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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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waren sie ihr fremd geblieben.
    Am Nachmittag begann Marieke zu packen. Kisten und Kästen, alles, was sich irgendwie bewegen ließ, landete im Bauch der Adela . Kapitän Cunard ließ Listen anfertigen, wer sein Hab und Gut verschiffen wollte. Anfangs waren die Menschen zurückhaltend, erst als Kapitän Hinrich den Anfang machte, wurde ihnen die tatsächliche Gefahr bewusst. Auch Jannick stellte die Elisabeth zur Verfügung, wie er es versprochen hatte.
    Kurz nach Annas Beisetzung war ein Reiter in Heiligenhafen angekommen. Obwohl er für den Ritt gewöhnliche Alltagskleider gewählt hatte, gab er sich sofort als Benediktiner zu erkennen. Nachdem der Bote des Stadtrats Harald Wever im Kloster angelangt war, hatte Pater Johannes sich umgehend aufgemacht, um im Namen des Abts mit dem Rat von Heiligenhafen zu klären, wie die Mönche am besten helfen konnten. Es wurde vereinbart, dass die Adela sich um das Hab und Gut der Bevölkerung kümmern solle, während die Elisabeth in mehreren Fahrten nach Cismar segeln würde, um die Vorräte und Schätze der Stadt vom Lenster Strand aus ins Kloster schaffen zu lassen. Die Mönche würden die Elisabeth mit Wagen und Lasttieren erwarten, und Hauptmann Willem schickte Bewaffnete als Geleitschutz mit.
    Barbara half Brida und Marieke, den Hausstand zu ordnen und zu verpacken.
    »Darf ich Euch eine Frage stellen?«, fragte Barbara, während sie flink das Weißzeug faltete und in eine gröbere Decke einschlug, damit es keinen Schaden nahm.
    »Selbstverständlich.«
    »Kapitän Cunard ist ein ansehnlicher, höflicher Mann von Welt. Warum zieht Ihr ihm meinen Bruder Simon vor?«
    Fast hätte Brida das Hemd fallen lassen, das sie gerade zusammenlegen wollte.
    »Findet Ihr diese Frage nicht etwas ungehörig?«
    »Ist sie das?« Barbara sah sie mit arglosen Augen an.
    »Ja, denn es klingt so, als sei Simon kein ansehnlicher, höflicher Mann von Welt.«
    »Oh, ansehnlich ist er, daran bestand nie ein Zweifel.« Barbara kicherte. »Und weit herumgekommen ist er auch. Aber mit der Höflichkeit hat er es nicht so. Jedenfalls nicht so wie Kapitän Cunard.«
    »Vielleicht erntet Ihr nur, was Ihr gesät habt, liebe Barbara. Zu mir war Simon immer ausgesprochen höflich.«
    »Ja, das mag sein, wir necken uns gern. Und versteht mich nicht falsch, ich liebe meinen Bruder. Aber er ist ganz anders als Cunard. Ich glaube, wenn ein anderer Mann Simon die Braut weggeschnappt hätte, dann wäre Blut geflossen.«
    Ob er deshalb so gereizt war? Weil Cunard sich so anders verhielt, als er es erwartet hatte? Aber warum sollte ihn das so verärgern? Er sollte froh sein, dass Cunard, abgesehen von einigen spöttischen Seitenhieben, mannhaft mit der peinlichen Angelegenheit umgegangen war.
    »Seid Ihr Euch da wirklich sicher, Barbara?«
    »Ganz bestimmt. Er hat schon für weitaus harmlosere Taten Männer herausgefordert.«
    »Ich dachte, er habe sie mit Worten gereizt, bis er der Geforderte war.«
    »Ist das nicht das Gleiche?«
    Brida hielt kurz in ihrer Arbeit inne. Am vergangenen Abend hatte sie Jannicks Vorschlag, Simon solle in die nächste Schenke gehen und lieber ein paar Trunkenbolde zusammenschlagen, anstatt sich von Cunard herausfordern zu lassen, für einen Scherz gehalten.
    »Nein, das ist es nicht«, entgegnete sie. »Die Männer hätten ihm ja auch mit Worten entgegentreten können statt mit dem Messer.«
    Zugleich erinnerte sie sich allerdings daran, wie mühsam Simon sich beherrscht hatte, als Cunard ihn mit seinen spitzen Bemerkungen reizen wollte. Immerhin, es war ihm gelungen, wenn auch mit letzter Kraft.
    »Ich hätte einen Mann wie Cunard nicht ziehen lassen«, sagte Barbara.
    »Dann solltet Ihr die Gelegenheit nutzen. Soweit ich weiß, ist er wieder zu haben«, gab Brida keck zurück.
    Ein flüchtiges Rot überzog Barbaras Wangen. Erstaunlich schweigsam faltete sie ein Laken nach dem anderen zusammen, schlug die Tücher in eine weitere Decke ein und verschwand mit dem Bündel aus der Kammer. Brida blieb zurück und überlegte, ob sie Cunard wohl vor der drohenden Gefahr warnen sollte, die sich ihm in lieblicher Gestalt näherte.
    Am Abend kam es zu einem Zwischenfall. Es hatte nichts mit Cunard und Simon zu tun, denn der Kapitän war mit der Adela und der ersten Ladung nach Lübeck gesegelt. Er würde am nächsten Tag zurückkommen und eine weitere Fahrt nach Lübeck unternehmen, den Rumpf des Schiffs dann wieder voller Güter, die den Dänen nicht in die Hände fallen sollten.
    Der

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