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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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Ernst, mit einem Hauch von Resignation.
    Marieke kam in die Stube.
    »Herr Käpt’n, der Herr Stadtrat ist vor der Tür und möchte Euch sprechen.«
    »Schick ihn rein. Und bring uns was zu trinken.«
    »Den guten Wein aus Italien, Herr Käpt’n?«
    »Ja, ich denke, der könnt nicht schaden.« Dann wandte er sich wieder zu Brida um. »So, Deern, nu beruhig dich und lass uns hören, was Claas zu sagen hat. Vielleicht kann ich was für Erik tun, aber dazu brauch ich ’n bisschen Zeit.«
    Brida nickte. Ihr Herz schlug so heftig, dass es ihr in den Ohren pochte.
    Marieke führte Claas in die gute Stube und verschwand dann wieder, um den Wein zu holen.
    »Guten Abend, Hinrich, Brida.«
    »’NAbend, Claas. Komm, setz dich. Marieke bringt uns gleich Wein.«
    Der Stadtrat folgte der Aufforderung und nahm vor dem Kamin Platz. Brida zog sich ihren kleinen Stuhl heran.
    »Brida hat’s dir gewiss schon erzählt, nicht wahr?«
    »Die Sache mit Erik? Ja, das hat sie. War es wirklich nötig, ihn einzusperren?«
    »Was blieb mir anderes übrig? Der Pfarrer hat’s vorgeschlagen, und ich musste die Meute irgendwie zur Ruhe bringen.«
    »Und wie soll’s nun weitergehen?«
    Marieke brachte den Wein. Claas griff nach einem der tönernen Becher.
    »Tja, wie soll’s nun weitergehen?« Er drehte den Becher in der Hand und betrachtete dabei das Bild der Kogge, die in den Ton eingeritzt war. »Ich muss herausfinden, wer er wirklich ist. Und dann sehen wir weiter.«
    »Hast du denn schon einen Anhaltspunkt?«, fragte Hinrich. Brida fiel der wachsame Ausdruck in den Augen ihres Vaters auf. Er wollte wissen, was Erik gesagt und was er verschwiegen hatte.
    »Ich hatte das Gefühl, dass er um Ehrlichkeit bemüht ist.« Claas trank einen Schluck Wein. »Mmh, ein guter Tropfen.«
    »Der beste, den ich im Haus habe«, bestätigte Hinrich. »Also, du hattest den Eindruck, dass er offen und ehrlich zu dir war? Was hat er dir erzählt?«
    »Dass er sich nur an den Vornamen seines Bruders erinnert. Und daran, dass sein Großvater einen Hof in Vordingborg besitzt. Das passt übrigens zu dem Siegel.«
    »Du hast herausgefunden, zu wem es gehört?«
    Claas nickte. »Es ist das persönliche Siegel des dänischen Königs. Keines für die offiziellen Dokumente, sondern für seine private Korrespondenz.«
    »Des dänischen Königs!«, entfuhr es Brida. »Heißt das, Erik könnte zum engsten Kreis der dänischen Königsfamilie gehören?«
    »Ganz so weit möchte ich nicht gehen«, sagte der Stadtrat. »Aber Vordingborg ist der Sitz einiger vornehmer Familien. Nicht alle sind von Adel, es gibt auch einige wohlhabende Kaufmannssippen darunter, die vor dem Krieg gern in reiche Lübecker oder Rostocker Patrizierfamilien eingeheiratet haben. Möglicherweise entstammt Erik einer solchen Verbindung. Das würde erklären, warum er Deutsch mit lübschem Zungenschlag spricht.«
    »Eine bedenkenswerte Vermutung«, bestätigte Hinrich. »Hilft dir das bei deinen Nachforschungen weiter?«
    »Gewiss. Leider ist der Name Jannick recht häufig, aber wenn ich die richtigen Quellen anzapfe, könnte ich vielleicht bald erfahren, zu welcher Familie Erik gehört.«
    »Und dann?«, fragte Brida.
    »Dann bleibt abzuwarten, wie reich und mächtig diese Familie ist und was ihr die Rückkehr eines Sohns wert ist.«
    »Findest du das richtig?«, brauste Brida auf. »Ihn einfach zum Handelsgut zu machen? Was kann er dafür, dass sein Schiff im Sturm unterging? Wäre es nicht unsere Pflicht, einem Schiffbrüchigen selbstlos zu helfen, so wie es von einem wahren Christenmenschen gefordert wird? Anstatt ihn aufzupäppeln, um ihn dann zu verschachern?«
    Ein Lächeln stahl sich über Claas’ Lippen. Das erste Lächeln seit Langem. »Mir scheint, du hast mehr als einen Narren an dem jungen Mann gefressen, Brida.«
    Brida spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht stieg.
    »Er tut mir einfach nur leid, das ist alles.«
    »Sicher.« Claas nickte beschwichtigend. »Vielleicht wäre es auch ganz gut, wenn du zusammen mit Marieke noch mal nach ihm sähst. Sein Hemd war blutig, so als hätte sich eine alte Wunde wieder geöffnet.«
    Mit einem dankbaren Nicken nahm Brida Claas’ Versöhnungsangebot an.
    »Ich gehe am besten gleich. Wohin hast du ihn gebracht?«
    »Ins Gefängnis unter dem Rathaus. Melde dich in der Wachstube, dort zeigt man dir den Weg.«
    Brida erschrak. »Du hast ihn in den Kerker werfen lassen?« Sie erinnerte sich an alte Berichte über düstere Verliese mit schweren Ketten

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