfläche des Planeten aufzusuchen.
    Neelix klopfte ihr zärtlich auf die Hand. »Ich glaube, es war sehr mutig von dir. Mach dir jetzt keine Sorgen mehr.
    Zusammen finden wir eine Möglichkeit, dich zu retten.«
    Während der nächsten beiden Wochen stattete Neelix dem Lager häufige Besuche ab und verbrachte Stunden mit Kes. Er erzählte ihr von sich selbst und sie teilte seinen Schmerz, als sie vom schrecklichen Tod seiner Familie erfuhr. Er berichtete, nach so genannten »Rhuludianischen Kristallen« süchtig gewesen zu sein, schilderte die Qualen, die es ihm bereitet hatte, sich von der Sucht zu befreien, mit Hilfe eines Freundes, der auf einer fernen Welt in einem Gefängnis schmachtete.
    Kes war glücklicher als jemals zuvor und sich kaum mehr Jabins Präsenz bewusst. Er ließ sie größtenteils allein, behielt sie aber im Auge. Gelegentlich ging Neelix zu ihm und berichtete von den »Fortschritten« bei seinem Bemühen, das Vertrauen der Ocampa zu gewinnen.
    Schließlich teilte er ihr mit, dass er einen Plan hatte. »Es ist riskant«, sagte er. »Aber das ganze Leben ist ein Risiko. Ich glaube, wir können es schaffen.«
    »Was hast du vor?«
    Sie saßen auf den Resten einer alten Mauer, Teil der
    Ocampa-Stadt, die hier vor vielen Generationen gestanden hatte. Kes wanderte gern zwischen den Ruinen und stellte sich dabei das Leben ihrer Ahnen vor, damals, als der Planet noch grün und kühl gewesen war. Sie hatte Zeit für solche Ausflüge, denn Jabin war so neugierig, dass er ihr und Neelix erlaubte, allein zu sein. Natürlich fand er andere Möglichkeiten, Kes zu quälen: An diesem Tag hatte er ihr die Wasserrationen vorenthalten. Ihre Lippen waren spröde und wund, der Mund völlig trocken.
    »Morgen sage ich Jabin, dass du bereit bist, mir die
    Tunnelöffnung zu zeigen – aber nur mir«, sagte Neelix. »Ich biete ihm an, dich zur entsprechenden Stelle zu begleiten und mir die Position einzuprägen. Was er flicht weiß: Mein kleines Raumschiff wird nicht weit entfernt auf uns warten. Damit verlassen wir den Planeten, noch bevor er begreift, dass du nicht zurückkehrst.«
    Kes dachte darüber nach. Der Plan mochte gefährlich sein, aber er schien sich tatsächlich verwirklichen zu lassen. »Und was dann? Wird er nicht versuchen, uns zu folgen?«
    Neelix lächelte und klopfte liebevoll auf ihre Hand. »Sei unbesorgt. Diesen Teil des Weltraums kenne ich besser als meine eigenen Flecken. Ich weiß, wo wir uns verstecken können. Ich habe Freunde. Und ich kann jederzeit Zwietracht säen zwischen den Ogla und den Sara – dann bekommt Jabin so viel zu tun, dass er keine Zeit hat, ein entflohenes Dienstmädchen zu verfolgen.«
    Kes nickte. Durst und Hitze schufen Schwäche und
    Benommenheit. Sie hob kurz die Hand vor die Augen.
    »Stimmt was nicht?« Ganz deutlich war die Sorge in Neelix’
    Stimme zu hören.
    »Jabin hat mir heute kein Wasser gegeben. Mir ist ein wenig schwindelig…’«
    »Was für ein Sadist. Ich rede mit ihm.« Neelix stand auf und wollte zum Lager gehen, aber Kes hielt ihn am Arm fest.
    »Nein, bitte nicht, du würdest ihn nur provozieren. Begnügen wir uns damit, dass er uns in Ruhe lässt. Es ist nur noch ein Tag.«
    Neelix presste die Lippen zusammen, um eine scharfe
    Bemerkung zu unterdrücken. Schließlich nickte er, obgleich in seinen Augen noch immer Zorn blitzte.
    Als Kes in jener Nacht durstig auf ihrer Matte lag, nicht schlafen konnte und immer wieder an den bevorstehenden Fluchtversuch dachte, hörte sie, wie jemand ihren Namen flüsterte. Sie stand auf und sah Neelix, der sich ihr in der Dunkelheit näherte. Er hob den Zeigefinger vor die Lippen, bedeutete ihr damit, keinen Laut von sich zu geben. Dann reichte er ihr einen Behälter.
    Er enthielt Wasser. Kes nahm ihn entgegen und berührte Neelix dankbar an der Wange, bevor er sich umdrehte und in der Dunkelheit verschwand. Kes öffnete den Behälter, trank gierig und spürte eine Euphorie, die bestimmt viel intensiver war als das von Gannit oder Rhuludianischen Kristallen bewirkte Hochgefühl.
    Kes trank noch immer, als draußen gedämpfte Rufe
    erklangen.
    Sie stellte

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