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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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inzwischen beraten, wie wir die Stadt sichern. Wo finde ich Euch, Herr Johann? An Bord Eures Schiffs?«
    Jannick wollte gerade bejahen, doch Kapitän Hinrich antwortete schneller. »Ihr findet ihn bei mir, als Gast in meinem Haus. Das ist das Mindeste.«
    Der Bürgermeister machte den Eindruck, als sei das Gespräch für ihn beendet, und erhob sich von seinem Stuhl.
    »Eine Frage noch, Herr Bürgermeister«, sagte Simon. »Was ist nun mit Claas Wippermann? Werdet Ihr Seyfrieds Aussage nachgehen?«
    »Das soll Hauptmann Willem tun. Übergebt ihm Seyfried, er wird sich um alles Weitere zu kümmern wissen.«
    Simon nickte, und Brida hatte den Eindruck, es bereite ihm eine tiefe innere Zufriedenheit, Seyfried an den Hauptmann der Stadtwache übergeben zu dürfen.

20. Kapitel
    S eyfried zitterte. Vermutlich nicht allein vor Furcht, denn es war bitterkalt in den dunklen Gewölben unterhalb des Rathauses. Zum ersten Mal sah Simon die Kerkerzellen, die unter dem Trakt der Wächter und seiner ehemaligen Zelle lagen. Düstere, enge Verliese ohne jede Möglichkeit für die Gefangenen, das Sonnenlicht zu sehen. Ein eiserner Ring war in die Wand eingelassen, an dem eine Kette befestigt werden konnte. Auf dem steinernen Boden lagen einige Büschel Stroh, weit weniger, als in dem Strohsack steckten, den Simon damals auf seiner Pritsche vorgefunden hatte. Sonst gab es nichts. Keine Decke, keinen Eimer für die Notdurft, keinen Schemel, nur kalten Stein.
    Hauptmann Willem trat einen Schritt vor.
    »Und, bist du inzwischen bereit, deine Aussage zu wiederholen, Seyfried? Denk dran, Hinrichs Wort hat mehr Gewicht als deins. Und das der Männer, denen du schon gestanden hast, nicht weniger.«
    Unwillkürlich wich Seyfried einen Schritt zurück. Angst und Trotz flackerten in seinen Augen. Anfangs hatte er noch versucht, sich aus der selbst geknüpften Schlinge herauszuwinden, und Kalle und Simon beschuldigt, ihn unrechtmäßig festgenommen zu haben. Doch damit war er bei Willem an den Falschen geraten. Kaum war die Beschuldigung über Seyfrieds Lippen gekommen, hatte der Hauptmann der Stadtwache ihn ins tiefste Verlies schaffen lassen. Simon und Kalle waren ihm nur zu gern zur Hand gegangen.
    Willem setzte nach. »Ich warte nicht mehr lang, Seyfried. Wenn du nicht redest, lass ich dich so eng an die Wand schmieden, dass du dich nicht mehr regen kannst.«
    Seyfried redete.
    Nachdem er seine Aussage wiederholt hatte, verschloss Hauptmann Willem die Zellentür.
    Beim Weg zurück nach oben streifte Simons Blick kurz seine alte Zelle. Obwohl es Zeiten gegeben hatte, da er in diesem Geviert um ein Haar den Verstand verloren hätte, fühlte er sich auf eigentümliche Weise versöhnt, nachdem er gesehen hatte, wo gewöhnliche Verbrecher wie Seyfried untergebracht wurden. Auf einmal wurde ihm bewusst, dass noch keine Woche vergangen war, seit man ihn dank Hinrichs Bürgschaft freigelassen hatte.
    »Begleitet Ihr mich zum Haus von Claas Wippermann?« Willems Frage riss ihn aus seinen düsteren Erinnerungen.
    »Na, auf jeden Fall!«, rief Kalle.
    »Sehr gern«, antwortete er selbst. »Haltet Ihr ihn für schuldig?«
    Der Hauptmann fuhr sich mit der rechten Hand durchs Haar. Simon erinnerte sich an diese Geste von früheren Begegnungen her. Ein Zeichen von Verlegenheit.
    »Ich fürchte, ja. Es würde zu der Beobachtung passen, die einer meiner Männer vor wenigen Tagen gemacht hat.«
    »Von der Ihr Brida berichtet habt? Von dem Mann, der mit Dänen verhandelte?«
    »Sie hat Euch davon erzählt?«
    »Ich habe es mit angehört. Ich hielt mich zwei Türen weiter verborgen, und Eure Stimme ist nicht eben leise.«
    »Wer hätte gedacht, dass unsere Brida so gut lügen kann?« Willem lachte leise vor sich hin. »Ich habe wirklich geglaubt, sie weiß nicht, wo Ihr seid.«
    »Das war auch besser so.«
    »Je nun«, widersprach Willem. »Ich war mir schon damals sicher, dass Ihr nichts mit Hinrichs Verschwinden zu tun hattet.«
    »Das glaube ich Euch sogar. Aber Ihr seid eine Amtsperson. Ihr müsst Euch an Befehle halten. Auch wenn sie Euch nicht gefallen.«
    »Da habt Ihr recht. Vermutlich war es tatsächlich besser so.«
    Sie verließen das Rathaus.
    »Claas’ Haus liegt drei Straßen weiter.« Willem wies in die entsprechende Richtung. Simon fiel auf, dass der Hauptmann sich wieder durchs Haar fuhr. Es war ihm unangenehmer, als er zugab, den Stadtrat so kurz nach dem Tod seiner Frau derartiger Vergehen beschuldigen zu müssen.
    Eine alte Frau öffnete

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