Schicksalspfade
umzudrehen.
Das für ihre Rettung notwendige Bewegungsmuster nahm
Gestalt an, nicht in Form bewusster Gedanken, sondern als instinktive Reaktion: ducken, bereit zum Sprung… dem ersten Hieb zuvorkommen… die Masse des Angreifers gegen ihn benutzen…
Sein Kopf war riesig und grotesk, ebenso gepanzert wie der Körper, aber missgebildet und unförmig, ohne jede Symmetrie.
Fellartige Büschel ragten aus Lücken zwischen der Panzerung und die Augen glühten wie Laserpunkte. Eine stinkende, gallertartige Masse tropfte aus der Körperöffnung, die das Wesen verwendete, um ohrenbetäubend laut zu heulen.
Genau der richtige Bursche, um ihn nach Hause zu bringen und Mutter vorzustellen, fuhr es B’Elanna durch den Sinn. Als sie sich noch fragte, woher dieser Gedanke kam, war der Gegner heran.
Sie sah den ersten Schlag voraus: ein Hieb mit dem rechten Arm, die Pranke nach unten gerichtet. B’Elanna griff nach dem Arm, der ihren Kopf zu treffen versuchte, und nutzte das Bewegungsmoment, um ihren Kontrahenten auf den Rücken zu werfen. Entschlossen versetzte sie ihm einen Tritt an die Kehle und er hielt sich den Hals, versuchte verzweifelt, durch eine zerfetzte Luftröhre zu atmen. Dieses Geschöpf würde nie wieder kämpfen.
B’Elanna hörte keine Geräusche, die auf den zweiten
Angreifer hinwiesen. Ganz plötzlich erschien er hinter ihr und versetzte ihr einen wuchtigen Schlag an die linke Schulter.
Schmerz zuckte durch Arm und Hand, kleine Schockwellen, die ihre Gedanken zerfaserten. Dadurch konnte sie sich nicht auf die Verteidigung konzentrieren.
Der Schlag ließ sie auf die Knie sinken, doch B’Elanna blieb in Bewegung, rollte fort vom gepanzerten Angreifer und versuchte dabei, ihre fünf Sinne zusammenzunehmen. Sie trachtete danach, sich mit dem linken Arm in die Höhe zu stemmen, doch er gehorchte ihr nicht; tausend winzige Feuer schienen in ihm entflammt zu sein.
Ein Tritt zielte nach ihrem Kopf und gerade noch rechtzeitig hob sie den rechten Arm, wehrte das Bein ab. Die Hand fand Halt an einer Panzerplatte, die sich sonderbar schwammig anfühlte. Eine halbe Sekunde später stieß sie sich mit den eigenen Beinen ab und brachte den monströsen Angreifer zu Fall – er stürzte wie ein gefällter Baum und donnerte mit dem Gesicht gegen brüchigen Schiefer.
B’Elanna massierte sich den linken Arm und hoffte, jetzt alles überstanden zu haben. Gleichzeitig bezweifelte sie, dass es so einfach sein konnte. Die Ereignisse gaben ihr Recht.
Zwei weitere Wesen, noch größer als die ersten beiden, kamen auf gegenüberliegenden Seiten der kleinen Lichtung aus dem Gebäude, liefen ihr entgegen und brüllten dabei wie
tovianische Stiere.
Sie traf eine rasche Entscheidung, drehte sich zu einem Angreifer um und lief direkt auf ihn zu, mit gesenktem Kopf.
Ihre geringe Größe war ein Vorteil im Kampf gegen jemanden, der so weit aufragte und sich bücken musste, um sie zu erwischen, was ihn ein wenig aus dem Gleichgewicht brachte.
Außerdem erstaunte es den Gegner, dass B’Elanna auf ihn zulief, und er zögerte kurz. Dann brüllte er erneut und neigte den Oberkörper nach vorn und streckte seine Pranken aus, um B’Elanna zu zermalmen, die es auf seine Knie abgesehen hatte.
Er flog über ihren Kopf hinweg und landete direkt vor dem zweiten Angreifer, der prompt gegen ihn prallte.
Diese Burschen waren groß, aber nicht besonders intelligent, fand B’Elanna, als sie herumwirbelte und dabei ein Bein hob, um kräftig zuzutreten.
Fast wäre ihr das Bein abgerissen worden.
Ein Schrei entrang sich ihrer Kehle und sie stürzte schwer zu Boden. Muskeln und Bänder wurden enorm belastet, als ein weiterer Angreifer an dem Bein zerrte. B’Elanna handelte, ohne bewusst nachzudenken. Sie rollte sich in die Richtung, in die der Gegner zog, um das Hüftgelenk zu entlasten. Das Bein entkam dem Griff des Angreifers und der Schmerz löste eine überwältigende Reaktion aus: Zorn. Wut breitete sich wie ein Lauffeuer in ihr aus und entzündete alles, was sie berührte, verwandelte B’Elanna in eine unerbittliche Besessene.
Ihre Hand tastete über den Schiefer, löste einen
scharfkantigen Brocken und schwang ihn dann nach oben. Sie zielt nach dem Kopf des Wesens, nach dem glänzenden Etwas, das ein Auge zu sein schien. Sie rammte den Splitter tief hinein in eine weiche, breiige Masse, ließ ihn ganz darin
verschwinden, bis ihre Finger das Auge berührten.
Dann zog sie ihn wieder heraus und wandte sich den anderen beiden
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