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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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sein?«
    »Willem wusste es nicht.«
    »Zumindest hat er es Euch nicht gesagt«, entgegnete Erik. »Überlegt mal, Brida. Wer war derjenige, von dem wir uns Hinweise auf meine Herkunft erhofften? Weil er Verbindung zu Dänen hat?«
    »Claas!«
    »Richtig. Und nun denkt weiter. Stellt Euch vor, Claas trifft sich mit Dänen. Er bekommt Geld. Noch am gleichen Tag setzt er sich während der Ratsversammlung für meine Freilassung und die Bürgschaft Eures Vaters ein. Und noch einen Tag später versucht jemand, mich umzubringen. Claas stellt sich wieder auf meine Seite, verhindert, dass ich festgenommen werde. Tut er das aus reiner Menschenfreundlichkeit?«
    »Wenn er tatsächlich derjenige war, den Willems Mann sah«, sagte Brida.
    »Ja, wenn. Aber sagtet Ihr nicht auch, dass er viel Geld für die Heilung seiner todkranken Frau ausgegeben hat? Hätte er dann überhaupt noch genügend Mittel, um einen Schmarotzer wie Seyfried ruhigzustellen? Und was sollte Seyfried über ihn wissen? Dass er Geschäfte mit Dänen macht?«
    »Aber warum sollte Claas Geschäfte mit Dänen machen? Was könnte er ihnen anbieten?« Noch während Brida diese Frage stellte, kannte sie die Antwort. »Es geht um Euch, nicht wahr?«
    Erik nickte. »Ich habe immer noch keine Ahnung, wer ich bin. Aber mein Gefühl hat mich von Anfang an vor Vordingborg gewarnt. Irgendetwas muss dort vorgefallen sein.«
    »Und jetzt sind Euch Verfolger auf der Spur, die Euren Tod wollen. Dänen!«
    Erik nickte. »Und sie haben hier Verbündete.«
    »Etwa Claas?«, fragte Kalle, der die ganze Zeit aufmerksam zugehört hatte.
    »Vielleicht«, sagte Erik. »Was wäre, wenn Claas etwas über mich erfahren hat? Wenn er vielleicht längst weiß, wer ich bin? Und sich dafür bezahlen lässt, mich zu beseitigen?«
    »Das glaube ich einfach nicht«, sagte Brida. »Ich kenne Claas seit meiner Kindheit. Er war immer ein anständiger, aufrechter Mann. Jeder vertraut ihm. Er lässt sich nicht bestechen, und einen Mord würde er erst recht nicht planen.«
    »Manchmal ändern Menschen ihre Gesinnung«, entgegnete Erik. »Ich will ihm nicht unrecht tun, doch wir müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen.«
    »Deern«, hörte sie ihren Vater leise sagen. Sie beugte sich zu ihm hinunter.
    »Vielleicht geht’s ihm nur um Anna«, flüsterte Hinrich.
    »Was meinst du damit, Vater?«
    »Dass er Geld braucht, für immer neue Heilmittel.«
    Brida dachte an Annas Worte. Claas habe nach einem berühmten Arzt aus Magdeburg schicken lassen. Gewiss, das kostete Geld, aber Claas verfügte noch immer über einen ansehnlichen Besitz.
    »Womit könnte Seyfried Claas denn dann erpressen?«, fragte sie. Diesmal war es nicht ihr Vater, der antwortete, sondern Kalle.
    »Vielleicht wollte Claas auf ’ne Zaubersche zurückgreifen, um seiner Frau zu helfen. Oder sonst irgendwas machen, was nicht gottgefällig ist.«
    »Gibt’s hier denn Zaubersche?« Brida musterte Kalle fragend.
    »Ja, da gibt’s schon eine, die er vielleicht gefragt haben könnt. Aber zu der tät keiner gehen, der seinen Verstand beieinander hat. Die lebt drüben auf Fehmarn.«
    »Kennst du sie?«
    »Kann man nicht sagen. Ich meide die. Ist ’n komisches Weib.«
    »Ich glaub nicht, dass der Stadtrat sich auf Hexenkünste verlässt«, wandte Erik ein. »Das passt nicht zu ihm.«
    »Aber wenn er Angst um sein Weib hat? Der hängt wirklich an der Anna«, gab Brida zu bedenken. »Und als ich heute mit Anna sprach, sagte sie, sie hätte auch Angst um ihn, weil er sich nicht mit ihrem nahen Tod abfinden will.«
    »Dann passt es doch viel besser, dass er krumme Geschäfte für gutes Geld macht, anstatt sich mit dubiosen Hexen einzulassen«, sagte Erik.
    »Man merkt, dass Ihr Claas kaum kennt«, entgegnete sie.
    »Ja, vielleicht macht mich das nicht so blind für andere Möglichkeiten.«
    Brida schwieg. Es fiel ihr schwer, Claas etwas Unrechtes zu unterstellen. Andererseits, ihr Vater hatte deutlich gehört, dass er erpresst wurde.
    Marieke wartete schon am Hohen Ufer. Kalle band das Boot fest und ließ sich die Bündel geben, die sie gepackt hatte. Brida war erstaunt, was Marieke da angeschleppt hatte. Anscheinend hatte sie den halben Hausstand mitgenommen. Nachdem alles an Bord verstaut war, hob Kalle Marieke hoch und trug sie wie eine Braut ins Boot. Sie kicherte und drohte ihm scherzhaft Schläge für seinen unschicklichen Übergriff an.
    »Und jetzt heißt’s richtig rudern!«, rief Kalle Erik zu. »Nicht nur so ’n bisschen

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