Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
Vom Netzwerk:
rumschippern.«
    Erik grinste. »An mir soll’s nicht liegen. Wo geht’s lang?«
    Kalle zeigte auf den Landstreifen, der sich schmal vor ihnen abzeichnete.
    »Das ist Fehmarn. Sieht nicht weit aus, aber bis wir am Ziel sind, dauert’s ’ne gute Stunde.«
    »Na, dann los.« Erik griff nach seinem Riemen. Brida spürte deutlich, wie die Kräfte der Männer von den Ruderblättern aufgenommen wurden. Beide wollten sich in nichts nachstehen. Sie tauschte einen kurzen Blick mit Marieke. Männer …
    »Wie geht’s dem Käpt’n?«, fragte Marieke Brida leise.
    »Das kannste mich ruhig selber fragen.« Hinrich versuchte, sich ein wenig aufzurichten. »Der Seyfried soll mir nicht noch mal unter die Augen kommen.«
    »Vater, bleib bitte liegen!«
    »Ach, ich hör schon, Euch geht’s besser als gedacht, Herr Käpt’n. Da ha’m wir uns ja ganz unnötig Sorgen gemacht.«
    »Genau. Aber sag das mal der Brida.« Er zwinkerte Marieke zu, und auf einmal hatte Brida das Gefühl, als sei ihr eine Last von den Schultern genommen. Ihr Vater mochte angeschlagen sein, aber er besaß noch immer die Stärke, auf die sie ihr Leben lang vertraut hatte.
    »Was hast du alles gepackt, Marieke?«, fragte sie mit Blick auf die zahlreichen Bündel.
    »Och, nur ’n bisschen Wäsche und natürlich die Truhe mit den wichtigen Dokumenten, dem Geld und dem Schmuck Eurer Mutter.«
    »Das hast du gut gemacht, Marieke. Wer weiß, wie lange’s dauert«, sagte Hinrich erstaunlich munter. Brida wunderte sich, wie viel ein bisschen Ruhe und Wärme ausmachten.
    »Warum wolltest du, dass wir nach Fehmarn fliehen?«
    »Ach, Deern, weil alles andere zu gefährlich ist. Wenn keiner mehr weiß, wo wir sind, können wir vielleicht eher rausfinden, wer der Erik wirklich ist und warum man ihn umbringen will. Und anscheinend auch alle, die ihm gut sind.« Er tastete nach seiner Wunde.
    »Dann glaubst du auch, dass Claas nicht zu trauen ist?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Hinrich. »Aber lieber misstrau ich ’nem Freund, als dass ich dein Leben in Gefahr bring, weil ich die Augen verschließe.«
    Die Sonne sank immer tiefer, während sich das Boot im gleichmäßigen Rudertakt der Insel näherte. Brida war schon einige Male auf Fehmarn gewesen, aber Kalles Behausung kannte sie nicht.
    »So, hier ist es!«, rief der Schmuggler, als sie einen leeren weißen Strand erreicht hatten. Er zog sein Ruder an, und Erik tat es ihm gleich. Die beiden Männer sprangen aus dem Boot und zogen es näher an den Strand. Marieke wollte aufstehen, aber Kalle hielt sie zurück. »Weibervolk und Verletzte bleiben an Bord, bis das Boot an den Strand gezogen ist«, verkündete er.
    Sand und Muschelschalen knirschten unter dem hölzernen Boden.
    »So, das reicht«, erklärte Kalle. Brida und Marieke kletterten aus dem Boot, Erik half Hinrich. Der Kapitän bestand darauf, selbst zu gehen, musste sich dann aber doch von Erik stützen lassen.
    »Männer«, flüsterte Marieke Brida zu. »Müssen immer die Helden spielen.«
    »Oder sie sterben an ’nem kleinen Schnupfen«, ergänzte Brida lächelnd. Sie griff nach dem Korb mit dem Verbandszeug und einigen der Bündel, Marieke nahm den Rest. Kalle zog das Boot noch weiter an den Strand, bis hinter die Dünen.
    »Da vorn ist meine Kate«, sagte er und zeigte in eine unbestimmte Richtung hinter dem Strandgras.
    Kalles Kate erwies sich als reetgedecktes kleines Fachwerkhaus, das sich zwischen die Dünen duckte. Auf den ersten Blick schien er keine Nachbarn zu haben, aber als Brida den Blick etwas weiter schweifen ließ, entdeckte sie in einiger Entfernung ähnliche Häuschen. Und irgendwer musste sich in Kalles Abwesenheit auch um die Ziege und die Hühner gekümmert haben, die vor dem Haus herumliefen.
    Brida kannte diese Art einfacher kleiner Reetdachhäuser. Meist besaßen sie nur einen großen Wohnraum. Umso erstaunter war sie, als sie Kalles Haus betrat. Es gab nicht nur eine große Stube, sondern auch die einfache Herdstelle, die sie erwartet hatte, erwies sich als fest gemauerter Kamin, und die Wände waren kunstvoll mit Holz vertäfelt. Eine stabile Leiter führte auf den Dachboden hinauf, und schon ein kurzer Blick nach oben zeigte, dass sich dort ein richtiges Schlafzimmer befand. Doch das Erstaunlichste waren die kleinen Schlafnischen hinter der Holzvertäfelung. Winzige Kammern, die nur ein Bett beherbergten und mit einem Vorhang abgeteilt werden konnten.
    »Na, gefällt’s?«, fragte Kalle Brida mit verschmitztem Grinsen.
    »Wer

Weitere Kostenlose Bücher