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Schicksalspfade

Schicksalspfade

Titel: Schicksalspfade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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wenig, um B’Elanna an seine Dominanz zu erinnern. Sie kehrte ihm den Rücken zu, ging zu den Leitern und kletterte nach oben. Er blieb dicht hinter ihr und sie stellte sich vor, wie er zu ihr aufsah.
    So bald wie möglich wandte sie sich von der Leiter ab und betrat das unterste Frachtdeck. Aufeinander gestapelte Kisten standen in ordentlichen Reihen. Das musste man Bolianern lassen: Auf Ordnung legten sie großen Wert. Weiter hinten im halbdunklen Raum brannte eine Lampe, von ihr stammte das einzige Licht. Mesler hatte das Sparen zu einer Tugend erklärt und darauf hingewiesen, dass eine Lampe völlig ausreichte.
    »Öffne eine Kiste«, sagte der Cardassianer, als er ebenfalls das Frachtdeck betrat.
    »Sie müssen vorher mit dem Piloten sprechen«, erwiderte B’Elanna. »Dies ist sein Schiff und seine Fracht. Sie brauchen seine Erlaubnis, bevor Sie hier etwas anrühren.«
    Der Cardassianer lächelte gelassen. »Dein Pilot liegt in einer Lache aus seinem eigenen Blut«, sagte er. »Vermutlich wird er gerade gehäutet. Bolianische Haut gilt auf unserer Heimatwelt als Kostbarkeit. Unsere Frauen mögen ihre besondere
    Weichheit.«
    B’Elannas Magen verwandelte sich in Eis. Sie war schockiert und versuchte sich nichts davon anmerken zu lassen, aber das fiel ihr sehr schwer. Sie holte mehrmals tief Luft und kämpfte gegen die Benommenheit an, die nach ihren Gedanken tastete.
    Als sie zu dem Cardassianer aufsah, stellte sie fest, dass er erneut lächelte.
    »Spürst du Ekel und Abscheu? Ich habe Klingonen für härter gehalten.«
    »Ich bin nur zur einen Hälfte Klingone, und zur anderen Mensch. Und ja: Was Sie gerade gesagt haben, widert mich an.
    Es ist barbarisch.«
    »Soweit ich weiß, sind die Bürger der Föderation zu
    aufgeschlossen, um die kulturellen Besonderheiten anderer Spezies zu verurteilen. Offenbar bist du ein schlechter Repräsentant der beiden Völker, die in dir vereint sind.«
    B’Elannas Übelkeit wurde immer stärker und sie atmete schneller. Auf dem Frachtdeck war es ebenso heiß und eng wie im Maschinenraum und sie spürte, wie sich alles zu drehen begann. »Mir ist schlecht…«, brachte sie hervor, sank auf die Knie und senkte den Kopf, damit mehr Blut in den Kopf strömte. Der Cardassianer bückte sich und berührte sie wie zärtlich am Rücken. Sie sah zu ihm auf.
    »Danke«, murmelte sie. »Wenn Sie mir eine Minute Zeit geben…«
    »Natürlich, meine Liebe«, erwiderte der Cardassianer sanft.
    »Beruhig dich und komm wieder zu dir. In der Zwischenzeit inspiziere ich die Fracht.«
    B’Elanna nickte, senkte den Blick und versuchte, nicht an den armen Mesler zu denken. So ärgerlich er manchmal auch sein konnte – im Grunde genommen war er ein anständiger Mann, der es nicht verdiente, einen so schrecklichen Tod auf der Brücke seines Schiffes zu sterben, das er sich hart erarbeitet hatte. Allmählich ließ der Schwindel nach und das flaue Gefühl verschwand aus der Magengrube. Sie sah auf.
    Der Cardassianer stand neben ihr, mit Starfleet-Waffen in den Händen. Es war ein so unerwarteter Anblick, dass B’Elanna die Bedeutung nicht sofort begriff. Dann schnappte sie nach Luft.
    »Du willst vermutlich behaupten, nichts davon gewusst zu haben, dass dieses Schiff Waffen transportiert«, sagte der Soldat.
    »Ich habe wirklich nichts davon gewusst. Mesler meinte, wir brächten den Kolonisten in der entmilitarisierten Zone humanitäre Hilfe.«
    »Nun kann man Phasergewehre und Photonentorpedos
    durchaus als ›humanitär‹ bezeichnen«, erwiderte der
    Cardassianer. »Es hängt ganz vom politischen Standpunkt ab.«
    »Ich vertrete überhaupt keinen politischen Standpunkt. Und ich weiß nichts von diesen Waffen.«
    Kummervoll beobachtete B’Elanna, wie sich der
    Cardassianer näherte, vor ihr in die Hocke ging und ihr mit einer knochigen Hand über die Wange strich. »Stolze kleine Klingonin«, hauchte er. »Hab keine Angst… Ich bin Gul Tancret und ich werde dich unter meinen persönlichen Schutz stellen.«
    B’Elanna begegnete seinem Blick. Sie hatte jetzt wieder einen klaren Kopf und begriff, worauf es ankam. »Ich heiße B’Elanna«, sagte sie. »Sie sind sehr gütig, Gul Tancret, und das weiß ich zu schätzen. Ich bin jetzt allein…«
    Seine Hand glitt zum Hals, über die Schultern und den Rücken, streichelte sie die ganze Zeit über. B’Elanna merkte, dass er schwerer atmete. Sie griff nach seiner anderen Hand und begann damit, sie zu beschnuppern – ein instinktives klingonisches

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