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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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gesellten sich außerordentlich hohe Intelligenz und viele Talente hinzu. Sie sang, spielte Flöte und turnte anmutig. Im Vergleich mit ihr fühlte sich B’Elanna unwürdig und sogar schmutzig.
    »Du hast wieder eine Nachricht aus Mexiko«, sagte Mellie.
    »Sie ist in deiner Konsole gespeichert. Ich dachte, du wolltest darüber Bescheid wissen.«
    »Danke.« B’Elanna ärgerte sich noch immer über die, wie sie meinte, völlig grundlose Bestrafung durch Commander Stern, streckte sich auf ihrem Bett aus, legte die Hände unter den Kopf und starrte zur Decke hoch. Mellie musterte sie.
    »Einige von uns veranstalten heute Abend ein Picknick im Park. Möchtest du mitkommen?«
    »Ich habe Stubenarrest.«
    »Das tut mir Leid, B’Elanna. Was ist passiert?« Mellies Anteilnahme war echt, aber B’Elanna wollte nicht vom
    Zwischenfall auf dem Holodeck erzählen.
    »Ich habe wieder etwas verpatzt.«
    »Kann ich dir irgendwie helfen?«
    »Ich möchte nur allein sein. Mach dir keine Sorgen um mich
    – ich bin in Ordnung.«
    Fünf Minuten später ging Mellie. Kurz darauf hörte B’Elanna die fröhlichen Stimmen einiger Altersgenossen, die zum Park schritten, Kameradschaft ebenso genossen wie den
    Überschwang der Jugend. Sie hatte plötzlich das Gefühl, hundert Jahre alt zu sein, kam sich in dem Quartier wie eine Gefangene vor.
    Fast vierzig Minuten lang lag sie auf dem Bett, rollte schließlich zur Seite, stand auf, trat mit geübter Beiläufigkeit zur Konsole – obwohl sie gar nicht wusste, wen sie damit täuschen wollte –, aktivierte sie und rief die gespeicherten Mitteilungen ab.
    Das Bild eines Mannes erschien auf dem Schirm: Anfang vierzig, das Haar dunkel und wellig, die Augen fast schwarz, das Lächeln breit und herzlich. Er war beinah unerträglich attraktiv, fand B’Elanna. Etwas Fremdes und Unsägliches regte sich in ihr, sorgte dafür, dass ihre Hände feucht wurden und in der Magengrube etwas vibrierte. Sie atmete mehrmals tief durch.
    »B’Elanna«, sagte der Mann, »über ein Jahr bin ich im All unterwegs gewesen und habe gerade erfahren, dass du die Starfleet-Akademie besuchst. Ich bin so stolz auf dich… Ich würde dich gern besuchen. Bitte sag mir, ob du damit
    einverstanden bist.«
    So lautete die erste Nachricht, die vor Monaten eingetroffen war. Die übrigen Mitteilungen, insgesamt sieben, wurden immer drängender. B’Elanna hatte sie sich immer wieder angehört, Abend für Abend, ohne jemals zu antworten. Sie betätigte das Schaltelement für die letzte Nachricht.
    »B’Elanna, vielleicht bist du auf einer Ausbildungsmission oder krank oder in Urlaub. Aber ich bin ziemlich sicher, dass das nicht der Fall ist und du beschlossen hast, mir nicht zu antworten. Das tut mir sehr Leid… Es schmerzt. Aber ich verstehe dich. Ich wünschte, wir könnten miteinander reden, denn dann hätte ich die Möglichkeit, dir einige Dinge zu erklären. Ich habe dich und deine Mutter nicht verlassen, weil mir nichts an dir liegt, das schwöre ich dir. Du bist jetzt erwachsen und das bedeutet, ich könnte dir die Dinge in einem Kontext schildern, der mein Verhalten verständlich, vielleicht sogar entschuldbar macht.«
    Der Mann legte eine kurze Pause ein, nur seine dunklen Augen blickten vom Bildschirm. »B’Elanna, ich habe dich lieb und vermisse dich an jedem Tag in meinem Leben. Ich wäre zu allem bereit, um uns die Möglichkeit zu geben, wieder zueinander zu finden. Bitte – weise mich nicht ab.«
    Der Schirm wurde dunkel und B’Elanna deaktivierte die Konsole. Etwas schien sich um ihre Brust zu schließen und erschwerte ihr das Atmen. Außerdem hatte sie das sonderbare Gefühl, dass sich in ihrer Magengrube etwas hin und her wand, Galle aufsteigen ließ. Ihre Finger verharrten über den Kontrollen, die es erlaubten, eingetroffene Mitteilungen zu beantworten, und sie versprach sich, tatsächlich einige Worte an ihren Vater zu richten, sobald sie langsam bis zehn gezählt hatte. Sie zählte mehrmals bis zehn, fand aber nicht den Mut, ihr Versprechen einzulösen.
    Mit weichen Knien ging sie zum Bett und ließ sich auf die Matratze sinken. Der Raum begann sich um sie herum zu drehen und sie schloss die Augen, versuchte zu atmen. Sie fühlte sich fiebrig und krank. Nach einigen Sekunden rollte sie auf den Bauch, zog sich das Kissen über den Kopf und
    versuchte, Distanz zu dem emotionalen Durcheinander zu finden. Nach einer Weile fiel sie in einen unruhigen Schlaf.
    Sie erwachte einige Stunden später. Kühle Luft

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