Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
Vom Netzwerk:
hinüber. »Äh … Ihr wolltet doch, dass ich Euch dem Bürgermeister vorstelle. Ich werde sogleich alles in die Wege leiten.« So schnell hatte Brida Pfarrer Clemens noch nie laufen sehen.
    »Scheinheiliger Kuttenträger!« Jannick schüttelte lachend den Kopf.
    »O ja, das ist er«, bestätigte Simon. »Hätte lieber den wahren Täter entkommen lassen, nur um mir einen Mord anzuhängen.« Er sah sich um. »Wo steckt eigentlich Barbara?«
    Jannick wies mit dem Daumen zum Heck. »Sie hat Gefallen an Marieke gefunden. Wer weiß, was sie sich wohl gerade erzählen!«
    »Gewiss nichts für Elisabeths gestrenge Ohren.« Simon grinste. »Und Kalle?«
    »Unter Deck bei Seyfried.«
    Es dauerte nicht lange, bis der Pfarrer zurückkehrte und ihnen mitteilte, der Bürgermeister sei bereit, Johann von Wickede anzuhören. Jannick bat Brida und Kapitän Hinrich, ihn und seinen Bruder zu begleiten, um Simons Aussagen zu bestätigen.
    Brida fragte sich, warum Clemens wohl selbst den Botengang auf sich genommen hatte. Er hätte auch einen Laufburschen schicken können. Noch mehr wunderte sie sich allerdings, dass der Pfarrer Simon auf dem Weg zum Rathaus nicht mehr von der Seite wich.
    Simon schien es ähnlich zu ergehen. »Womit habe ich Euren Beistand verdient, Hochwürden?«, fragte er, nachdem Clemens so dicht neben ihm dahinschritt, dass sie sich fast berührten.
    »Nun, äh … ich habe mich in Euch geirrt, das tut mir leid«, stammelte der Geistliche. Simon zog die Brauen hoch und musterte den Pfarrer von oben bis unten, so wie dieser Simon angesehen hatte, als man ihn noch Erik nannte.
    »Ja, wer hätte das nicht? Ihr habt mich schließlich für einen Dänen gehalten.«
    Clemens atmete auf. »Ich wusste es - Ihr versteht mich! Ihr tragt gleichfalls einen Groll gegen alles Dänische in Euch, nicht wahr?«
    »Meine Mutter war Dänin. Ich habe sie sehr geliebt.«
    Clemens schluckte. Brida verkniff sich ein Kichern.
    »Was ich da vor ein paar Tagen zur Sext mit anhören musste …«, fuhr Simon fort. »Ich hoffe, das wird nie wieder vorkommen, oder?«
    Wovon um alles in der Welt sprach Simon? Brida sah ihn fragend an, doch er beachtete sie nicht.
    Ein noch heftigeres Schlucken des Pfarrers. »Nein, das wird nie wieder vorkommen.«
    »Dann habe ich auch nichts gesehen, Hochwürden.«
    Brida wurde immer neugieriger. Sie musste Simon unbedingt fragen. So kleinlaut hatte sie Clemens noch nie erlebt.
    Der Bürgermeister war nicht allein. Vier Mitglieder des Stadtrats befanden sich in seiner Amtsstube. Brida sah auf den ersten Blick, dass Claas nicht unter ihnen war. Am liebsten hätte sie sofort nach ihm gefragt, aber das stand ihr nicht zu. Es war in den Augen der Heiligenhafener Würdenträger ungewöhnlich genug, dass sie die Männer begleitete, aber doch verständlich, da sie ihren verletzten Vater stützte. Hinrichs Anblick überraschte die Männer nicht. Pfarrer Clemens hatte gewiss erzählt, dass Hinrich noch am Leben war.
    Brida hatte Jannick bislang als Simons großen Bruder erlebt. Ein Mann, der keinem Spaß abgeneigt war und der trotz seiner vornehmen Herkunft keinen Standesdünkel zu kennen schien. Doch nun lernte sie Johann von Wickede kennen, den edlen Lübecker Patrizier, der es vortrefflich verstand, Würde und Überlegenheit auszustrahlen. Vermutlich war er bei diesem Auftritt genau der Gatte, den Elisabeth sich wünschte.
    Mit ernster Miene sah Jannick den Pfarrer an und erwartete, von ihm vorgestellt zu werden. Clemens hatte sich noch immer nicht ganz von seiner beschämenden Begegnung mit Simon erholt, aber er straffte die Schultern und kam der unausgesprochenen Aufforderung nach.
    »Herr Bürgermeister, Ihr Herren, ich freue mich, Euch Herrn Johann von Wickede, Patrizier aus Lübeck und Sohn des einflussreichen Lübecker Ratsherrn Ulrich von Wickede, vorstellen zu dürfen, der gemeinsam mit seinem Bruder Simon« – er nickte in dessen Richtung, und Brida hatte kurz den Eindruck, Clemens würge an dem Namen – »zu uns kam, da er wichtige Nachrichten bringt.«
    Ein Lächeln huschte über Simons Gesicht, das sich vertiefte, als man ihnen sogleich den Bürgermeister Martin Overs und die vier Stadträte vorstellte und ihnen dann Plätze an dem runden Tisch anbot.
    »Ihr Herren, ich nehme an, die Geschichte meines Bruders ist Euch bekannt«, begann Jannick, kaum dass er sich gesetzt hatte.
    »Sollte sie das?«, fragte Martin Overs. Sein Blick flog zu Pfarrer Clemens hinüber, der so aussah, als würde er sich

Weitere Kostenlose Bücher