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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Simons Bruder Jannick saßen bei ihm, vor sich auf dem Tisch eine Schiefertafel, auf der grob die Umrisse der Stadt und des Hafens aufgezeichnet waren.
    »Ah, Simon, gut, dass du da bist!«, begrüßte Jannick ihn. »Ich wollte schon nach dir schicken lassen.«
    »Was gibt’s?« Simon zog einen Stuhl heran, während Kalle sich auf die kleine Bank zu Willem setzte.
    »Sind alle Wertgegenstände der Stadt in Cismar?«, fragte Harald Wever. Simon nickte und erstattete einen knappen Bericht.
    »Und die meisten Einwohner haben ihr Hab und Gut ebenfalls in Sicherheit gebracht«, ergänzte Willem. »Allerdings sind nicht alle mit den neuesten Plänen einverstanden.«
    »Mit den neuesten Plänen?« Simon blickte erwartungsvoll in die Runde.
    »Wir können Heiligenhafen nicht halten«, erklärte Willem. »Die Befestigungen sind zu schwach. Selbst wenn zwei oder drei Schiffe den Hafen verteidigen würden, wir haben den Dänen nicht viel entgegenzusetzen, wenn sie etwas weiter längs an Land gehen und von dort aus in die Stadt einfallen. Auf keinen Fall können wir sie so lange verteidigen, bis Hilfe kommt.«
    Der Hauptmann zeigte mehrere Schwachpunkte der Verteidigung auf der Schiefertafel.
    »Und deshalb«, fuhr Harald Wever fort, »hat der Stadtrat beschlossen, die Stadt aufzugeben und dem Feind nur verbrannte Erde zu hinterlassen.«
    »Und ich habe vorgeschlagen, die Häuser nicht einfach in Brand zu setzen, sondern den Dänen eine feurige Überraschung zu bereiten«, ergänzte Jannick. »Du bist doch erfahren im Umgang mit Pulver. Wie viel braucht man, um ein Haus in die Luft zu jagen?«
    »Du hast die Absicht, die Häuser zu sprengen?« Simon starrte seinen Bruder mit großen Augen an.
    »Ja, kurz bevor die Dänen die Stadt überrennen. Sie glauben, sie hätten leichtes Spiel, und dann fliegt ihnen alles um die Ohren.«
    »Das ist teuflisch!«
    »Du redest schon wie dein künftiger Schwiegervater.« Jannick lachte. »Hast du etwa Gewissensbisse?«
    »Keineswegs. Aber es ist mit einem Wagnis verbunden. Unsere Männer müssen lange genug in der Stadt bleiben, um die Lunten zu zünden. Und wenn jemand versagt, erobern die Dänen nicht nur das Haus, sondern auch das Schwarzpulver. Es wäre sicherer, die Häuser niederzubrennen.«
    »Mag sein«, gab Harald Wever zu. »Aber der Plan Eures Bruders hat dem Rat gefallen. Wenn wir unsere Heimat verlassen müssen, dann soll sie niemand besitzen, und wer dennoch unsere Erde betritt, den sollen Feuer und Rauch in die Hölle holen. Als Warnung für alle Zeiten.«
    »Wollt Ihr etwa auch die Kirche sprengen?«
    »Nein«, wehrte Wever ab. »Sie wird als einziges Gebäude stehen bleiben, zum Ruhm Gottes. Die Dänen werden nicht wagen, sie zu schänden und den Zorn des Allmächtigen auf sich zu ziehen.«
    »Na, da wär ich mir man nicht so sicher«, mischte Kalle sich ein. »Auf Fehmarn haben die sich auch nicht um die Gotteshäuser geschert. Von einigen Kirchen sieht man heute noch die verkohlten Überreste.«
    »Deshalb haben sie auch Gottes Zorn auf sich gezogen und konnten die Insel nicht halten«, beharrte Wever.
    Kalle brummte etwas vor sich hin, aber so leise, dass es niemand verstehen konnte.
    »Also, Simon, zurück zu unserem Plan. Wie viel Pulver brauchst du?« Jannick ließ sich durch nichts beirren und brachte Simon damit zum Lächeln.
    »Wie viele Häuser soll ich sprengen?«
    »Am besten alle, die unmittelbar am Hafen stehen.« Willem deutete auf die entsprechenden Gebäude auf der Schiefertafel.
    »Gut.« Simon nahm die Kreide und rechnete die Pulvermenge aus.
    »Das wird ja ’n schöner Weltuntergang. Wie’s Jüngste Gericht«, meinte Kalle, als sie später zu Hinrichs Haus zurückkehrten.
    »Ja«, bestätigte Simon. Er war sich immer noch nicht sicher, ob der Plan nicht zu gewagt war. Es gab viele Unwägbarkeiten. Er hätte gern länger mit Jannick über seine Zweifel gesprochen, doch der war zurückgeblieben, um gemeinsam mit Willem zu überprüfen, ob die Pulvervorräte der Stadt ausreichten. Simon wünschte, er hätte ebenso viel Vertrauen wie sein Bruder gehabt. Aber wenn das Unternehmen von Erfolg gekrönt war, hätten die Dänen an dieser Niederlage lange zu kauen. Länger, als wenn sie nur verbrannte Erde vorfänden. Vermutlich sollten sie es wagen.
    Magnus zog eine finstere Miene, als Simon und Kalle den Schuppen betraten.
    »Es wird Zeit«, sagte Simon. »Du zeigst uns jetzt, wo du Claas erwartest.«
    Kalle trat einen Schritt vor, wollte Magnus offenbar wieder

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