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Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Schicksalsstürme: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Metzenthin
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reinkommen?«
    Brida nickte und ließ ihn in die Küche, auch wenn sie sein plötzliches Auftauchen verfluchte. Vater lag immer noch da draußen und verblutete womöglich.
    Nein, nicht daran denken!, mahnte sie sich. Ruhig bleiben, keinen Verdacht erregen.
    Kalle verschwand. Vermutlich wollte er Marieke warnen, die in der Kammer des Käpt’ns dessen Sachen packte.
    »Das ist so’ne Sache«, begann der Hauptmann, während er sich an den Küchentisch setzte. »Sagt, Brida, Ihr kennt diesen Erik doch recht gut, oder?«
    »Ja. Ich glaube auch nicht, dass er Vater getötet hat. Er und Vater schätzten sich, und die Menschenkenntnis meines Vaters steht außer Frage.« Sie setzte sich zu Willem, ohne den Umhang abzulegen.
    Der Hauptmann nickte.
    »Ich kann es mir auch nicht vorstellen. Erik machte auf mich einen ehrlichen Eindruck. Dennoch ist er geflohen.«
    »Könnt Ihr es ihm verdenken? Was tätet Ihr, wenn Ihr einen ganzen Ort gegen Euch hättet und der Pfarrer sich am feindseligsten von allen verhielte?« Es fiel Brida schwer, mit ruhiger Stimme zu sprechen. Jeder Augenblick zählte. Sie musste endlich zu ihrem Vater.
    »Ich wollte Euch nur zwei Fragen stellen, Brida, dann seid Ihr mich auch schon los.«
    Waren ihr die Gedanken so deutlich anzusehen?
    »Wohin, glaubt Ihr, könnte Erik geflohen sein? Könnte er versuchen, nach Dänemark zurückzukehren?«
    »Ich weiß es nicht. Er hat sein Gedächtnis verloren, wohin sollte er sich wenden? Nach Vordingborg vielleicht. Er hatte undeutliche Erinnerungen an diesen Ort.«
    »Dann bräuchte er ein Schiff.«
    »Vielleicht solltet Ihr die Schiffe am Hafen überprüfen«, schlug Brida vor.
    »Das habe ich schon getan, auch wenn es mehr als unwahrscheinlich ist, dass Erik sich gerade dort wieder blicken lässt. Und das bringt mich auf meine zweite Frage.«
    »Dann stellt sie.«
    »Brida, hier gehen seltsame Dinge vor. Ich kann nicht über alles mit Euch sprechen, weil vieles vertraulich ist. Aber ich habe beunruhigende Entdeckungen gemacht.«
    »Was für Entdeckungen?« Für kurze Zeit war die Furcht um ihren Vater in den Hintergrund getreten.
    Willem atmete tief durch. »Wenn Ihr Erik sehen solltet, sagt ihm, ich muss dringend mit ihm sprechen. Äußerst dringend.«
    »Warum sollte ich ihn sehen? Er wird doch verdächtigt, meinen Vater umgebracht zu haben.«
    »Ja, aber Ihr glaubt das nicht. Und ich auch nicht.«
    Er musterte Brida mit einem eindringlichen Blick.
    »Falls er Euch aufsucht, gebt mir umgehend Bescheid. Es ist von großer Bedeutung.«
    »Damit Ihr ihn festnehmen könnt?«
    »Nein, ich muss ihn etwas fragen. Etwas Wichtiges.«
    »Was?«
    Willem fuhr sich mit den Händen durch das Haar. Brida sah, wie heftig er mit sich rang.
    »Also gut, Brida. Einer meiner Männer hat vor ein paar Tagen eine Beobachtung gemacht. Ein Mann in einem dunklen Umhang hat auf ein kleines Boot gewartet. Die Männer sprachen leise, aber mein Mann hörte, dass sie Dänisch redeten. Was sie sagten, hat er nicht verstanden. Aber es wurde anscheinend Geld an den Wartenden übergeben.«
    »Und Ihr glaubt, dass Erik …«
    »Nein, Erik wurde erst Stunden später aus dem Gefängnis entlassen. Nachdem Stadtrat Claas sich in der Ratsversammlung noch einmal sehr für ihn und die Bürgschaft Eures Vaters eingesetzt hatte.«
    »Aber was steckt dann dahinter? Hat man jemanden erkannt?«
    Willem schüttelte den Kopf. »Die Männer waren bewaffnet. Wenn sie meinen Mann gesehen hätten, wäre das wohl sein Todesurteil gewesen. Er war allein und nur zufällig dort. Versteht Ihr, Brida, es treiben sich hier Dänen rum, und die Frage ist, was Erik damit zu tun hat. Sind sie seinetwegen hier? Und wenn ja, sind es seine Freunde oder Feinde? Wenn sie seine Freunde sind, dann ist er womöglich zu ihnen geflohen. Wenn sie seine Feinde sind, könnten sie die Mörder Eures Vaters sein, und Ihr seid alle in Gefahr. Also, wenn Ihr Erik seht, gebt Ihr mir dann Bescheid?«
    »Ich glaube nicht, dass er noch einmal hierher zurückkommt«, wich sie aus.
    »Ich verlasse mich auf Euch, Brida.«
    »Ich danke Euch für Eure Warnung«, entgegnete sie.
    Willem erhob sich und verließ das Haus. Brida atmete auf.
    Kaum war Willem draußen, stand Erik schon wieder neben ihr. Es war höchst erstaunlich, wie lautlos dieser Mann sich bewegen konnte, wenn er es darauf anlegte.
    »Eine bemerkenswerte Geschichte, die der Hauptmann da erzählt hat«, sagte er.
    »Ihr habt gelauscht? Wie konntet Ihr unbemerkt bleiben?«
    Erik grinste.

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