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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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jetzt an die notwendigen Dinge erinnern würde.
    Sein Blick glitt über die mit uralten Schriftzeichen bedeckten Wände. Er wusste, dass einige von ihnen den
    Schöpfungsmythos beschrieben, die Geschichte vom Ersten Vater und dem Heben des Himmels erzählten. Zum ersten Mal richtete er einen aufmerksamen Blick auf die Symbole, um festzustellen, ob er sie deuten konnte.
    Sie blieben ihm völlig rätselhaft.
    Überall zeigten sich alte Artefakte: Schnitzereien, Figurinen, Fetische und Amulette. In der Mitte des Zimmers lag ein kleines Bündel mit Kolopaks kostbarsten spirituellen
    Talismanen. Chakotay setzte sich und entfaltete das Leder.
    Zum Vorschein kamen einige verzierte Steine, ein seltsam geformter Knochen, eine Scheibe aus Federn…
    Und das Akoonah.
    Das Akoonah war ein flaches Gerät, auf das Chakotay die Hand legen musste. Normalerweise sang man dabei ein
    rituelles Gebet, aber das diente nur der Zeremonie. Die Reise nach innen wurde vom Akoonah ausgelöst, das die Neuronen des Hypothalamus stimulierte und eine wache REM-Phase bewirkte.
    Chakotay schenkte den anderen Gegenständen des Bündels keine Beachtung, verzichtete auf das Gebet, legte die Hand aufs Akoonah und richtete den Blick auf die Fetische weiter vorn. Zuerst spürte er überhaupt nichts, dann durchdrang ein sanftes Prickeln seine Hand und breitete sich im ganzen Körper aus. Er fühlte Zufriedenheit, ein unvertrautes Wohlbehagen. Er genoss dieses herrliche Empfinden und hoffte, dass es andauerte. Körper und Geist entspannten sich und ganz bewusst gab er sich Euphorie hin.
    Nach und nach merkte er, wie sich die Umgebung veränderte.
    Die Fetische verloren an Form, wurden zu vagen Schemen.
    Ihre Farben verschmolzen und gingen ineinander über,
    während sich auch die Qualität der Luft wandelte. Sie war kühl und süß, beschwichtigte seine Sorgen, dämpfte die Furcht.
    Wenn es doch nur möglich gewesen wäre, sich immer so zu fühlen, ohne unangenehme Entscheidungen treffen zu
    müssen…
    Die Farben wogten hin und her, bildeten immer wieder neue Muster, bis sie schließlich erstarrten und ein Bild formten.
    Chakotay befand sich an einem geheimen Ort im Dschungel.
    Er kannte ihn gut. Als Kind hatte er ihn gefunden: eine kleine Lichtung, wo der Bach einen Tümpel bildete, der durch große Blätter vor Blicken geschützt war. Diesen Ort suchte er auf, wenn er völlig allein sein wollte; hier fühlte er sich sicher.
    Chakotay lächelte. Es fühlte sich gut an, hier zu sein.
    Obgleich eine recht große, grün und gelb gemusterte Schlange mitten auf der Lichtung lag. Weder Angst noch
    Beklommenheit regten sich in ihm. Er betrachtete das Tier einfach nur und wunderte sich über diese seltsame Ironie des Schicksals. Hatte sein Unterbewusstsein einen Sinn für Humor?
    »Bist du mein Seelenführer?«, fragte er die Schlange.
    »Bin ich es?«, erwiderte die Schlange mit einer Stimme so sanft wie ein Windhauch in den Bäumen.
    »Ich dachte, es läuft auf diese Weise ab. Ich unternehme eine Reise in mein Unterbewusstsein und finde dort einen
    Seelenführer.«
    »Ich wusste gar nicht, dass es da irgendwelche Regeln gibt.
    Dies ist deine Reise. Ich bin das, was du von mir erwartest.«
    »Das kann nicht stimmen. Ich mag keine Schlangen. Dich hätte ich bestimmt nicht gewählt.«
    Die geteilte Zunge des Reptils kam aus dem Maul und tastete durch die Luft. Die lidlosen Augen glänzten. »Dann wähle mich nicht. Was würde dir besser gefallen?«
    Chakotay überlegte. »Etwas… Mächtigeres. Zum Beispiel ein Bär.«
    Die Schlangenstimme klang amüsiert, als sie in Chakotays Geist fragte: »Wenn du dir das wirklich wünschst… Wo ist er dann?«
    »Woher soll ich das wissen?« Ärger stieg in Chakotay empor.
    »Ich habe keine Ahnung, wie das funktioniert.«
    »Es fiel dir ganz leicht, hierher zu kommen«, sagte die Schlange. »Du musst zumindest ein wenig empfänglich für das sein, was dich hier erwartet.«
    »Ich bin hierher gekommen, um Antworten in Hinsicht auf meine Zukunft zu finden.«
    »Oh, deine Zukunft. Das ist sehr wichtig.«
    Chakotay kam sich dumm vor, auf diese Weise mit der
    Schlange zu sprechen. Aber er machte keine Anstalten, die Lichtung zu verlassen, und die Präsenz eines Tiers, das ihm früher Albträume beschert hatte, erfüllte ihn nicht mit Furcht.
    »Wenn du mein Seelenführer bist, so hilf mir. Was soll ich machen? Zur Starfleet-Akademie zurückkehren oder auf
    meinem Heimatplaneten bleiben?«
    Die Schlange entrollte sich geschmeidig

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