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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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schluckte. »Meine Männer kriegen ihn zu fassen. Ganz sicher!«
    Während Willem sich aufmachte, die Stadtwache hinter Claas herzujagen, begaben sich Simon und Kalle zum Haus von Kapitän Hinrich, wo man sich zum gemeinsamen Mahl verabredet hatte. Ein Blick auf den Hafen verriet ihnen, dass auch die Adela inzwischen eingetroffen war. Simon atmete tief durch. Nun konnte er dem Gespräch mit Kapitän Cunard nicht länger ausweichen. Besser, er brachte es schnell hinter sich.
    »Geht schon vor, Kalle. Ich muss noch etwas mit Cunard klären.«
    Der Schmuggler musterte ihn schief von der Seite, sagte aber nichts weiter.
    Simon fragte einen der Seeleute an Deck nach Kapitän Cunard. Der Mann wies stumm mit dem Daumen auf die Hafenmeisterei.
    Die üblichen amtlichen Vorschriften. Simon erinnerte sich gut daran und wartete vor der Tür auf Cunard.
    Es dauerte nicht so lange, wie er befürchtet hatte, denn noch während er zusah, wie die Seeleute die Adela endgültig vertäuten, kam Cunard zurück. Als er Simon erkannte, lächelte er ihm freundlich zu. »Wartet Ihr auf mich?«
    Simon spürte einen bitteren Geschmack auf der Zunge, während er nickte. »Ja, ich muss dringend mit Euch sprechen.«
    »So ernst? Gibt es Schwierigkeiten?«
    »Einige. Manche davon werden Euch härter treffen als andere.«
    Das Lächeln verschwand aus Cunards Gesicht.
    »Gehen wir in meine Kajüte!«
    Nachdem sie in der Kapitänskajüte Platz genommen hatten, atmete Simon noch einmal tief durch. Dann erzählte er zunächst von Seyfrieds Festnahme und der Flucht des Stadtrats sowie seinen Befürchtungen, dass die Dänen vorzeitig angreifen könnten. Cunard hörte ihm aufmerksam zu.
    »Das sind in der Tat üble Neuigkeiten.«
    »Ja. Aber das ist nur ein Teil. Der Teil, der alle angeht. Aber ich habe noch etwas auf dem Herzen.«
    »Noch etwas?« Cunard sah ihm offen ins Gesicht. Simon konnte seinem Blick nicht standhalten und senkte die Lider.
    »Ja«, sagte er leise. Er merkte, wie ihm die Hände zitterten, und legte sie rasch unter dem Tisch auf die Oberschenkel. Dann hob er den Kopf und maß Cunard mit offenem Blick.
    »Ich habe Brida gestern Abend gebeten, meine Frau zu werden. Und sie hat mir ihr Jawort gegeben.«
    Cunards Züge erstarrten.
    »Ihr treibt Euren Scherz mit mir!«
    Simon schüttelte den Kopf. »Nein, es ist mir ernst. Und ich hätte sie viel früher gefragt, wenn ich gewusst hätte, wer ich bin. Doch ein Mann ohne Vergangenheit hat auch keine Zukunft. Das konnte ich ihr nicht zumuten. Erst als ich wieder wusste …« Er brach ab.
    Cunards Augen brannten sich wie glühende Kohlen in seine Seele.
    »Und sie hat Euch zugesagt?« Die Stimme des Kapitäns bebte, seine Hände hatten sich zu harten Fäusten geballt. Die Fingerknöchel traten weiß hervor.
    Simon nickte. »Ich liebe sie, und sie liebt mich. Hinrich neigte zunächst zum Zweifel – er hätte lieber Euch als Schwiegersohn gesehen. Aber er hat heute früh zugestimmt.«
    Cunards Faust zuckte.
    Simon entging die kurze, verräterische Bewegung nicht. »Wenn es Euch danach besser geht, schlagt mir ins Gesicht«, sagte er. »Ich wehre mich nicht.«
    »Das ist wohl das Letzte!« Cunard donnerte mit der Faust auf die Tischplatte. »Als hätte ich Spaß daran, einen Mann niederzuschlagen, der sich nicht wehrt!«
    »Der Tisch wehrt sich ja auch nicht«, entfuhr es Simon.
    »Ihr seid ein verdammter Mistkerl!«
    »Ja«, gestand Simon. »Aber ich bin lieber ein Mistkerl, als auf die Frau zu verzichten, die ich liebe.«
    Cunard schnaubte. »Die Frau, die Ihr liebt! Wie lange kennt Ihr Brida überhaupt? Gerade einen Monat. Was wisst Ihr schon von ihr?«
    »Und wie lange kennt Ihr sie?«, gab Simon zurück. »Mir genügten wenige Tage, um zu erkennen, welch ein Schatz sie ist, welch großartige Frau. Und von dem Augenblick an war ich mir sicher, dass ich alles für sie täte. Nur konnte ich ihr nichts bieten. Ich kannte mich nicht einmal selbst, wusste nicht, ob ich frei und ungebunden war oder ob Schande auf meinem Namen lag. Doch Ihr wusstet das alles seit Jahren. Warum habt Ihr sie nicht viel früher gefragt? Glaubt Ihr wirklich, sie hätte auch nur einen Blick an mich verschwendet, wenn sie Euer Weib gewesen wäre?«
    Simon erwartete einen neuen Ausbruch, stellte sich innerlich auf einen Faustschlag mitten ins Gesicht ein. Stattdessen blieb der Kapitän erstaunlich ruhig.
    Die Stille, die nun eintrat, bedrückte Simon viel stärker, als es blinder Zorn vermocht hätte. Cunards Fäuste

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