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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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als wäre sie noch ein kleines Mädchen, und Brida ließ es geschehen, ohne zurückzuzucken.
    »Vor allem weil es eine so großherzige Tat war«, bestätigte Jannick. »Mein Bruder war im Auftrag der Hanse mit wichtigen Nachrichten unterwegs, die auch dem Schutz dieser Stadt dienen. Deshalb ist es wichtig, dass Ihr uns beim Bürgermeister einführt.«
    »Selbstverständlich«, versprach der Pfarrer. »Doch sagt, warum ist Euer Bruder nicht selbst zu uns gekommen?«
    »Das ist er, doch er wartet noch in der Kajüte, hat er doch in dieser Stadt keine guten Erfahrungen gemacht. Abgesehen von seiner Freundschaft zu Brida und ihrem Vater. Es herrschen böse Zeiten.«
    Clemens seufzte. »Ja, die Welt ist voller Gewalt und Tücke.« Sein Blick fiel wieder auf Brida. »Es ist hart, einen so guten Vater zu verlieren, und dann auch noch gemeuchelt von der Hand eines Mannes, dem er so viel Gnade zuteilwerden ließ. Wahrhaftig böse Zeiten.«
    Brida tauschte einen schnellen Blick mit Jannick. Sie wollte ihm die weitere Führung des Gesprächs gern überlassen.
    »Gott sei Dank ist der ehrenwerte Kapitän Hinrich nicht tot«, sagte Jannick. »Mein Bruder fand ihn schwer verletzt und konnte durch seine Hilfe etwas von der Schuld abtragen, in der er seit seiner Rettung durch Jungfer Brida und ihren Vater steht.«
    »Hinrich lebt?« Die Erleichterung in den Worten des Pfarrers war echt und versöhnte Brida fast ein wenig mit dem falschen Zeugnis, das er gegen Erik abgelegt hatte. »Wo ist er?«
    »Hier, an Bord meines Schiffs.«
    »Ich muss ihn sehen, sofort!«
    Jannick lächelte. »Das sollt Ihr auch. Aber zuvor möchte ich Euch meinen Bruder Simon vorstellen. Er wartet schon sehnsüchtig darauf, Euch offiziell vorgestellt zu werden.«
    »Sehr gern. Einem so tapferen Mann reiche ich gern die Hand.«
    Brida biss sich auf die Lippen, um ein Lachen zu unterdrücken. Jannick beherrschte die Kunst der Verstellung vollendet. Nichts ließ erahnen, was hinter seiner ernsten Miene vorging.
    »Simon, kommst du bitte?«, rief er in Richtung der Kajüte. »Ich möchte dich jemandem vorstellen.«
    Schritte. Bridas Herz schlug schneller. Das Klappen der Tür. Simon trat an Deck. Sie musterte den Pfarrer. Sein salbungsvolles Lächeln gefror zu einer Maske. Sie hörte, wie er den Atem einsog. Simon lächelte.
    »Mein Bruder, Simon von Wickede«, stellte Jannick Simon vor, so als hätte er die Veränderung im Gesicht des Pfarrers nicht wahrgenommen.
    Simon streckte Clemens die Hand entgegen.
    »Ich freue mich, Euch endlich unter meinem wahren Namen kennenzulernen«, sagte er. »Es steht ja noch die Frage offen, wer für die Bestattung meiner ertrunkenen Seeleute aufkommt. Mein Bruder wird das großzügig regeln.«
    Clemens schluckte, starrte auf Simons ausgestreckte Hand, dann in sein Gesicht. Ein kurzes Zucken, doch er ergriff Simons Hand nicht.
    »Ihr!«, schrie er.
    »Oh, ihr kennt euch schon?« Jannick blickte seinen Bruder so unschuldig an, dass Brida beinahe laut losgelacht hätte. »Das hättest du mir sagen müssen, Simon.«
    »Nun ja …« Simon machte ein betretenes Gesicht und zog die ausgestreckte Hand zurück. »Kennt man sich wirklich, wenn man einander noch nicht richtig vorgestellt wurde?«
    Brida biss sich abermals auf die Lippen. Erstaunlich, wie geschickt beide Brüder ihre wahren Gefühle zu verbergen wussten.
    »Hochwürden, gab das Verhalten meines Bruders etwa Anlass zum Tadel?«, fragte Jannick. »Oder hat es einen anderen Grund, dass Ihr ihm nicht die Hand reichen mögt?«
    Clemens wurde rot bis unter die Haarwurzeln.
    »Nein, ich war nur überrascht, ich …« Hastig streckte er Simon die Rechte entgegen, der sie mit ernster Miene ergriff.
    »Ich bin erleichtert, dass ich mich in Euch geirrt habe«, stammelte der Pfarrer.
    »Das haste wohl wirklich, lieber Vetter.« Hinrich war hinter Simon aus der Kajütentür getreten, ein breites Grinsen auf den Lippen.
    Clemens ließ Simons Hand los und ging auf Hinrich zu.
    »Du lebst! Ich dachte, du seist tot!«
    »Nun, so schnell bin ich nicht totzukriegen. Schon gar nicht durch die Hand vom Seyfried.«
    »Seyfried? Er sagte mir, der Däne …« War es möglich, dass der Pfarrer noch tiefer erröten konnte?
    »Eigentlich hättet Ihr es doch besser wissen müssen, nicht wahr, Hochwürden?«, fragte Simon, noch immer mit ernster Miene. »Schließlich habt Ihr mich zur Sext gesehen.«
    Clemens würgte. »Äh … ja, jetzt, da Ihr es sagt …« Ein hilfloser Blick flog zu Jannick

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