Schicksalspfade
wenn es ihnen gelang, sich aus dem Lager zu beamen – sie wussten nicht, wohin sie sich anschließend wenden sollten.
Am nächsten Tag spürte Neelix eine Aufregung ganz
besonderer Art, denn der Zeitpunkt der Flucht rückte immer näher. Er achtete darauf, sich Tassot Bnay gegenüber nichts anmerken zu lassen, als sie in der Psilminitmine arbeiteten –
niemand sollte Verdacht schöpfen.
Der Tag schien endlos zu dauern. Es war noch heißer als sonst und der gnadenlose Sonnenschein versengte die
Kopfhaut des Talaxianers. Die Stunden krochen dahin,
während sich die Gefangenen abrackerten, um Erz aus dem Boden zu gewinnen, und die Wächter im Schatten auf ihren Wurzeln kauten. An diesem Tag wirkten sie besonders munter, sprachen laut miteinander und lachten immer wieder.
Am späten Nachmittag brauchte Neelix seine ganze
Selbstbeherrschung, um nicht voller Erwartung zu zittern. Er wünschte sich, dass die Zeit schneller verstrich und endlich der Abend kam. Er widerstand nicht der Versuchung, dem Bereich hinter den Antigravbehältern einen weiteren Besuch
abzustatten, um festzustellen, ob dort noch immer
pulverisiertes Gestein materialisierte. Erneut gab er Schwierigkeiten mit einem Schlitten vor und lenkte ihn zum Rand der Mine, aus dem Blickfeld der Wächter und anderen Gefangenen.
Neelix stellte den Schlitten ab und beobachtete, wie mitten in der Luft Staub erschien und zu Boden sank. Harry und
B’Elanna waren nach wie vor an der Arbeit. Würden sie an diesem Abend fertig sein? Sie hatten vor mehreren Tagen begonnen und es erstaunte ihn, dass es so lange dauerte.
Er wandte sich einmal mehr dem dunklen Wald zu, in den sie heute Nacht vorstoßen würden, wenn alles nach Plan lief.
Diesmal gab er der Aufregung nach und entschloss sich zu einem kleinen Forschungsausflug. Er vergewisserte sich, dass niemand in seine Richtung sah, kroch dann ins dichte Gestrüpp zwischen den Bäumen.
Sofort sank die Temperatur und Neelix atmete die feuchte Luft dankbar. Der Wald brachte Erleichterung, schützte vor der erbarmungslosen Sonne und ihrer mörderischen Hitze. Er lauschte nach eventuellen Tieren, hörte aber nur die Geräusche der Mine.
Er schob sich noch einige Meter weiter durchs Dickicht, bevor ihn irgendetwas veranlasste, sich umzudrehen und zu den Antigravbehältern am Rand des Lagers zurückzusehen.
Einer der Subu-Wächter stand dort.
Neelix erstarrte und war ziemlich sicher, dass ihn der Wächter im dunklen Gestrüpp nicht sehen konnte. Als er im Sonnenschein gestanden hatte, war die Dunkelheit des
Dschungels praktisch undurchdringlich gewesen.
Der Wächter schritt am Rand der Lichtung entlang und
offenbarte dann ein sehr seltsames Verhalten: Er beugte sich nach vorn und steckte sich eine seiner tentakelartigen Gliedmaßen in den Mund. Unmittelbar darauf erbrach er eine Masse aus teilweise verdauten Pflanzenresten.
Bei dem Anblick drehte sich Neelix der Magen um, aber er zwang sich, den Vorgang zu beobachten. Er wusste nicht, was den Wächter zu einem so abscheuliche Gebaren veranlasste, und eigentlich spielte es auch keine Rolle. Wichtig war nur, dass der Subu verschwand, bevor erneut Staub materialisierte.
Aber der Wächter blieb vornübergebeugt stehen und würgte, während wieder pulverisiertes Gestein erschien und zu Boden sank.
Der Staub bedeckte die Fußspuren des Subu.
Die Anspannung des Talaxianers wuchs. Wenn sich der
Wächter umdrehte… Würde er dann bemerken, dass seine
Fußspuren nicht mehr existierten? Oder neigte er dazu, solche Details zu übersehen? Neelix wusste nicht, wie intelligent und aufmerksam diese Wächter waren.
Schließlich richtete sich der Subu auf und ging an den Behältern vorbei, um zu seinen Artgenossen zurückzukehren.
Er schien überhaupt nicht auf den Boden zu achten, hustete und spuckte die ganze Zeit über. Neelix nahm an, dass er zu viele von den berauschend wirkenden Wurzeln gekaut und beschlossen hatte, einen Teil der Substanzen loszuwerden.
Wenn das stimmte… Vielleicht war er zu benommen, um den Ereignissen um ihn herum mehr als nur beiläufige Beachtung zu schenken.
Der Wächter hatte den Bereich der Antigravbehälter fast verlassen, als er kurz zögerte und dann zurückblickte. Verwirrt starrte er zu Boden, hob die Füße und betrachtete ihre Unterseite. Dann blickte er erneut auf den Boden, der nur eine Fußspur zeigte.
Eine ganze Minute lang blieb er auf diese Weise stehen und schüttelte verwirrt den Kopf. Dann drehte er sich um und ging
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