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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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verkneifen musste. »Das lässt sich machen«, entgegnete Hinrich und rief nach Elsa.
    Als sie sich sehr viel später vom Tisch erhoben, war Barbara noch nicht ins Haus zurückgekehrt. Jannick hatte es ebenfalls bemerkt.
    »Ich hoffe, sie hat keine Dummheiten gemacht«, murmelte er.
    Marieke, die gerade dabei war, das Geschirr abzuräumen, beruhigte ihn. »Wenn Ihr Fräulein Barbara meint, die ist im Garten. Ist aber alles ganz schicklich.«
    »Schicklich?«, wiederholte Simon.
    »Na, wie sie mit Käpt’n Cunard plaudert. Aber der ist ja auch ’n Mann von Ehre.«
    »Hast du wieder lange Ohren gemacht, Marieke?«
    »Ja, hat sich aber nicht gelohnt. Er hat ihr nur was von Zobeln und vom Pelzhandel und so ’nem komischen Ort Nowgodings erzählt.«
    Jannick und Brida lachten, aber Simon spürte die gleiche Verärgerung, die ihn bei Tisch erfasst hatte. Jetzt machte der Kerl sich aus reiner Bosheit an seine Schwester heran! Simons Blick flog zu Jannick hinüber. Dass Brida erleichtert war, konnte er noch verstehen, aber Jannick sollte sich doch um Barbaras Ruf sorgen. Wieso kam er seiner Pflicht nicht nach?
    »Was ist, Lillebror? Hast du eine Gräte verschluckt?« Jannick verpasste ihm einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter.
    »Wirst du Barbara zur Ordnung rufen, oder muss ich es tun?«
    »Weil sie im Garten in aller Öffentlichkeit mit Cunard spricht? Mach dich nicht lächerlich, Simon.«
    »Ach so, ich mache mich lächerlich? Aber du hetzt mir Barbara als Anstandsdame hinterher, wenn ich mit meiner künftigen Frau spreche.«
    Jannick seufzte. »Wenn du Streit suchst, geh in die nächste Hafentaverne und schlag dich mit den Trunkenbolden. Aber ich möchte nicht, dass du auf Cunards Herausforderungen eingehst. Du hast ihn verletzt, es ist sein Recht, gekränkt zu sein. Nun mach es nicht noch schlimmer.«
    Simon atmete tief durch. Jannick hatte recht. Er würde sich zusammenreißen. Das war er nicht nur seinem Bruder schuldig, sondern auch Brida. Dennoch ärgerte es ihn, als er Barbaras Lachen hörte und Cunard, der einstimmte.
    »Da hat sich dein ehemaliger Verehrer aber schnell getröstet«, zischte er in Bridas Richtung.
    »Was ist los mit dir, Simon?« Sie berührte ihn sacht am Unterarm. »Worüber ärgerst du dich? Du hast doch gar keinen Grund.«
    Nein, den hatte er wahrlich nicht, und dennoch brodelte es in ihm. Er konnte es sich selbst nicht erklären. Heute früh war noch alles in bester Ordnung gewesen. Aber schon bevor er mit Cunard gesprochen hatte, war irgendetwas anders gewesen. War es die Sorge vor dem dänischen Angriff? Oder ärgerte er sich, dass er auf Claas hereingefallen war? Sogar Mitleid mit ihm empfunden hatte, nur um dann mit anzusehen, wie der Mann sie alle hereinlegte und floh?
    Er legte seine Hand über Bridas Finger, die noch auf seinem Arm ruhten.
    »Du hast recht, es gibt keinen Grund, außer mich über mich selbst zu ärgern.«
    »Vielleicht solltest du doch Jannicks Vorschlag folgen und ein paar Trunkenbolde zusammenschlagen. Die Seejungfrau böte sich an.« Als er in Bridas blitzende Augen sah, schwand sein Verdruss endgültig. Wenn es eine Frau gab, die zu ihm passte, dann war sie es.

21. Kapitel
    E s regnete. Passend zu Annas Beisetzung. Brida seufzte leise. Nachdem Claas geflohen war, hatte die alte Clara zu Pfarrer Clemens geschickt, damit Annas Leib endlich die letzte Ruhe finden konnte. Als gute Freundin der Verstorbenen hatte Brida sich sofort bereit erklärt, Clara bei der Vorbereitung der Toten zu helfen.
    Ihre Gedanken schweiften zurück zu dem Morgen, als sie die Tote entkleidet und gewaschen hatten, um sie dann in ihr letztes Gewand zu hüllen. Anna trug noch immer das Nachthemd, in dem sie gestorben war. Anscheinend hatte Claas es nicht für nötig befunden, irgendetwas zu verändern. Clara berichtete, dass er den Pfarrer recht harsch fortgeschickt hatte, nachdem er Anna die letzte Ölung erteilt hatte.
    Durch die Totenstarre war das einstmals weiche Fleisch hart wie Stein geworden. So fiel es Brida und Clara schwer, den Leichnam ordentlich auf seine Bestattung vorzubereiten. Zwar waren Annas Züge ruhig und friedlich, und wenn man sie nicht berührte, hätte man meinen können, eine Schlafende zu sehen, aber die Haut unter ihren Fingernägeln hatte sich inzwischen bläulich verfärbt, und auf ihrem Bauch zeichneten sich erste grüne Flecken ab, die auf den beginnenden Verfall hindeuteten. Noch waren sie klein, kaum mehr als Punkte, aber Brida kannte die Zeichen

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