Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)
tät.«
»Wusste Claas, warum die Dänen meinen Tod wollten?«, bohrte Simon weiter.
»Keine Ahnung. Wen schert schon so ’n Verräter wie du?«
Seyfried hatte kaum ausgesprochen, da hatte Kalle ihn wieder gepackt und in den Laugenzuber gedrückt. »Ich hab dich gewarnt, du miese Ratte!«
»Hör auf, Kalle!«, rief Hinrich. »Wir brauchen ihn noch. Das soll er vorm Bürgermeister wiederholen.«
Kalle nickte und ließ Seyfried los. Der prustete und schüttelte den Kopf wie ein nasser Hund.
Jannick stand mit ernster Miene neben Hinrich.
»Bringen wir ihn aufs Schiff und dann nach Heiligenhafen«, sagte er knapp.
»Wer bist’n du?«, zischte Seyfried.
Jannick grinste. »Sein großer Bruder.« Er wies auf Simon. »Und nun nimm dich bloß zusammen, denn ich kann noch viel böser werden als er und Kalle.«
Seyfried schwieg, und während Kalle ihn zum Boot zurücktrieb, wandte sich Simon fragend an seinen Bruder und den Kapitän. »Ihr habt euch also schon bekannt gemacht?«
Die beiden nickten einvernehmlich.
»Ich bin schon sehr gespannt, mir die Elisabeth mal näher anzuschauen. Ein schönes Schiff«, sagte Hinrich.
»Dann sollten wir das jetzt tun«, schlug Jannick vor und rief nach seiner Schwester. »Barbara, komm, wir legen ab!«
»Ist der eklige Kerl weg?« Barbara sah sich angewidert um.
»Ja, nur seine Hinterlassenschaften sind noch da.« Jannick wies auf die Lache mit dem Erbrochenen.
»Pfui, du bist widerwärtig!«
Simon lachte.
»Und du bist blöd!«, bekam er dafür von seiner Schwester an den Kopf geworfen.
»Ich dachte immer, bei den vornehmen Leuten geht’s gesittet zu.« Bridas Vater schüttelte den Kopf, aber sein Schmunzeln war unübersehbar.
»Das dachte meine Frau auch, bevor sie mit mir verheiratet war.« Jannick zwinkerte Hinrich zu.
Es war ein erhebendes Gefühl, so offen in den Hafen zurückzukehren, den er zuletzt als Flüchtling verlassen hatte. Simon stand an der Reling, als das Schiff sich dem Hafenbecken näherte. Auf einmal stand sein Bruder neben ihm.
»Tust du mir einen Gefallen?«, fragte Jannick.
»Ja, welchen?«
»Begib dich bitte in meine Kajüte. Ich möchte nicht, dass die Leute dich gleich sehen.«
»Warum? Ich habe keinen Grund, mich zu verstecken.«
»Nein, aber ich würde mir gern einen Spaß erlauben. So ein richtig schöner, offizieller Auftritt als Johann von Wickede, Mitglied der Kaufmannsgilde und der ehrenwerten Zirkelgesellschaft von Lübeck. Und dann, wenn alle beeindruckt sind, stelle ich ihnen meinen kleinen Bruder vor, der hier ja bestens bekannt ist.«
»Bist du gemein!« Simon lachte.
»Ein bisschen Beschämung zur rechten Zeit heilt so manche Verlegenheit«, reimte Jannick. »Also, steigst du jetzt in die Kajüte hinunter und wartest dort mit Brida und Hinrich?«
Simon nickte.
»Ein schönes Schiff hat Euer Bruder«, sagte Hinrich, als Simon zu ihm und Brida in die Kajüte kam und am Tisch Platz nahm. »Dagegen ist die Adela schon ’ne gesetzte Dame.«
»Ja, Jannick hängt auch sehr an der Elisabeth «, bestätigte Simon.
»Wie heißt er nun wirklich? Jannick oder Johann?«, fragte Bridas Vater weiter.
»Wie hat er sich Euch denn vorgestellt?«
»Als Jannick von Wickede.«
Simon grinste.
»Sein Taufname ist Johann, aber unsere Mutter hat ihn immer Jannick genannt. Und dabei ist es dann geblieben. Für Fremde ist er Johann von Wickede, für die Familie Jannick.«
Der Kapitän zeigte ein ernstes Gesicht. »Muss ich mir nu was dabei denken, dass er sich mir vorgestellt hat, als gehörten wir schon zu einer Familie?«
Simon schluckte und atmete tief durch, bevor er antwortete.
»Nun ja …«, begann er. »Eigentlich wollte ich eine bessere Gelegenheit abwarten, Euch zu fragen, aber manches sollte man wohl nicht zu lange hinauszögern. Ich habe Brida gefragt, ob sie meine Frau werden will. Sie hat mir zugesagt, und deshalb wollte ich Euch nun fragen, ob Ihr damit einverstanden seid.«
»Und was sagt Euer Vater dazu?«
Bildete Simon sich das nur ein, oder hatten sich tatsächlich zwei strenge Falten um Hinrichs Mundwinkel gebildet?
»Er hat sich noch nicht geäußert.«
»Das ist nicht gut.« Die Falten vertieften sich.
Simon merkte, wie seine Hände zu zittern begannen.
»Er wird seine Zustimmung geben«, versprach er. »Brida ist eine ehrbare Jungfer und eine Zierde für unser Haus.«
Hinrich machte eine wegwischende Handbewegung. »Geld heiratet doch immer zum Geld.«
Brida hatte den Blick gesenkt und starrte auf ihre
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