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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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und glitt am Rand der Lichtung entlang. Chakotay drehte sich und beobachtete sie, beeindruckt von ihren Muskeln. »Eine schwierige Frage«, sagte sie und blieb in Bewegung.
    »Fortgehen oder zu Hause bleiben? Fortgehen oder zu Hause bleiben?«
    Chakotays Ärger wurde stärker. Die Schlange schien ihn zu verspotten und er bezweifelte, dass sich Seelenführer auf eine solche Weise verhalten sollten.
    »Nun?«, drängte er nach einer Weile, als das Schweigen der Schlange andauerte. Die ganze Zeit über glitt sie am Rand der kleinen Lichtung entlang.
    »Nun was?«, entgegnete sie.
    »Welche Antwort hast du für mich?«
    »Ich habe keine Antwort für dich.«
    »Warum bin ich dann hier?«
    »Keine Ahnung. Warum fragst du nicht den Bär?«
    Im Anschluss an diese Worte verschwand die Schlange im Dickicht und Chakotay blieb allein auf der Lichtung zurück.
    Nur der plätschernde Bach leistete ihm Gesellschaft.
    Er drehte sich verärgert um die eigene Achse. »Gibt es hier einen Bären?«, fragte er. Stille herrschte um ihn herum. »Oder einen Wolf? Einen Adler?« Er hatte gehört, dass so noble Tiere als Seelenführer dienten, doch er bekam keine Antwort.
    »Vielleicht ein Papagei«, sagte er laut, dazu entschlossen, einen Seelenführer herbeizurufen, den er akzeptieren konnte.
    »Ein Ara. Ich kenne den Schöpfungsmythos.«
    Auf der Lichtung blieb es still, abgesehen vom leisen Plätschern. Chakotay hörte nicht einmal die üblichen
    Dschungelgeräusche. Er verharrte einige Sekunden lang und versuchte, sich ein anderes Tier einfallen zu lassen.
    »Na schön«, sagte er schließlich. »Es muss kein mächtiges oder nobles Tier sein. Wie wär’s mit einem Waschbären oder einem Biber? Oder mit einem Waldmurmeltier? Oder einem Präriehund?«
    Chakotay glaubte, lautes Lachen in seinem Geist zu hören, aber das war natürlich nicht möglich. Er wartete.
    »Meinetwegen, wie du willst. Wie wär’s mit einer
    Schlange?«
    Die grüne und gelbe Schlange kam ganz plötzlich aus dem Wasser, hatte sich um einen großen Fisch geschlungen und erdrückte ihn. Der zappelnde Fisch kämpfte nicht lange gegen sein Schicksal an und rührte sich schließlich nicht mehr.
    Fasziniert beobachtete Chakotay, wie die Schlange sich anschickte, den Fisch zu verschlingen. Er war größer als ihr Maul, aber sie dehnte es, um die Beute aufzunehmen. Das Reptil schluckte mehrmals und wandte sich Chakotay zu, als der Fisch einen Klumpen direkt hinter dem Kopf bildete.
    »Hat man dich als Kind sehr verwöhnt? Du verhältst dich wie jemand, der daran gewöhnt ist, immer seinen Willen
    durchzusetzen.«
    Chakotay fröstelte, als die Schlange Swetas Worte
    wiederholte. Es fiel ihm schwer, nicht zu vergessen, dass sich alles in seinem Geist abspielte. Wer auch immer in dieser seltsamen Landschaft wohnte: Ihm standen alle Erinnerungen und Erfahrungen zur Verfügung.
    »Ist das ein Hinweis?«, fragte er hoffnungsvoll. »Willst du damit andeuten, dass ich zur Starfleet-Akademie und zu Sweta zurückkehren soll?«
    »Ich weise auf nichts hin. Es kommt alles von dir selbst.«
    »Aber ich weiß nicht, welche Entscheidung ich treffen soll.
    Ich brauche eine Antwort.«
    »Es ist eine Antwort, die du dir selbst geben musst.«
    »Was hat es dann für einen Sinn, hierher zu kommen?«
    »Gute Frage. Vielleicht willst du hier jemandem
    gegenübertreten, dem du dich in der externen Welt nicht stellen kannst. Dort draußen bist du imstande, den Finger auf jemanden zu richten und anderen Leuten vorzuwerfen, dass sie die Dinge nicht einfacher für dich machen. Hier ist das schwer, denn hier gibt es nur dich.«
    Chakotay dachte darüber nach. So ärgerlich die Schlange auch sein mochte: Er wäre sich wie ein Narr vorgekommen, wenn er irgendjemandem – auch sich selbst – eingestanden hätte, darüber enttäuscht zu sein, dass sie ihm die
    Entscheidung nicht abnahm.
    »Ich bin immer widerspenstig und voller Widersprüche
    gewesen«, sagte er. »Wenn ich hier bin, möchte ich dort sein.
    Und wenn ich dort bin, möchte ich hier sein. Ich weiß nicht, was ich dagegen unternehmen soll.«
    »Dann wirst du so bleiben wie jetzt.« Die Muskeln der Schlange beförderten den Fisch weiter durch ihren Leib.
    »Ich würde mich gern ändern. Ich weiß nur nicht, wie.«
    »Dann wirst du nicht dazu imstande sein.« Wieder eine Muskelkontraktion.
    »Ich versuche, dieser Sache auf den Grund zu gehen«, sagte Chakotay scharf. »Und ich dachte, du solltest mich dabei leiten. Darauf deutet die

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