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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Schuhspitzen.
    Simon holte tief Luft. »Was kann ich dafür, dass meine Familie reich ist? Ihr tut ja gerade so, als sei das eine Schande.«
    »Nein, das ist es nicht. Aber es wird für Brida schwer werden, in Euren Kreisen die Anerkennung zu erhalten, die sie verdient. Und Eurem Vater wird’s nicht recht sein, sonst hätte er Euch seinen Segen schon gegeben.«
    »Es kam alles sehr schnell«, gestand Simon. »Er hat nicht damit gerechnet. Er hatte andere Pläne.«
    »Eben!« Hinrich schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Er hatte andere Pläne. Wie soll daraus was Gutes werden, wenn Ihr Euch Eurem Vater widersetzt und eine Ehe erzwingt, die er nicht gutheißt? Brida hätte keinen guten Stand in Eurer Familie. Das will ich ihr ersparen.«
    Simon suchte Bridas Blick, doch sie starrte immer noch zu Boden. Verdammt, warum tat sie so, als ginge sie das Ganze nichts an?
    »Ich werde überhaupt nichts erzwingen!«, sagte Simon. »Aber im Augenblick habe ich das Gefühl, Eure Zustimmung zu bekommen ist viel schwerer als die meines Vaters. Warum? Sagt es mir bitte offen ins Gesicht. Was missfällt Euch? Dass ich Händel hatte?«
    »Ach was, Händel hat fast jeder junge Mann, der nicht gerade zum Mönch geboren ist«, wehrte der Kapitän ab.
    »Was ist es dann? Dass jeder in Lübeck glaubt, ich sei ein Verräter?«
    »Nun, das spricht nicht sonderlich für Euren Ruf«, gestand Hinrich. »Aber viel mehr sorg ich mich darum, wie es Brida in Eurer Familie ergehen wird, eine einfache Kapitänstochter, nicht so ’n vornehmes Fräulein. Was ist, wenn die Leidenschaft erkaltet? Lasst Ihr sie dann fallen?«
    »So ein Unsinn!«, brauste Simon auf. »Ihr habt Jannick und Barbara kennengelernt. Wenn das Gerücht stimmt, dass Ihr in die Herzen der Menschen blicken könnt, dann wüsstet Ihr, dass Brida willkommen ist. Nicht nur wegen meiner Leidenschaft und Liebe, sondern weil sie zu uns passt. Aber wisst Ihr, was ich glaube? Das ist Euer eigener Standesdünkel! Eine Kapitänstochter soll einen Kapitän heiraten und nicht so ’n döspaddeligen reichen Pfeffersack wie mich, der noch dazu so blöd ist, sein Schiff von den Dänen versenken zu lassen.«
    Die scharfen Falten um Hinrichs Mund zuckten.
    »Das sind harte Worte«, sagte er.
    Simon war verunsichert. Hatte er sich zu viel herausgenommen?
    Die Falten zuckten stärker. Simon wollte schon etwas sagen, um seine Aussage abzumildern, als Hinrich in schallendes Gelächter ausbrach.
    »Döspaddeliger reicher Pfeffersack, das ist gut!«, wiederholte er Simons Worte. Zu allem Überfluss fing Brida auch noch an zu lachen. Simon sah verwirrt zwischen ihr und ihrem Vater hin und her, bis Hinrich ihm schließlich auf die Schulter klopfte und sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel wischte. »Ist gut, mein Jung, du sollst sie haben! Auch wenn du nur’n döspaddeliger, reicher Pfeffersack bist.« Er konnte sich kaum beruhigen.
    Erst als ein Ruck durch das Schiff ging und ihnen zeigte, dass soeben mit dem Anlegemanöver begonnen worden war, wurde Hinrich wieder ernst. Ob der alte Kapitän wohl an das Zusammentreffen mit Claas dachte, den er bis dahin für seinen Freund gehalten hatte? Simon spürte einen bitteren Geschmack im Mund. Auch er hatte dem Stadtrat vertraut, aber das war etwas anderes als die jahrelange Freundschaft, die Hinrich und Brida für Claas gehegt hatten. Auf einmal begriff Simon, warum Hinrich an Seyfrieds Worten zweifelte, denn ohne dass er es wollte, nagte der Zweifel auch in ihm. Trotz aller Hinweise, trotz aller Vermutungen, die er selbst schon angestellt hatte …

19. Kapitel
    E in letzter Ruck, dann kam das Schiff am Kai zur Ruhe. Brida erhob sich und schickte sich an, an Deck zu gehen. Zu ihrer Verwunderung blieb Simon sitzen.
    »Mein Bruder hat mich darum gebeten«, antwortete er auf ihren fragenden Blick hin. »Er möchte sich anscheinend einen Spaß machen.«
    Hinrich zog die Brauen hoch. »Einen Spaß?«
    Simon nickte. »Ich fürchte, er will einige Leute damit beschämen, dass ich sein Bruder bin.«
    »Kein schlechter Gedanke.« Hinrich grinste. »Dein Bruder gefällt mir immer besser. Vielleicht sollte ich auch noch ein bisschen abwarten, ehe ich mich zeige.«
    Brida ließ den Blick unschlüssig zwischen ihrem Vater und Simon hin und her schweifen. Sollte sie gleichfalls zurückbleiben?
    Die Tür klappte, und Jannick stand vor ihnen.
    »Jungfer Brida, dürfte ich Euch um einen Gefallen bitten?« Jannicks Augen leuchteten wie die eines Lausbuben und

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